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Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Die Stille über dem Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clara Salaman
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Leben wieder auf die Reihe kam.
    Er bezahlte mit Franks Bargeld, als Smudge zurückkam und meinte, sie könnte Clem nirgendwo finden. Er ließ sie mit den Tüten zurück und machte sich noch einmal selbst auf die Suche, durch sämtliche Gänge, schneller diesmal, doch mit demselben Ergebnis. Sie nahmen die Tüten und gingen hinaus. Auch dort war weit und breit nichts von ihr zu sehen. Vermutlich war sie zum Boot zurückgekehrt. Sie machten sich auf den Weg, kamen allerdings nur schleppend voran, weil Smudge unter der Last der schweren Tüten stöhnte und alle paar Meter stehen bleiben musste. Schließlich erreichten sie den Hafeneingang, doch Johnny sah bereits vom Steg aus, dass das Boot immer noch abgeschlossen war. Clem war nicht dort. Er ging am Ufer auf und ab. Vielleicht hatte sie sich irgendwo hingesetzt und starrte aufs Meer hinaus oder sah sich die anderen Jachten an. Doch er fand sie nicht. Sie war auch nicht auf dem Deck, das Cockpit war abgeschlossen und Johnny hatte den einzigen Schlüssel dafür. Er musste wieder daran denken, wie sie im Supermarkt gestanden hatte, gedankenverloren den Blick ins Leere gerichtet. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als ein Gedanke allmählich Gestalt annahm: Sie war fort. Sie hatte ihn verlassen.
    Er ließ die Tüten auf den Holzsteg fallen und wies Smudge an, auf dem Boot zu warten, ehe er kehrtmachte und zurück zum Supermarkt rannte, so schnell, dass seine Lungen brannten. Um ein Haar riss er eine Frau von den Füßen, als er durch die Gänge stürmte. Er blieb an der Stelle stehen, wo er sie zum letzten Mal gesehen hatte, um herauszufinden, was sie sich angesehen haben könnte. Müsli. Cornflakes. Zuhause. Sie versuchte, nach Hause zurückzukommen.
    Er rannte hinaus und die Straße entlang in den Stadtkern. Seine Knie zitterten. Es war Spätnachmittag. Die Läden schlossen gerade nach der Mittagspause wieder auf, und die Straßen füllten sich allmählich. Er bahnte sich einen Weg durch die Einkaufenden, hielt nach einer grünen Tasche Ausschau, rannte hierhin und dorthin, in Läden, in winzige Seitengassen, blieb an Kreuzungen stehen und sah sich suchend um, ehe er den Weg zum Meer einschlug. Schließlich gelangte er zum Hafen, wo die Fähren nach Sizilien und die anderen umliegenden Inseln an- und ablegten, Leute ein- und ausstiegen. Er drängte sich an den Menschenschlangen vorbei und rief unablässig »Chica, bolsa verde« – spanische Worte, die auf einer italienischen Insel nicht viel nützten. Schließlich sprang er auf eine kleine Fähre und drängte sich grob durch die Passagiere.
    »Clem!«, schrie er mit panischer Stimme. »Clemency!«
    Die Leute starrten ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Der Fährschaffner wollte seine Fahrkarte sehen und verwies ihn des Schiffes, als er keine vorzeigen konnte. Er sprang auf die nächste Fähre und rief Clems Namen, suchte die Gesichter der Passagiere ab und hämmerte gegen die Toilettentür. »Mi femme«, rief er wieder und wieder, während sich die Leute um ihn herum drängelten. Schließlich wurde ein Polizist auf den Aufruhr aufmerksam und trat auf den Steg. Auf keinen Fall die Polizei! Eilig sprang er von der Fähre und rannte die Straße entlang, bis ihn seine Beine nicht länger trugen.
    Es war dunkel, als er, atemlos und humpelnd, an Bord zurückkehrte. Sein letzter Hoffnungsschimmer erlosch jäh, als er Smudge inmitten von Bonbonpapierchen allein auf dem Deck sitzen sah. Mittlerweile war Clem längst über alle Berge. Smudge sah ihn erwartungsvoll an. Noch nicht einmal die Cockpittür hatte er ihr aufgeschlossen. Er schüttelte den Kopf, während die unaussprechliche Wahrheit in sein Bewusstsein sickerte.
    »O Johnny«, sagte sie betrübt. »Wieso verlieren wir bloß alle?«
    Er kramte den Schlüssel heraus und schloss die Cockpittüren auf. »Clem?«, rief er in die Stille hinein, wohl wissend, dass er keine Antwort bekommen würde.
    Erst ein paar Stunden später, als er, den Kopf auf den Händen aufgestützt, am Küchentisch saß, fiel sein Blick auf die Streichholzschachtel, die direkt vor seiner Nase lag. Es waren Swan Vestas, eine Marke aus ihrer Sammlung. Sein Name stand in winzigen Buchstaben auf der Seitenfläche. Er öffnete sie und blickte auf eine Ansammlung zerbrochener Muschelschalen und die Kette mit dem Herzanhänger – jenes Herz, das er ihr vor all den Jahren am Strand in Cornwall geschenkt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Das war es gewesen, was ihm an ihr

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