Die stillen Wasser des Todes - Roman
wir damit übersetzen? Alle miteinander?« Freddies Geste schloss die Hunde ein.
Kieran war immer noch ein wenig verwirrt von der unerwarteten Begegnung, aber er musste feststellen, dass er ganz froh um die Gesellschaft war, so ungewöhnlich sie auch sein mochte. »Ja, okay.« Er ließ die Leine fallen. »Finn, hol das Boot!«
Finn rannte zum Boot, nahm die Leine ins Maul und zog es ans Ufer. Sobald Kieran das Boot erreicht hatte und die Leine fasste, sprang Finn hinein und zog die Lefzen zu einem stolzen Grinsen hoch, wie es nur ein Labrador konnte.
»Ich wette, er würde lieber schwimmen«, meinte Freddie lachend.
Tosh sprang erst hinein, nachdem Kieran und Freddie zu Finn ins Boot gestiegen waren. Dabei zog sie ihre dunklen Augenbrauen zusammen – ein Blick, der zu sagen schien: Auf diesen Teil des Abenteuers hätte ich gerne verzichtet, aber ich mache das Beste draus.
Kieran ruderte sie zur Insel, wo Freddie das Boot mit raschen und geübten Bewegungen festmachte.
»Sie rudern auch, nicht wahr?«, fragte Kieran, als sie an Land stiegen.
»Früher«, antwortete Freddie. »Aber das ist lange her. Schnee von gestern.« Er zuckte mit den Achseln und deutete dann mit dem Kopf zum Schuppen. »Schauen wir uns den Schaden doch einmal an. Sind Sie bereit?«
Kieran befahl den Hunden zu warten, schluckte schwer und folgte ihm.
Es war nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Glasscherben, ein Matsch aus feuchter Asche, angesengte Balken – aber sein Werkzeug schien heil geblieben zu sein, und die Bausubstanz war offenbar noch intakt. Seine Kleider, sein Feldbett und seine persönlichen Gegenstände hatten zweifellos durch Rauch und Wasser Schaden genommen, doch diese Dinge waren alle ersetzbar oder verzichtbar.
Das Boot, an dem er gearbeitet hatte, war allerdings ruiniert. Sein GFK -Rumpf war blasig und rissig, und die versengten Stellen waren deutlich zu erkennen.
» O Gott«, stieß Kieran hervor und starrte es an. Er merkte, wie ihm schwindlig wurde. »Das – Ich habe keine Versicherung, die das abdeckt. Verdammt.«
Freddie trat neben ihn und besah sich das Boot. »Kann man das nicht mehr hinkriegen?«
»Na ja, vielleicht schon, aber das wird ein hartes Stück Arbeit, und auf jeden Fall müsste man erst mal die Schweinerei hier aufräumen und den Schuppen reparieren –« Kieran schüttelte entmutigt den Kopf.
»Hören Sie«, sagte Freddie zögerlich. »Ich weiß, das klingt jetzt komisch, aber wenn Sie jemanden brauchen, der mit anpackt, dann kann ich Ihnen helfen. Ich kann schmirgeln, schrubben oder kehren, was auch immer.«
Verdutzt betrachtete Kieran den Mann, den er zum ersten Mal vor dem Leander gesehen hatte. Da hatte er einen perfekt sitzenden Maßanzug getragen und ausgesehen, als hätte er sich noch nie einen Finger schmutzig gemacht. Aber Freddie Atterton war ein Oxford Blue – das hatte ihm Becca weiß Gott oft genug erzählt –, also musste er zäher sein, als er auf den ersten Blick wirkte. »Ich verstehe nicht«, sagte Kieran. »Warum sollten Sie –«
»Schauen Sie sich doch nur um«, unterbrach ihn Freddie und deutete auf die unversehrten Dosen mit Lösungsmittel, die Farben, die Poliertücher. »Ich halte ja nicht viel von Wundern, aber die Tatsache, dass von dieser Bude überhaupt noch was übrig ist – und von Ihnen –, ist wirklich mehr als verblüffend. Sie dürfen nicht einfach aufgeben. Es wäre – Es würde heißen, dass derjenige, der Ihnen und Becca das angetan hat, gewonnen hätte. Verstehen Sie?«
»Ich weiß nicht –«
Draußen gab Finn das unverkennbare kleine Jaulen von sich, mit dem er Menschen begrüßte, die er kannte und mochte.
»Hallo, Kieran«, rief jemand.
»Das ist John, mein Nachbar«, erklärte Kieran. Er hatte plötzlich das Gefühl, den Gestank der nassen Asche keine Sekunde länger aushalten zu können. »Gehen wir raus.«
Als sie in den kleinen Vorgarten traten, begrüßte John Kieran mit einem Handschlag und einem Klaps auf den Rücken. »Na, da hast du ja eine ganz schöne Beule abbekommen«, sagte er, »aber ich bin einfach nur froh, dich wieder auf den Beinen zu sehen. Hast uns neulich abends einen ganz schönen Schrecken eingejagt.«
Freddie streckte die Hand aus und stellte sich vor. Falls John sich fragte, in welcher Beziehung Freddie zu Kieran stand, war er zu höflich, um nachzufragen.
»Ich hab etwas für dich.« John hielt Kieran einen Schlüssel hin. »Dein Skiff ist in meinem Schuppen. Du kannst es dort lassen,
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