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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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spürten. »Sie war aufgeregt und hat nach dem Telefonat geweint«, dachte Asher laut nach. »Was könnte Estelle so sehr in Sorge versetzt haben, dass sie ohne nachzudenken auf diese Reise gegangen ist?«
    »Ihre Familie wahrscheinlich ...«, sagte Julen.
    »Selena!«, der junge Vengador und Asher hatten gleichzeitig gesprochen.
    »Natürlich! Eine Verbindung zwischen Zwillingen ist besonders intensiv, und wenn Selena Probleme hat, dann wird Estelle nichts davon abhalten, ihr zu Hilfe zu eilen! Aber wem sage ich das? Ich rede mit Kieran!« Asher wollte umgehend ein Portal in die Zwischenwelt öffnen, doch Julen hielt ihn zurück.
    »Vielleicht solltest du es erst einmal bei ihrem Freund versuchen.«
    »Dem Werwolf?«
    »Ist er das wirklich? Welch seltsamen Geschmack diese Selena hat!« Julen schüttelte sich. »Egal, ich würde ihn trotzdem zuerst fragen, es hat wenig Sinn auch noch die dritte Schwester mit hineinzuziehen ...«
    Asher stellte sich vor, wie sein Bruder darauf reagieren würde, wenn er ihm berichtete, dass ihm seine Seelengefährtin entwischt war. Er schloss das Portal wieder, das silbern hinter ihm schimmerte, und zog sein Handy aus der Tasche. Julen gab einen anerkennenden Pfiff von sich. »Ein Bibliothekar mit ultramodernem Smartphone, wer hätte das gedacht!« Sekunden später lauschte er seinem Telefonat mit Erik.
    »Du hast es gehört. Ich möchte wetten, sie sind bereits auf dem Weg in die Bretagne.«
    »Und dort hinten geht gerade die Sonne auf.« Julen wies über die Dächer der Stadt in Richtung Osten, wo sich der Horizont allmählich rosa färbte. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gerne von hier verschwinden. Ich steh nicht so auf diese Art von Erleuchtung.« Er sah Asher prüfend an, dann traf er eine Entscheidung. »Wenn du willst, kannst du den Tag bei mir verbringen.« Der Bibliothekar nickte und gemeinsam traten sie in die Zwischenwelt ein. Ihr Weg durch die erwachenden Straßen von Paris hätte viel zu lange gedauert.
    Julens Wohnung lag im 9. Arrondissement zwischen der Oper und den Grands Boulevards. Asher wusste nicht genau, wie er sich die Behausung seines jungen Kollegen vorgestellt hatte, aber das hatte er nicht erwartet. Nicht nur waren die hohen Räume modern möbliert, sie wirkten gepflegt, und es gab zu seinem größten Erstaunen sogar Bücher, Hunderte. Als habe er Ashers Gedanken erraten, sagte Julen: »Etwas anderes, als du gedacht hast, nicht wahr?« Er betätigte eine Fernbedienung, Jalousien senkten sich, um die Morgensonne auszusperren, gleichzeitig ging das Licht an und leise Musik ertönte im Hintergrund. Er lachte und öffnete den Kühlschrank. »Um ehrlich zu sein, ich habe die Wohnung von einem Freund übernommen. Die Einrichtung gefiel mir und so habe ich sie behalten – ebenso wie die nette Dame, die hier regelmäßig für Ordnung sorgt.«
    Asher fing geschickt einen Beutel auf, den Julen ihm zuwarf, und sah sich nach einem Glas um. »Danke. Mir wäre es allerdings lieber, wir könnten sofort aufbrechen, anstatt den Tag hier zu vertrödeln.«
    »Wie alt bist du wirklich?« Julen hatte diese Frage schon seit längerem stellen wollen. Ein Vampir, den das Sonnenlicht nicht daran zu hindern schien, quer durchs Land zu reisen, musste bereits außerordentlich lange auf dieser Welt sein. Er selbst fühlte sich abgeschlagen und müde, sobald der Tag anbrach, und hätte dort draußen unter einem wolkenlosen Himmel wie heute nicht lange überlebt.
    »Ich habe zwar keine Ahnung, warum mein Alter im Augenblick eine Rolle spielen sollte, aber wenn du es so gerne wissen möchtest, bitte: Ich wurde im Monat des Mars im Jahre 609 der neuen Zeitrechnung geboren.«
    »Du bist Kierans älterer Bruder und – ein Vengador!«
    »So ist es. Obwohl ich technisch gesehen nicht mehr aktiv bin. Und nun hätte ich gerne ein sauberes Glas, wenn es nicht zu viele Umstände macht.«
    Julen starrte ihn einen Moment lang ungläubig an und reichte ihm dann das Gewünschte. »Okay! Warum bist du wirklich hier?«
    Asher trank, wischte sich seinen Mund mit einem sauberen Taschentuch ab und betrachtete einen winzigen roten Fleck auf dem weißen Leinen, als sinnierte er über dessen Form. Dann faltete er das Tuch sorgfältig zusammen und steckte es zurück in seine Hosentasche. Er gab einen Laut von sich, der verdächtig nach einem Seufzen klang, und setzte sich in einen futuristisch geformten Sessel. »Ich dachte, wir hätten diese Frage schon geklärt. Estelle hat das Potential zu

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