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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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durch das Dickicht, direkt auf einen Haufen Steine zu, als habe sich dort soeben das Paradies für sie geöffnet. Manon verschwand hinter einer riesigen Eiche, Selena aber drehte sich nach Estelle um. Komm doch, es ist herrlich!
    Auf keinen Fall, ihr spinnt ja! Lasst mich hier bloß nicht alleine.
    Ihre Schwester zögerte, doch dann kam sie langsam zurück. Sie wandte sich mehrfach mit einem so sehnsüchtigen Blick um, dass Estelle vor Mitleid beinahe gerufen hätte, sie solle zu den Steinen gehen, wenn es ihr so viel bedeutete. Plötzlich stieß Selena einen Schrei aus und fuchtelte wild mit den Armen. Estelle wollte sich umdrehen, um zu sehen, was sie nun schon wieder entdeckt hatte, da traf ein harter Schlag ihre Schläfe und sie sackte ohnmächtig zusammen.
    Als sie wieder zu sich kam, waren ihre Augen verbunden und in ihrem Mund steckte ein Stofffetzen, der so widerlich stank, dass sie nur mit Mühe einen Brechreiz unterdrückten konnte. Estelle lag in einem Auto, der Kälte nach zu urteilen wahrscheinlich in einem Transporter, der mit ziemlich hoher Geschwindigkeit über eine unebene Straße fuhr. Sie wurden entführt. Selena?
    Hier bin ich! Etwas berührte ihre Hand und sie schwankte zwischen Erleichterung und Entsetzen. Selena lebte, aber sie war ebenfalls gefangen und gefesselt worden.
    Wo ist Manon?
    Ich weiß nicht. Estelle, es ist alles so undeutlich.
    Hast du Schmerzen?
    Bange Sekunden des Wartens begannen, bis sie endlich eine Antwort erhielt: Es scheint zumindest nichts gebrochen zu sein.
    Bleib ganz ruhig, ich versuche herauszufinden, was passiert ist. Tu einfach so, als wärst du noch nicht wieder zu dir gekommen.
    Estelle öffnete sich behutsam. Doch sie hätte sich damit keine so große Mühe geben müssen. Die zwei Männer, in deren Wagen sie nach einer heftigen Bremsung nun über einen Feldweg holperten, besaßen überhaupt keine Magie. Sie waren einfach nur sterbliche Verbrecher. Erleichterung überflutete sie einen Augenblick lang, bis die bange Frage zurückkam, wieso sie entführt worden waren. Die Antwort erhielt sie umgehend. Eine grobe Hand begann, sich zwischen ihren Beinen zu schaffen zu machen. Sie hielt die Luft an und wagte es nicht, sich zu wehren. Es war niemandem geholfen, wenn sie Selena noch mehr beunruhigte.
    »Die ist immer noch weggetreten. Du hättest nicht so hart zuschlagen sollen«, sagte jetzt jemand mit solch einem seltsamen Akzent, dass Estelle trotz ihrer guten Französischkenntnisse Mühe hatte, den Mann zu verstehen. Der andere war nicht viel besser. »Und du nimm deine Pfoten aus dem Honigtopf. Du weißt, dass sie die Mädchen frisch haben wollen.«
    Die Hand auf ihrer Jeans verschwand und Estelle war froh, dass deren Knöpfe sich extrem schwer öffnen ließen. Weiter als bis zum obersten war das Schwein nicht gekommen.
    »Die geilen Bonzen werden ordentlich Geld rauslegen, wenn sie sehen, was wir ihnen gebracht haben. In so einem Doppelpack hatten die ihren Spaß bestimmt noch nie.«
    »Was weißt du schon von deren Vorlieben! Marcel sagt ...« Estelle erfuhr nie, was dieser Marcel zu sagen hatte, denn der Transporter bremste scharf, sie wurde gegen ihre Schwester geschleudert und etwas Hartes prasselte auf ihren Rücken.
    »Sieh, was du gemacht hast. Jetzt ist das Brennholz umgekippt.« Der Sprecher klang unwirsch und zog sie an ihren Fußfesseln über den harten Boden, schob einige Scheite beiseite und hob Estelle hoch, nur um sie gleich darauf wie einen Sack Mehl über seine Schulter zu werfen, dass ihr die Luft wegblieb. Dennoch gab es etwas, was sie noch mehr erschreckte: Die Luft vibrierte plötzlich vor Magie. Kannst du es auch fühlen?, kam die bange Frage von Selena. Maskiere dich so gut du kannst, raunte Estelle in die Gedanken ihrer Schwester und hoffte, stark genug zu sein, um sie beide zu beschützen. Doch Selena hatte hinzugelernt, im Nu war ihre Präsenz selbst für sie kaum noch spürbar.
    »Leicht wie eine Feder«, murmelte ihr Entführer und sein Brustkorb vibrierte. »Wenn die bloß nicht nur den halben Preis bezahlen. Da ist ja gar nichts dran.«
    »Halt den Mund und bring den Comte nicht auf dumme Gedanken.«
    Ihr Träger schwieg und ging mit schweren Schritten eine Treppe hinauf. Dem Geräusch nach zu urteilen, das seine Stiefel dabei machten, war sie aus Stein. Dabei fummelte er an ihrer Augenbinde herum. Sie hätte ihn beruhigen können. Der Stoff schnitt in ihre Haut und sie sah leider absolut nichts. Seinem Geruch nach zu urteilen hatte er

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