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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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enthalten gewesen war – ein Foto von Angus Craig. Er trug einen Abendanzug und stand in einer Gruppe ähnlich gekleideter Männer, in denen Gemma zum Teil andere Polizeibeamte des höheren Dienstes erkannte.
    »Der Commissioner’s Ball«, erklärte Melody, ehe Gemma nachfragen konnte. »Letztes Jahr. Aus den immer wieder nützlichen Archiven der Chronicle. Und jetzt kommt’s: Eine Angestellte des Churchill hat damals zu Protokoll gegeben, sie habe Jenny an dem bewussten Abend im Gespräch mit einem Mann beobachtet.Aber das Lokal war sehr voll, und sie konnte sich nur undeutlich erinnern. Die einzige Beschreibung, die sie liefern konnte, war, dass er ›mittleren Alters‹ gewesen sei. Nicht sehr hilfreich, wenn man keinen Vergleich hat.«
    Gemma richtete sich so abrupt auf, dass sie mit dem Knie gegen den kleinen Tisch stieß, der darauf bedenklich ins Wanken geriet. Sie hielt ihr Glas fest. »Hast du mit der Frau gesprochen?«
    »Ich bin gleich ins Churchill gegangen. Die Inhaberin sagte mir, der Name der Kellnerin sei Rosamond Koestler. Sie war die letzten paar Tage im Urlaub in Frankreich, aber morgen arbeitet sie wieder. Ihre Schicht beginnt um zwölf.«
    Gemma schwirrte der Kopf. Konnte es wirklich so einfach sein, wenn Angus Craig sich schon seit so vielen Jahren an Frauen verging? Aber manchmal, wenn man sehr, sehr viel Glück hatte – manchmal war es so einfach. Alles, was sie brauchten, war eine solide Zeugenaussage, die ausreichte, um eine DNS -Probe zu beantragen.
    Dann würde es keine Rolle spielen, ob die anderen Polizistinnen sich immer noch weigerten, gegen ihn auszusagen. Jenny Hart war alles, was sie brauchten. Und wenn die Proben übereinstimmten, dann würde Angus Craig sein ganzer Einfluss nichts mehr nützen – der Anklage wegen Mordes würde er nicht entgehen.

18
    Dass unsere Partnerschaft funktionierte, beruhte nicht auf Glück, sondern auf intensivem Training, einem Schuss Kreativität und absoluter Konzentration auf das Ziel.
    Brad Alan Lewis, Assault on Lake Casitas
    Als Kincaid in Henley ankam, folgte er der New Street hinunter zum Themseufer, vorbei am Hotel du Vin und an Freddie Attertons Wohnung. Er stellte den Wagen auf einem Parkplatz direkt am Fluss ab, von wo er die Lichter der Henley Bridge und den Leander-Club auf der anderen Seite sehen konnte.
    Es war inzwischen völlig dunkel, aber er stellte sich die Szenerie so vor, wie sie sich am späten Nachmittag des vergangenen Montags dargeboten haben musste – das schwindende Licht auf dem Fluss, das schlanke Boot, gespenstisch weiß im Dämmerlicht, wie es sich vom Anleger des Leander abstieß.
    Er ließ das Autofenster herunter und lauschte, hörte im Geist das leise Plätschern der Ruderblätter, das rhythmische Quietschen des Rollsitzes, der sich auf den Schienen vor- und zurückbewegte, das dumpfe Geräusch, mit dem die Skulls gegen die Dollen stießen, während das Boot vorüberglitt. Und schließlich in der Dunkelheit verschwand.
    Widerstrebend wandte er den Blick vom Fluss ab und schaltete das Handy ein, um seine Nachrichten abzuhören. Nichts von Chief Superintendent Childs – doch seine Erleichterung war nur von kurzer Dauer, als er über die Konsequenzen nachdachte.
    Hieß das etwa, dass Craig sich nicht über Kincaids Besuch und seine Anschuldigungen beschwert hatte? Dass er erst einmal abwartete, ob seine Drohungen ausgereicht hatten, um Kincaid abzuschrecken?
    Und wenn dem so wäre, war das ein weiterer Beweis seiner Schuld?
    Oder war es nur so, dass Craig sich zuerst der nötigen Unterstützung versicherte und dass sein Gegenschlag noch bevorstand?
    Aber es spielte keine Rolle, ob Craig jetzt oder später zurückschlug, dachte Kincaid – er hatte jetzt auch nicht mehr Beweise gegen Craig in der Hand als vor seinem Gespräch mit ihm. Im Gegenteil, nachdem Craig möglicherweise sowohl für Montagnachmittag als auch für Mittwochabend ein Alibi hatte, waren es sogar noch weniger.
    Er blickte wieder auf den Fluss hinaus und ging die Abfolge der Ereignisse durch, wie er sie rekonstruiert hatte. Wenn Rebecca Meredith kurz nach halb fünf vom Leander losgerudert war, dann hatte sie irgendwann zwischen fünf und halb sechs Temple Island umrundet und begonnen, flussaufwärts zurückzurudern.
    War es denkbar, dass Craig Rebecca um fünf Uhr ermordet hatte, dass er anschließend nass und verdreckt, wie er war, zu seinem Wagen zurückgegangen und nach Hambleden gefahren war, um sich zu Hause zu waschen und umzuziehen

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