Die Sternseherin
gleichermaßen darstellte. Ihre Fingerspitzen berührten seine Wangen, ohne eine Spur des bezaubernden Grübchens wahrzunehmen. Die Sache schien ernst zu sein.
»Später!« Eine ganze Welt sinnlicher Versprechen lag in diesem einen Wort.
Julen öffnete die Wagentür und glitt auf den Rücksitz.
Asher wandte sich um. »Du solltest bei Estelle bleiben!« Er klang ungeduldig. »Nun?«
»Während du fort warst, kam eine Frau aus dem Haus. Sie wirkte aufgebracht.«
Estelle wollte verhindern, dass die beiden stritten. »Was hast du über den Inhaber der Telefonnummer herausgefunden?«
Asher ließ sich glücklicherweise von ihrer Frage ablenken, er sah sie an. »Wir sind auf der richtigen Spur. Das Haus ist außerordentlich gut geschützt und bestimmt hätte ich schlafende Hunde geweckt, wäre ich eingedrungen. Julen, deine Talente dürften hier gefragt sein. Aber ich muss dich warnen, wer auch immer die magischen Siegel an diesem Haus angebracht hat, versteht sein Handwerk.« Er legte wie beiläufig einen Arm um Estelles Schulter: »Und was kannst du von der Sterblichen berichten?«
Julen starrte mehrere Minuten aus dem Fenster. »Als ich sie sah, nahm ich an, dass sie wichtig für uns sein könnte. Darum bin ich ihr gefolgt. Und ich war nicht allein, der Dämon hat mich aber nicht bemerkt.«
»Dämon?«
»Meinst du den Typ, der nach ihr herauskam?« Estelle rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her. Dämonen? Was kommt denn noch?
Julen sah sie an und schien doch Asher zu meinen. »Gesehen habe ich den Kerl nicht, aber das war auch nicht notwendig. Er fühlte sich nach Vampir an, aber da war noch etwas anderes. Wenn wir es mit ihm zu tun haben, dann wäre jede Nachlässigkeit tödlich! Es würde zudem die Magie erklären, die du rund um das Haus gespürt hast.«
»Du meinst Urian!«
»Woher ...?« Julen verstummte. Natürlich wusste jemand, der vertrauten Umgang mit einem Vampir wie dem Statthalter von Cambridge pflegte, auch über wichtige Ereignisse in der magischen Welt Bescheid. »Was weißt du von ihm?«
Estelle mischte sich ein. »Kann mir bitte jemand erklären, von wem hier die Rede ist?«
»Urian ist ein Bastard!« Julens Stimme klang eine Spur dunkler als üblich.
Sie hob fragend eine Augenbraue und Asher erklärte: »Das darf man ruhig wörtlich nehmen. Sein Vater war ein Dämon, seine Mutter eine geborene Vampirin.« Er blickte Julen an, als wolle er noch mehr über Urians Familienverhältnisse sagen, entschied sich dann aber dagegen. »Er scheint einen persönlichen Rachefeldzug gegen seine vampirischen Verwandten zu führen, die ihn nach dem Tod seiner Eltern verstoßen haben.
Estelle schob Ashers Arm beiseite und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Julen wollte gerade seinen Mund öffnen, da sagte Asher: »Zunächst möchte ich wissen, wohin Urian, falls er es denn war, der Sterblichen gefolgt ist.«
»Sie ist direkt zu ihrem Hotel gegangen. Er hat das Gebäude eine Zeit lang beobachtet und ist dann verschwunden. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um ihre Sicherheit.«
»Was schlägst du vor?«
»Dass wir heute etwas komfortabler wohnen werden.«
Dagegen hatte Estelle nichts einzuwenden, sie startete den Motor und folgte Julens Anweisung.
Es dauerte nicht lange, bis sie in der Rezeption des Hotels in einem riesigen Ledersessel saß. Neben ihr stand Julen, der nur scheinbar gelangweilt an der Wand lehnte. Sie war ziemlich sicher, dass er das Kommen und Gehen in der Halle genau beobachtete. Asher kam mit zwei Schlüsseln in der Hand auf sie zu, und als Julen nach einem davon greifen wollte, zog er beide rasch weg. »Die gute Nachricht ist, dass wir ein Zimmer bekommen haben, die schlechte ist, dass es nur eines ist.«
»Nur eines? Das ist doch nicht dein Ernst!«, stöhnte Julen. »Ich hasse Sofas!«
»Du kannst gerne im Cottage schlafen!«
»Vielen Dank!«, fauchte Julen, der genau wusste, dass er das Haus ohne Ashers Hilfe nicht wiederfinden würde.
Es stellte sich heraus, dass dieses freie Zimmer die einzige Suite des Hauses war, von der aus die Bewohner zwar einen hübschen Ausblick hatten, deren Fenster sich aber trotz der schweren Samtgardinen nicht so weit verdunkeln ließen, um einem Dunkelelf auch tagsüber einen angenehmen Aufenthalt zu bieten.
»Meinst du, der Sessel passt in den Schrank?« Julen schaute skeptisch.
»Sei nicht albern!« Asher öffnete die Badezimmertür. »Kein Fenster! Das muss zur Not genügen. Aber jetzt sollten wir schleunigst deine Blondine finden, bevor
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