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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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Vielleicht fliegt Clark raus. Wayne betrifft das nicht. Polen ist nicht sein Geschäftsgebiet. Dave wollte nur, dass er, Wayne, Clark zur Seite steht, damit Clark die ganze Sache nicht noch mehr vermasselt.
    Das Glück ist Clark weder in den Staaten noch später in Frankfurt hold gewesen, also landete er schließlich in Prag. Nun wackelt sein Stuhl auch hier. Dave meint, er sei ausgebrannt. Ein Anwalt ohne Biss. Tauge höchstens dazu, Papier im Kopierer nachzufüllen. Dabei war Clark, drei Jahre älter als Wayne, sogar in Yale und musste nicht wie Wayne in einem verschlafenen Nest hocken, an der Uni in Dover, Hauptstadt von Delaware, wo um neun Uhr abends die Bürgersteige hochgeklappt wurden und die großen Gesellschaftsereignisse aus einem Anglerwettbewerb und einem Rockfestival bestanden. Auf Letzterem war sogar einmal R.E.M. aufgetreten, was noch fünf Jahre später ein beliebtes Gesprächsthema abgab.
    Bereits im Frühjahr hat Clark den Vertrag mit einem deutschen Stromkonzern in den Sand gesetzt. Und jetzt die Sache mit den Polen. Bei ihm zu Hause scheint es auch nicht gut zu laufen. Einmal beim Mittagessen hat Wayne Clarks Marie mit einem jüngeren Kollegen beobachtet, einem aus der IT -Abteilung. Sie haben sich nicht geküsst, das nicht, aber Wayne fiel die Zärtlichkeit auf, mit der Marie die Schulter des jungen Mannes berührte. Hätte sie ihre Hand eine Sekunde früher zurückgezogen, wäre ihm die Berührung gar nicht aufgefallen. Aber diese Sekunde zu viel sagte alles. Bei Clark ist die Kacke am Dampfen. Marie ist eine sehr gut aussehende Frau. Wayne hat schon einige Male unter der Dusche an sie gedacht.
    Wie gut, denkt Wayne, dass er nicht ähnlichen Stress an der Backe hat. Dass es zwischen ihm und der Kleinen gut läuft. Er mag sie. Und sie ihn. Eigentlich könnten sie auch heiraten.
    »See you, cocksucker.«
    Clark steht auf solche Sprüche, das weiß er. Für einen kurzen Moment kann man damit sogar seine Stimmung aufhellen.
    Wayne fährt in die Garage.
    Am Fahrstuhl trifft er Julia, die ganz kurz vor ihm angekommen sein muss. Vor drei Jahren, als sie eingestellt wurde, befand sich Dave auf einer Geschäftsreise, Wayne musste die Entscheidung allein treffen. Julia hat ein einfaches schwarzes Kostüm und Pumps an. Beim Autofahren trägt sie Sportschuhe, die sie dann unterm Sitz verstaut. Wayne weiß das, weil sie einmal vergessen hat, die Schuhe zu wechseln.
    Sie lächeln sich an. Die Fahrstuhltür schließt sich und sie schweben in die gläserne Büroetage hinauf.
    Für den Bruchteil einer Sekunde stellt sich Wayne vor, wie er den Fahrstuhl im Zwischenstock anhält und sich auf Julia stürzt. Er presst sie gegen die Wand, schiebt ihren Rock hoch, spreizt ihr die Beine und öffnet seine Hose. Er sieht sich mit beiden Händen gegen den Spiegel gestützt sein Gesicht beobachten. Wie in einem B-Movie. Wayne weiß schon jetzt, welche Bilder er sich morgen unter der Dusche vorstellen wird. Diesmal würde es bestimmt klappen.
    Sie plaudern ein wenig. Julia erzählt von ihrem verlängerten Wochenende in Kopenhagen, sie redet vom Café Norden und lässt das ganze verträumte Touristengequassel von köstlichem Kirschkuchen vom Stapel, den 0,3l-Bierflaschen und den Fahrrädern, die man an jeder Straßenecke mieten kann, sie plappert begeistert von der kleinen Meerjungfrau, die so klein ist, dass sie sich beinah im Meer verliert, berichtet vom Besuch des Design-Museums und darüber, dass sie in Christiania zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder Gras geraucht hat. Wayne darf sie das sagen. Julia und ihr Freund verbringen jeden Monat ein verlängertes Wochenende im Ausland. Um zu ficken? Das möchte Wayne am liebsten wissen. Wie oft sie in Kopenhagen gekommen ist. Ob überhaupt.
    »Ich würde so gerne alle Großstädte der Welt sehen.«
    »Ich auch.«
    Vor seinen Augen sieht er seinen Schwanz in ihrer nassen Möse verschwinden.
    »Jede ist komplett anders. London, Rom, Lissabon …«
    »Das stimmt.«
    Er stellt sich vor, wie sie ihm einen bläst. Wie er sie danach leckt. Sie ist bestimmt rasiert da unten.
    Plötzlich überfällt ihn eine große Müdigkeit. Er hat ja bereits alles gesehen. Bevor er nach Prag gekommen ist, hat er es in New York, Washington und New Jersey versucht. Er wollte nicht zu Hause bleiben. In New York gefiel es ihm gut, es gab dort aber keine Stelle für ihn. In Washington hätte man zwar was für ihn gehabt, aber er wollte sich nicht als Referendar durchschlagen. Schließlich landete er

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