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Die Sternseherin

Titel: Die Sternseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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gab Estelle schließlich stockend zu und wusste nicht genau, wie er ihr Geständnis aufnehmen würde. Lag es nicht in der Natur der Vampire, Angst und Schrecken zu verbreiten?
    Aber Asher war nicht beleidigt. Ganz im Gegenteil, am liebsten hätte er ihre Tränen fortgeküsst. Stattdessen reichte er ihr ein sauberes Taschentuch, mit dem sie ihre Augen selbst trocknete. »Danke. Du bist der einzige Mann, den ich kenne, der immer noch edle Leinentücher benutzt wie vor hundert Jahren.«
    »Was ist eigentlich verkehrt an einer guten Tradition und etwas Stil?« Er blinzelte. »Meine Geschwister halten mich für einen altmodischen Langweiler und werfen mir ständig vor, dass ich außer Büchern nichts anderes mehr im Kopf hätte.«
    »Mir gefällt altmodisch und Bücher sind das Schönste auf der Welt!« Sie faltete sein Taschentuch ordentlich zusammen und steckte es ein. »Keine Sorge, du bekommst es wieder!«, interpretierte sie seinen erstaunten Gesichtsausdruck falsch.
    Sie liebt Bücher! Asher erinnerte er sich daran, wie erschrocken Estelle bei ihrer ersten Begegnung gewesen war, als der billige Rotwein aus ihrer Tasche in eines seiner Bücher zu laufen drohte. Vielleicht hatte Kieran doch recht und die Partnerschaft mit einer unsterblichen Gefährtin war mehr als verrückt spielende Hormone und heißer Sex – Seelenpartner oder nicht. »Was verbindet dich mit Julen?« Er fühlte sich, als überquere er ein Minenfeld. Jetzt bekam er auch noch Probleme, weil seine Reißzähne ihr Versteck im Kiefer verließen. Der Gedanke an den Nebenbuhler machte ihn wütend. Glücklicherweise entging Estelle dieser kurze Ausrutscher.
    »Ich dachte, er sei ein Freund. Aber das ...« Sie machte eine vage Handbewegung. »Warum hat er mich belogen?«
    Wer würde nicht das Blaue vom Himmel lügen, wenn er dadurch das Vertrauen einer so bezaubernden Fee erschleichen konnte. Du bist keinen Deut besser!, mahnte Ashers schlechtes Gewissen und er sagte: »Vielleicht wollte er dich nicht beunruhigen.«
    »Mag sein, aber er wollte mich auch benutzen, um an dieses Grimoire heranzukommen. Wahrscheinlich stimmt es überhaupt nicht, dass darin ein Zauber gegen meine Anfälle zu finden ist.«
    Den gab es gewiss nicht, denn ihre Anfälle, wie sie es nannte, hielt er für einen wichtigen Teil ihrer Magie. Asher war sicher, sie würde bald lernen, ihre Kräfte zu beherrschen. »Visionen?«, fragte er trotzdem, um mehr zu erfahren.
    »Wie neulich, als ich während des Konzerts einfach umgekippt bin. Sie kommen ganz plötzlich und fangen immer auf die gleiche Weise an. Ich sehe Sterne am Himmel. Sie sind wunderschön. Ganz plötzlich wird einer von ihnen größer, heller und heißer, bis er mich verbrennt und zu einem Strudel aus rot glühender Lava werden lässt. Dann beginnen die Kopfschmerzen und die Stimmen um mich herum werden lauter. Schreckliche Bilder tauchen vor mir auf und manchmal sehe ich auch Ereignisse voraus – nie angenehme, immer nur fürchterliche Schicksale. Diese Bilder von Tod und Blut verfolgen mich bis in meine Träume, und was während des Anfalls mit mir passiert, hast du ja selbst gesehen.« Sie hatte das Taschentuch wieder hervorgezogen und wischte sich damit über die Augen. »In dem Grimoire soll ein Zauber stehen, der dagegen hilft.«
    Asher sah sie nachdenklich an. »Seit wann hast du diese Anfälle?«
    Sie überlegte. »Es fing vor etwa einem Jahr an. Zuerst waren sie nicht so schlimm und ich dachte, wenn ich ein wenig Zeit für mich selbst hätte und nicht immer auf meine kleine Schwester aufpassen müsste, dann würden sie wieder verschwinden.
    »Deshalb bist du nach Paris gegangen.«
    »Das weißt du also auch. Dort wurde aber alles nur noch schlimmer. Nach einer Weile konnte ich auch meine empathischen Kräfte nicht mehr wie früher kontrollieren.« Sie erinnerte sich an die Stimmen und Emotionen, die sie überrollt hatten wie die aufgewühlte See.
    Asher nickte verständnisvoll. Wie jeder Vampir hatte er vor langer Zeit lernen müssen, seine nach der Transformation plötzlich übersensiblen Sinne mithilfe eines mentalen Schildes zu schützen und sämtliche Eindrücke jederzeit zu filtern.
    »Was hat dir Manon noch erzählt?« Asher hatte schon eine passende Lüge auf der Zunge, als sie ihn auf einmal starr ansah.
    »Deine Augen!« Plötzlich erinnerte sie sich, woher sie seine ungewöhnliche Augenfarbe kannte. Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie weitere Parallelen. »Nicht Manon. Du weißt es von Kieran. Ihr seid

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