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Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu

Titel: Die Stille in Prag - Rudis, J: Stille in Prag - Potichu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Rudis
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Auto.«
    »Woher weißt du das?«
    »Einen Škoda.«
    »Ford.«
    »Toll.«
    »Aber ich freue mich wirklich.«
    »Ich weiß. Ich gönne es dir wirklich, meine Süße.«
    »Wenn wir es nicht gleich tun, tun wir es vielleicht nie. Das weiß ich. Und dann trenne ich mich wieder und muss wieder einen Neuen kennenlernen und mühsam rausfinden, ob er ins Waschbecken pinkelt und ob er sich die Nasenhaare trimmt. Mir macht das echt keinen Spaß mehr. Ich will nicht wieder einen Neuen kennenlernen müssen. Weißt du, wie oft ich das schon gemacht habe?«
    »Zwölfmal.«
    »Eben. Also muss die Dreizehn meine Glückszahl sein.«
    »Dann nichts wie los.«
    »Da ist noch was …«
    »Ihr kauft euch einen Gartengrill.«
    »Du bist blöd …«
    »Nein, nur neidisch.«
    Hana blickt aus dem Fenster. Eine leere Straßenbahn donnert vorbei und lässt die Gläser auf dem Tisch erzittern. Sie bestellt einen Espresso. Trinkt einen Schluck Wein. Sie fühlt sich leicht berauscht.
    »Wollen wir heute Abend ausgehen? So wie früher?«, fragt Milena.
    »Du meinst, wie früher, als wir jung waren? Aber wir sind doch noch nicht alt.«
    »Na, ein bisschen alt sind wir schon.«
    »Solange man Sportschuhe trägt, bleibt man jung.«
    »Ich trage keine Sportschuhe.«
    »Trink ein Weinchen mit mir und du wirst gleich sehen, wie jung du noch bist.«
    »Kann ich nicht.«
    »Dann bist du wohl doch etwas alt geworden.«
    »Vor allem etwas schwanger bin ich geworden.«
    »Wie: etwas?«
    »Im dritten Monat.«
    »Das ist die Nachricht des Jahres! Das schönste und klügste Kind in dieser blöden stinkenden Republik ist auf dem Weg. Der erste Versuch?«
    »Kann man so sagen.«
    »Die werdende Mutter okay?«
    »Ja.«
    »Willst du wirklich ausgehen? In deinem Zustand?«
    »Jaa. Lass uns mal gucken, was läuft.«
    Milena holt aus der Handtasche eine Zeitung und blättert im Kulturteil. Früher haben sie sich oft die Nächte um die Ohren geschlagen. In Bars. In Kneipen und diversen Clubs und auf diversen Partys. Milena liest vor: Roxy. Die Disco in Újezd. Akropolis.
    »Irgendeine Band aus Berlin. Wenn der Deutsche rockt, sprießt bei ihm automatisch der Schnauzer«, lacht Milena.
    »Die Tschechen kriegen vom Rock wiederum ’ne Wampe. Von dem vielen Bier. Und eh man sich umsieht, stecken ihre Füße in Frotteesocken und Sandalen.«
    »Lieber ’ne Bierwampe als ’nen Schnauzer. Wenn er es dir mit dem Mund macht, kratzt das total.«
    »Ich mag das, wenn man ihn dabei spürt. Ich muss wissen, dass ich einen echten Kerl im Bett hab und kein Rehkitz, das sich nicht mal traut, meinen Hintern anzufassen.«
    »Ein Rehkitz ist aber auch ganz süß.«
    »Ich bevorzuge es, etwas härter rangenommen zu werden.«
    »Nicht gerade gendermäßig korrekt.«
    »Aber es ist gut. Und so will ich es auch. Seine Pranken auf meinem Hintern. Seine knackigen Arschbacken und meine Hände drauf. Das ist die Basis. So ’ne Art Faustregel.«
    »Schlaffe Arschbacken kommen nicht in Frage.«
    »Schlaff bleibt einfach schlaff.«
    »Was schlaff ist, bleibt für immer schlaff.«
    »Amen.«
    Sie lachen beide.
    »Also, wer spielt heute Abend im Akropolis?«
    »Na, diese U-Bahn aus Berlin. Als Vorband haben sie Kill the Barbie .«
    »Hätt ich Lust zu.«
    »Weißt du was? Ich liebe ihn vielleicht schon.«
    »Wen? Wayne?«
    »Den aus Lissabon. Ich ruf ihn an.«
    »Mach keinen Blödsinn …«
    »Ist kein Blödsinn. Ich bin total okay.«
    »Klar. Nur ein ganz kleines bisschen angetüdelt …«
    »Nach einem Glas Wein?«
    »Naja, eher nach einer Flasche Wein.«
    »Ist doch nicht schlimm, oder?«

NESTOR
    D ie Telefonnummer auf dem Aquarium fällt ihm nicht gleich auf. Dafür sieht er sofort, dass Nestor zwischen den Luftblasen auf der Wasseroberfläche herumwirbelt. Sein Bauch ist weiß und ganz dick. Petr zieht ihn heraus.
    Eine Weile läuft er verwirrt mit Nestor in der Hand durch die Wohnung. Klebrige Wassertropfen fließen seinen Arm herunter. Sie fallen auf den Boden. Wie er es schon einmal erlebt hat. Tours. Klára. Das schmelzende Vanilleeis.
    Er könnte ihn im Blumentopf vergraben. In den Lichtschacht werfen. Oder im Klo herunterspülen.
    Zum Schluss landet Nestor im Mülleimer.
    Erst dann bemerkt Petr die Telefonnummer auf der gläsernen Wand.
    Das Wasser aus dem Aquarium kippt er in die Badewanne. Sand, Steine und Pflanzen kommen in den Müll, der gelbe Bathyscaphe Trieste auf den Kühlschrank. Wenn er nach draußen geht, nimmt er die Mülltüte mit Nestor mit.
    Er schreibt Vanda eine SMS,

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