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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Angus Craigs Pubbesuch für sie die beste Zeit des Tages war.
    »Mrs. Craig, Sie haben bestimmt von der Polizeibeamtin gehört, die ertrunken ist – Rebecca Meredith.«
    »Ja. Die Ruderin. Das ganze Dorf hat über nichts anderes geredet.«
    »Hat Ihr Mann erwähnt, dass er sie kannte? Hat er Ihnen gesagt –«
    »Superintendent.« Ihre Stimme schien ihm Einhalt gebieten zu wollen – die einzige Form des Einspruchs, die sie sich gestattete. »Was immer es ist, das Sie glauben fragen zu müssen, Sie dürfen nicht vergessen, dass er mein Mann ist.« Ihre Worte hatten trotz ihrer Verzweiflung etwas Endgültiges.
    Sie drehte sich ein wenig, und als das Licht ihr Gesicht erfasste, glaubte er in ihren Zügen einen abgrundtiefen Schmerz zu erkennen. Dann ging sie an ihm vorbei. »Ich muss nach Hause. Ich hab Barney schon zu lange allein gelassen.«
    »Barney?«, wiederholte er verwirrt. Es waren doch sicherlich keine kleinen Kinder mehr im Haus.
    »Mein Hund. Angus kümmert sich nicht um ihn, wenn er allein zu Hause ist. Gute Nacht, Superintendent.«
    »Gute Nacht, Mrs. Craig«, sagte er. Und obwohl sie denselben Weg hatten, erwies er ihr die Höflichkeit, sie allein gehen zu lassen, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war.
    Gemma hatte Melody sofort angerufen, nachdem sie Bettys Wohnung verlassen hatte. Sie wollte gleich aufs Revier kommen, doch Melody zögerte einen Moment und sagte dann: »Hm, ich glaube, das ist keine so gute Idee, Chefin. Wie wär’s, wenn wir irgendwo zusammen was trinken? Ich schlage vor, im Duke of Wellington. Ich bin bestimmt vor dir dort.«
    Gemma kannte das Pub an der Ecke Portobello Road und Elgin Crescent recht gut, zumindest von außen. Bei schönem Wetter spielte dort am Samstagnachmittag ein Jazzgitarristen-Duo vor dem Lokal, und Gemma war schon oft stehengeblieben, um den beiden mit einem Lächeln auf den Lippen zu lauschen und ihnen ein oder zwei Pfund in den offenen Gitarrenkasten zu werfen.
    Doch jetzt wurde ihr bewusst, dass sie das Pub noch nie betreten hatte. Und wenn Melody vor ihr da sein wollte, dann musste sie bei ihrem Anruf schon ganz in der Nähe gewesen sein.
    Es war ein viktorianisches Haus mit blassrosa verputzter Fassade, das auf den ersten Blick nicht besonders einnehmend wirkte. Doch als Gemma von der Portobello Road kommend eintrat, fand sie eine angenehm lebhafte Atmosphäre vor. Sie entdeckte Melody sofort – sie saß an einem kleinen, hohen Tisch im hinteren Teil des Lokals. Gemma ging um die Theke herum auf sie zu und setzte sich auf den freien Barhocker.
    Melody drückte ihr ein Glas in die Hand. »Ich habe dir einen Gin Tonic bestellt. Den wirst du brauchen.«
    »Was ist passiert?«, fragte Gemma. »Und was tust du hier in der Gegend?«
    »Als du nicht ans Telefon gegangen bist, habe ich bei euch zu Hause angerufen und mit Kit geredet. Er sagte, du seiest bei Betty. Da wollte ich dich abholen.«
    Melody sah angespannt aus, und ihre dunklen Haare waren von dem kühlen Wind, der mit Einbruch der Dämmerung aufgekommen war, zerzaust. Es sah ihr gar nicht ähnlich, dass sie sich nicht die Zeit genommen hatte, ihre Frisur in Ordnung zu bringen. Sie trank einen Schluck aus ihrem Glas, das, wie Gemma sah, bereits halb leer war.
    »Chefin, ich habe etwas gefunden. Ich bin, nachdem du heute Morgen gegangen bist, die Akten gleich noch einmal von hinten nach vorne durchgegangen. Nimm erst einmal das hier.« Melody griff in ihre Tasche und reichte Gemma ein Blatt Papier.
    Gemma überflog die Namensliste.
    »Sechs weibliche Polizeibeamte in den vergangenen zehn Jahren«, erklärte Melody. »Ihre Berichte weichen in Einzelheiten voneinander ab, aber sie folgen alle einem Grundmuster. Die Frauen waren alle entweder Singles, oder ihre Ehemänner beziehungsweise Partner – in einem Fall die Partnerin – waren gerade nicht zu Hause. Die Frauen kamen alle aus dem Pub oder von einer Feier zurück, und jedes Mal hatte der Anlass etwas mit ihrer Arbeit zu tun. Alle gaben an, sie seien von einem Mann überfallen worden, der in ihrem Haus oder Garten oder auf der Straße auf sie gewartet habe. Keine berichtete von offensichtlichen Anzeichen für einen Einbruch in ihrer Wohnung. Und keine konnte ihren Vergewaltiger identifizieren.«
    Gemma starrte sie an. Hastig nahm sie einen Schluck von ihrem Drink, ehe sie sich die Liste noch einmal vornahm. Der Gin brannte ihr in der Kehle, und sie musste husten. »Unterschiedliche Bezirke?«, fragte sie, sobald sie wieder sprechen

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