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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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und dann noch vor sechs ins Pub zu spazieren, als wäre nichts geschehen?
    Auf jeden Fall nicht ohne Wissen seiner Frau, falls sie zu Hause gewesen war; allerdings glaubte Kincaid sicher davon ausgehen zu können, dass er von Edie Craig keine belastende Aussage bekommen würde.
    Sie brauchten Sachbeweise, um Craig mit dem Verbrechen in Verbindung zu bringen – Haare, Fasern oder Fußabdrücke am mutmaßlichen Tatort, die von ihm stammten oder mit Spuren in seinem Wagen übereinstimmten. Aber auch das stünde auf wackligen Beinen, da sie keinen unwiderlegbaren Beweis hatten, dass Rebecca Meredith tatsächlich an der von Kieran bezeichneten Stelle ermordet worden war. In jedem Fall hatte Kincaid nicht genug konkrete Indizien gegen Craig in der Hand, um einen Spurenvergleich beantragen zu können.
    Und selbst wenn er Craig den Mord an Rebecca nachweisen könnte, sah es immer noch danach aus, dass er ein wasserdichtes Alibi für den Zeitpunkt des Brandanschlags auf Kierans Bootsschuppen hatte.
    Doch wenn Craig Kieran nicht angegriffen hatte, wer dann? Nicht Freddie Atterton, wenn die Verbindungsdaten und die Aussage seiner Exschwiegermutter sein Alibi bestätigten.
    Kincaid überlegte, ob er in Henley bleiben sollte. Sollte er noch einmal mit Atterton sprechen? Oder sich Kieran Connolly ein zweites Mal vornehmen? Er hatte das Gefühl, gegen eine Wand zu rennen, doch er wusste genau, dass dort hinter der Wand irgendetwas war – wenn er es nur sehen könnte. Und wenn er den richtigen Leuten die richtigen Fragen stellte. Aber wem und welche Fragen?
    Die Luft, die vom Fluss her wehte, war kalt. Er fröstelte und schloss das Fenster, und er war kurz davor, sich im Red Lion ein Zimmer zu nehmen, als sein Handy klingelte. Er erschrak so, dass er es fast fallen ließ, doch nachdem er es endlich richtigherum gedreht hatte, sah er, dass es nur Doug war.
    »Chef«, sagte Doug, sobald Kincaid sich gemeldet hatte. »Ich bin gerade im Yard angekommen. Ich habe –«
    »Haben Sie den Chief Super gesehen?«, unterbrach ihn Kincaid.
    »Nein, aber –«
    »Dann machen Sie sich besser unsichtbar. Ich bin nämlich in ein Wespennest getreten und will nicht, dass Sie auch gestochen werden.«
    Es war einen Moment lang still, während Doug die Information verarbeitete. Dann sagte er: »Ich bin in Ihrem Büro, und soviel ich weiß, ist der Chief schon nach Hause gegangen.« Vorsichtig fügte er hinzu: »Ähm, das Gespräch ist wohl nicht so gut gelaufen, nehme ich an?«
    »Kommt drauf an, wie man es sieht.« Kincaid gab sich Mühe, seine Stimme ruhig zu halten. »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass er Rebecca Meredith vergewaltigt hat. Er hat es so gut wie zugegeben. Aber ich sehe einfach keine Möglichkeit, ihm den Mord nachzuweisen.«
    »Was ist mit Connollys Bootsschuppen?«
    Kincaid wand sich ein wenig. »Craig hat überrascht reagiert, als ich ihn fragte, wo er am Mittwochabend war. Ich glaube nicht, dass er von dem Anschlag wusste. Und angeblich war er zu der Zeit in London, in einer Besprechung mit sehr wichtigen Leuten , wie er sich ausdrückte.«
    »Aha. War einer von diesen wichtigen Leuten vielleicht Peter Gaskill?«
    »Würde mich nicht überraschen.«
    »Das ist ein Grund, weshalb ich anrufe.« Doug klang sehr zufrieden mit sich. »Ich habe ein bisschen recherchiert. Scheinen ziemlich dick miteinander zu sein, Ihr Freund Craig und Gaskill. Zum Beispiel in dem Sinne, dass Gaskill ihm seine Beförderung verdankt.«
    »Sie haben doch nicht mit Gaskill gesprochen, oder?«, fragte Kincaid alarmiert.
    »Nein. Ich wäre ihm sowieso aus dem Weg gegangen, aber er war heute Nachmittag gar nicht im Büro, sondern beim Golfen.«
    »Ach, tatsächlich?« Kincaid war gar nicht einmal so überrascht. »Welch ein Zufall. Unser Freund war nämlich auch beim Golfen. Mit wem haben Sie geredet?«
    »Mit DC Bisik. Offenbar hatte Sergeant Patterson recht, als sie sagte, sie wolle lieber nicht gesehen werden, wie sie sich mit uns unterhielt. Mit Dienstschluss gestern Abend ist sie in einen anderen Bezirk versetzt worden.«
    »Was?« Kincaids Hand krampfte sich um das Telefon. »Wohin?«
    »Dulwich. Ich habe auf dem Revier dort nachgefragt. Sie hat sich heute Morgen zum Dienst gemeldet; allerdings war der Inspector offenbar ein wenig überrascht – er hatte gar nicht gewusst, dass er noch einen Detective Sergeant brauchte.«
    Ohne Zweifel das Werk von Gaskill, dachte Kincaid. Und vermutlich auch von Craig – er hatte wohl eine Befehlskette

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