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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Zitronenspirale – genau wie sie es mochte. Ich weiß noch, dass sie müde aussah.« Rosamond rutschte auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte die tätowierten Unterarme vor der Brust.
    »Es war ein ziemliches Gedränge an der Bar, alle wollten bedient werden, also hat sie sich nach dem zweiten Drink ein Stückchen zurückgezogen. Da habe ich sie dann mit einem Mann reden sehen.« Rosamond runzelte die Stirn. »Ich hatte den Eindruck, dass sie ihn kannte – warum, weiß ich nicht genau. Wenn man in einer Bar arbeitet und die ganze Zeit Leute beobachtet, bekommt man einfach ein Gefühl für ihre Körpersprache. Und das sah anders aus, als wenn eine Frau von einem Fremden abgeschleppt wird.« Sie zuckte mit den Achseln. »Also, ich glaube, dieser Typ hat ihr einen Drink spendiert, aber ich bin mir nicht sicher. Ich habe ihn nicht bedient. Und später habe ich sie aus den Augen verloren. Das ist alles«, fügte Rosamond hinzu. Sie klang, als ob sie von sich selbst furchtbar enttäuscht wäre. »Als die Polizei dann zu uns kam, nachdem sie ihre Leiche gefunden hatten, konnte ich es nicht glauben. Wenn ich nur besser Acht gegeben hätte –«
    »Stopp«, unterbrach sie Melody. »Hören Sie sofort auf damit. Sie dürfen so etwas gar nicht erst denken. Nichts von dem, was passiert ist, war Ihre Schuld. Aber jetzt können Sie uns helfen.« Melody beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Sie konnten der Polizei damals keine sehr genaue Beschreibung liefern, auch nicht mit Hilfe des Polizeizeichners.«
    Rosamond schüttelte frustriert den Kopf. »Er sah einfach … gewöhnlich aus. Und ich habe nicht besonders auf ihn geachtet.« Sie dachte einen Moment nach. »Ich weiß, dass er älter war – er erinnerte mich an meinen Onkel John. Helles Haar, leichte Stirnglatze. Eher kräftig gebaut. Nicht sehr groß. Aber als der Polizeizeichner die einzelnen Züge zusammenfügte, passte es einfach nicht.«
    »Hatten Sie den Mann vorher schon einmal gesehen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen, wenn Sie ihm noch einmal begegneten? Es ist immerhin sechs Monate her.«
    Rosamond sah zuerst Melody an und dann Gemma. Ihre Miene war jetzt beunruhigt. »Ich weiß es nicht. Aber ich denke schon.«
    »Okay«, sagte Melody. »Machen Sie sich keine Gedanken. Ich zeige Ihnen jetzt ein Foto von einer Gruppe von Männern, und Sie sagen uns, ob Ihnen einer davon bekannt vorkommt. Das ist alles.«
    Sie zog das Foto aus ihrer Tasche, auf dem Angus Craig mit einer Gruppe anderer höherer Polizeibeamter abgebildet war, alle im Abendanzug. Es gab nichts, was ihn von den anderen abgehoben hätte, dachte Gemma – solange man nicht wusste, was es war.
    Sie merkte, dass sie den Atem anhielt.
    Rosamond nahm das Foto vorsichtig in die Hand und betrachtete es. Eine Weile wanderten ihre Augen von einer Seite des Bildes zur anderen. Dann starrte sie es plötzlich an und schnappte nach Luft.
    » O Gott. Ich kann es nicht glauben. Das ist er.« Sie tippte mit einem schwarz lackierten Fingernagel auf den Mann, der genau in der Mitte der Gruppe stand. Angus Craig.
    Kincaid hatte sich von DC Bell abholen lassen und war gerade in der SOKO -Zentrale angekommen, als Gemma anrief.
    »Wir haben ihn«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte vor unterdrückter Erregung.
    Er schloss die Augen. Es war zu gut, um wahr zu sein. »Hast du es schriftlich?«
    »Unterschrieben und beeidigt. Melody hat die junge Frau aufs Revier Notting Hill mitgenommen, um ihre Aussage aufzunehmen. Sie ist Jurastudentin, also weiß sie, was sie tut. Ihr Name ist Rosamond Koestler. Wir haben – Melody hat ihr erklärt«, verbesserte sich Gemma rasch, »dass es sie persönlich … in Schwierigkeiten bringen könnte, wenn sie ihn offiziell identifiziert. Wir haben vorgeschlagen, dass sie wenigstens für die nächsten paar Tage zu Freunden zieht und ihren Aufenthaltsort geheim hält. Sie hat dennoch darauf bestanden, eine Aussage zu machen.«
    »Glaubt ihr, dass sie ihn bei einer Gegenüberstellung identifizieren könnte?«
    »Zweifellos. Melody hat ihr ein Foto gezeigt, auf dem er in einer Gruppe beim Commissioner’s Ball steht. Sie hat ohne Zögern auf ihn gezeigt. Melody hat die Aussage an Doug im Yard weitergeleitet.«
    »Okay. Gut.« Kincaid musste sich erst mühsam sammeln. Erst jetzt wurde ihm bewusst, für wie unrealistisch er die Hoffnung gehalten hatte, sie könnten eine verlässliche Zeugenaussage bekommen, die Craig mit Jenny Hart am Abend

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