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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Jemand legte seinen schützenden Arm um ihre Schultern und führte sie hinaus – frische Luft strömte durch ihre Lungen, ihr Herzschlag normalisierte sich.
    »Atme!« Ihr Retter machte es ihr vor und sie folgte seinen Anweisungen. Dabei spürte sie seinen Atem auf ihrer empfindlichen Haut. Schließlich wagte Estelle einen kurzen Blick und sah in bekannte nachtblaue Augen.
    »Asher?«
    Sie roch ihr eigenes Blut und es löste eine Reaktion aus, mit der sie nicht gerechnet hatte. Einerseits wollte sie mit ihrer Zunge das Rinnsal fortlecken, das zähflüssig ihren Mundwinkel hinablief, andererseits wünschte sie sich in diesem Moment nichts mehr, als dass er von ihren Lippen trank. Was war das? Sie hasste Blut!
    »Du musst gleichmäßig Luft holen«, riss er sie aus ihren Überlegungen.
    Nach einigen tiefen Atemzügen konnte sie klarer denken: »Was machst du denn hier? Gibt es im Backstagebereich einen geheimen Buchbasar, von dem ich nicht weiß?«
    Warum war ihr eigentlich sein hinreißendes Grübchen noch nicht aufgefallen? Bestimmt verstieß es gegen das Gesetz, wenn ein ausgewiesen langweiliger Typ ein dermaßen verführerisches Lächeln besaß. Ashers Mund schwebte zum Küssen nahe über dem ihren, und einen winzigen Augenblick lang glaubte sie, ihre Lippen würden sich tatsächlich berühren. Sie spürte erneut etwas Feuchtes im Mundwinkel, war das seine Zunge oder ihr eigenes Blut, sie wusste es nicht, und es war ihr auch egal, wenn er sie nur endlich küsste!
    Asher war schockiert. Lust, so intensiv wie nie zuvor, wallte in ihm auf, kaum dass er ihre zarte Gestalt in seinen Armen hielt. Dann sah er das Blut und beobachtete fasziniert, wie ihre kleine Zunge blitzschnell darüberfuhr und den winzigen Tropfen ableckte. Sein Körper reagierte sofort, und er konnte nur hoffen, dass Estelle in ihrem Zustand nichts davon bemerkte. Asher wusste, dass es besser gewesen wäre, sie sofort freizugeben. Nur eine kurze Berührung. Der ständig präsente Hunger lockte ihn mit verführerischen Erinnerungen daran, wie sich warmes Blut in seiner Kehle anfühlte, wenn man den Puls eines rasenden Herzens auf seinen Lippen spürte. Er streckt die Hand aus. Behutsam zeichnete der Vampir mit dem Daumen die Konturen ihres Gesichts nach, berührte ihre vollen Lippen und fragte sich dabei, wie sich die zarte Haut wohl anfühlen würde, wenn er sie küsste. Ihr Atem ging schneller und der Mund öffnete sich leicht. Oh ja, sie wollte es auch!
    »Estelle!«
    Die Fee in seinen Armen zuckte zusammen und richtete sich mit schlechtem Gewissen auf.
    »Asher?« Manons Stimme klang scharf.
    Bisher hatte die Freundin sich nicht durch ungünstiges Timing hervorgetan, dachte Estelle. Sie würden darüber reden müssen. Später.
    Jetzt mischte sich auch Julen ein. »Was ist hier los?« Estelle glaubte, ein verächtliches Schnaufen zu hören, und erinnerte sich plötzlich daran, dass sie sich immer noch in sehr intimer Weise an Asher schmiegte. Sie trat einen Schritt zurück und versuchte, so harmlos wie möglich zu wirken. Natürlich brannten ihre Wangen. Aber war das ein Wunder? Welche Frau würde nicht ein Problem mit dem Blutdruck bekommen, wenn sie an einem Abend von zwei verführerischen Männern geküsst wurde. Und Asher hätte sie geküsst, auch wenn er nun wieder wie der etwas zerzauste Antiquar wirkte, als den sie ihn kennengelernt hatte.
    »Was ist passiert?«, wiederholte Julen und machte Anstalten, sie in seine Arme zu schließen. Estelle wich instinktiv zurück, obwohl seine Berührungen normalerweise Balsam für ihre aufgewühlten Sinne waren. Tränen schossen in ihre Augen und sie wandte sich ab, doch nicht rechtzeitig genug, um in Asher eine Zufriedenheit zu spüren, die sie verunsicherte. Gleich darauf nahm sie wieder seine übliche Indifferenz und den beruhigenden Geruch uralter Bücher, Spuren von frischer Zitrone und exotischen Hölzern wahr. Unwillkürlich machte sie einen Schritt auf ihn zu, ihre Hände zitterten. Manon ergriff rasch die Initiative und führte Estelle in eine abgelegene Ecke. Dabei lag ihre warme Hand federleicht auf ihrem Arm. Anstatt, wie erwartet, erneut in Panik zu geraten, meinte Estelle, geradezu fühlen zu können, wie die Wogen in ihrer Seele einer heiteren Gelassenheit Platz machten. Ein Blick zurück zeigte ihr, dass das Konzert inzwischen beendet war, denn immer mehr Menschen strömten aus der Halle hinaus in die Nacht. Asher und Julen starrten sich wortlos an. Nichts davon berührte Estelle und als

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