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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sich die Mühe gemacht hatten, sich zu kostümieren, waren alle den Werken von Lewis Carroll entsprungen.
    Gemmas Freundin und ehemalige Vermieterin Hazel Cavendish hatte ihrer Tochter Holly, die in Tobys Alter war, ein weißes Häschenkostüm angezogen. Es war eigentlich für Halloween gedacht, aber es taugte auch ganz gut für das Weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland .
    Wesley Howard hatte irgendwo in einer dunklen Ecke des Portobello-Markts einen alten Frack mit langen Schößen sowie einen verbeulten Zylinder aufgetrieben. Beides hatte er mit farbigen Bändern geschmückt, und mit seinen Dreadlocks, die unter der Krempe des Zylinders hervorquollen, gab er einen prächtigen Hutmacher ab.
    Betty Howard hatte für Gemma als Überraschung eine Herzkönigin-Schürze genäht, und Toby hatte sich natürlich als Pirat verkleidet. Als Gemma ihn sanft darauf hingewiesen hatte, dass in Alice gar keine Piraten vorkommen, hatte Toby entgegnet: »Dann ist es ein doofes Buch.« Gemma hatte den Verdacht, dass Toby immer irgendwie aus der Reihe tanzen würde.
    Kit war inzwischen in einem Alter, wo er glaubte, für Kostümfeste zu erwachsen zu sein, war aber nichtsdestotrotz recht stolz darauf, ein T -Shirt mit einer Falschen Suppenschildkröte gefunden zu haben.
    Und Charlotte mit ihrem Kleidchen und der Schleife im Haar – Charlotte schien es vor Aufregung die Sprache verschlagen zu haben, und sie starrte nur alle mit großen Augen an, sodass Gemma schon fürchtete, sie würde krank. Sie war da ein wenig wie Kit, und Kit schien sie auch zu verstehen. Er hatte sie beiseitegenommen und gefragt, ob sie ihm in der Küche helfen wolle, und nachdem sie ein paar Minuten mit ihm verbracht hatte, beschloss sie, dass sie lieber mit Toby und Holly spielen wollte. Doch sie war nach wie vor ungewöhnlich still.
    Es war eine sehr »erwachsene« Geburtstagsfeier für eine Dreijährige, dachte Gemma, als sie die Gesellschaft von der Küchentür aus beobachtete. Aber Charlotte fühlte sich in vielerlei Hinsicht unter Erwachsenen wohler als in Gesellschaft anderer Kinder, und inzwischen war Gemma ganz froh, dass sie die Einladung auf enge Freunde und Verwandte beschränkt hatten.
    Gemmas Schwester Cyn hatte mit der Begründung abgesagt, Brendan und Tiffani seien zu einer Halloweenparty eingeladen, die sie auf keinen Fall verpassen wollten. Gemma fand, dass sie eigentlich beleidigt sein müsste, weil Charlottes Geburtstag so offensichtlich an zweiter Stelle rangierte, aber in Wirklichkeit war sie einfach nur erleichtert.
    Ihre Eltern jedoch waren extra aus Leyton gekommen. Gemma ahnte, wie viel Mühe es ihre Mutter gekostet hatte, ihren Vater dazu zu überreden, die Bäckerei in den Händen der Angestellten zu lassen, zumal an einem Samstag, und deshalb widmete sie sich den beiden besonders aufmerksam und versuchte sie spüren zu lassen, wie froh sie war, sie dabeizuhaben.
    Sie hatte sie ins Esszimmer gesetzt und ihnen Tee und Teller mit Sandwiches serviert, die Kit sorgfältig in Herz- und Pikform geschnitten hatte. Als Erika sich zu ihnen gesellte, hörte Gemma ihren Vater brummen, er sei froh, dass es nicht wieder dieses »komische Essen« gebe – womit er, wie sie wusste, den karibischen Eintopf meinte, den Betty für ihre Hochzeitsfeier im August gekocht hatte.
    Seufzend wandte sie sich ab. Vielleicht wurde es Zeit, dass sie nicht mehr versuchte, den Horizont ihres Vaters zu erweitern. Sie war schon zufrieden, dass ihre Eltern sich entspannt mit Erika unterhielten und dass ihre Mutter munterer aussah als am vergangenen Wochenende in Glastonbury.
    War es wirklich erst eine Woche her, dachte sie, dass sie in Winnies Kirche ihr Eheversprechen wiederholt hatten?
    Kincaid kam aus dem Wohnzimmer, wo er mit Tim Cavendish geplaudert hatte, und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich habe die Hunde ins Arbeitszimmer gesperrt, damit sie ein bisschen zur Ruhe kommen.« Angesteckt von Tobys und Hollys Herumgerenne und Gekreische, waren die Hunde ganz toll geworden und hatten sich bellend in das Spiel der Kinder eingemischt. »Ich konnte richtig sehen, wie bei deinem Vater der Blutdruck in die Höhe geschossen ist«, sagte er leiser. Mit einer Kopfbewegung in Richtung ihrer Eltern fügte er hinzu: »Scheint ja ganz gut zu laufen.«
    »Ich habe ihnen einfach nur die Sandwiches mit Weißbrot gegeben. Das ist das ganze Geheimnis.«
    Er lächelte, und ihr wurde bewusst, dass sein Gesicht zum ersten Mal, seit er am Abend zuvor vom Yard

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