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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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solange du willst.« Er winkte ihnen zu und ging davon.
    »Ihr Skiff?«, fragte Freddie. Sein Blick ging zu Kierans altem Einer, der nahe dem Anleger aufgebockt war. »Ich dachte –«
    Wortlos ging Kieran zu Johns Schuppen und schloss ihn auf. Er machte die Doppeltür weit auf, sodass das Nachmittagslicht hineinfiel, und zog dann die Plane von dem Skiff. Beccas Skiff. Es war unversehrt, und obwohl er es selbst gebaut hatte, ließ der Anblick sein Herz höher schlagen.
    Freddie starrte zuerst das Boot an und dann ihn. »Sie haben das gebaut? Ein Skiff mit Holzrumpf?«
    »Ich weiß, dass die wenigsten noch mit so was Rennen fahren, aber ich dachte mir, wenn ich das Design ein bisschen modifiziere –«
    »Sie haben das gebaut«, wiederholte Freddie, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Er trat näher, fuhr mit der Hand über das seidige Holz des Rumpfs und fasste dann den geformten Sitz, um ihn auf den Schienen ein wenig hin und her zu schieben. »Für sie.«
    Kieran nickte.
    »Wusste sie davon?«
    »Nein. Ich dachte, ich würde es ihr sagen, wenn es fertig ist … Aber um ehrlich zu sein, ich bin nicht sicher, ob ich es ihr je gezeigt hätte. Sie hätte vielleicht nur gelacht. Oder schlimmer noch, hätte sich verpflichtet gefühlt, darin anzutreten.«
    Zum ersten Mal schien Freddie nicht zu wissen, was er erwidern sollte. Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Als er am Rand des Rasens angelangt war, blieb er stehen und blickte eine Weile auf den Fluss hinaus, dann sank er ins Gras und schlang die Arme um die Knie wie ein Kind, das Trost sucht. Kieran sah, wie ein Schauder seine Schultern erzittern ließ.
    Zögernd folgte Kieran ihm und ging neben ihm in die Hocke. Die Hunde stupsten ihn an, doch er schob sie weg.
    »Ich habe nie irgendetwas für sie gemacht«, flüsterte Freddie. Er hob den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchten Wangen. »Darum beneide ich Sie«, fügte er hinzu, und Kieran hörte die Bitterkeit in seiner Stimme.
    »Ich habe übrigens gelogen, als ich sagte, das mit euch beiden hätte mir nichts ausgemacht«, fuhr Freddie fort. »Nicht, dass ich irgendeinen Anspruch gehabt hätte – aber es ist nun mal so.« Er sah Kieran an. »Haben Sie sie geliebt?«
    Kieran nickte langsam.
    »Hat Becca Sie geliebt?«
    Kieran blieb nichts übrig, als der Wahrheit ins Auge zu sehen. Nach einer langen Pause sagte er: »Nein, das glaube ich nicht. Aber wir hatten eine Beziehung, die für eine Weile funktioniert hat … vielleicht, weil ich nichts von ihr verlangt habe. Weil ich wusste, dass sie nichts geben konnte.«
    Kincaid hatte Doug gebeten, die Zeugenaussage zusammen mit dem Antrag auf einen DNS -Abgleich an einen Untersuchungsrichter zu schicken, mit dem er schon oft zusammengearbeitet hatte – einen Mann, der ihm persönlich sympathisch war und von dem er glaubte, dass er sich durch Angus Craigs Drohungen nicht würde beeinflussen lassen.
    In London angekommen, machte er einen Zwischenstopp zu Hause, um sich in seinen grauen Paul-Smith-Anzug mit weißem Hemd und dunkelblauer Krawatte zu werfen. So fühlte er sich einigermaßen gewappnet.
    Laut der SMS , die er von Kit bekommen hatte, war Gemma mit allen Kindern bei ihrer Freundin Erika Rosenthal, wo sie für Charlottes morgige Geburtstagsparty braune Zuckerplätzchen backten.
    Kincaid hatte also keine Ausrede, das Gespräch weiter aufzuschieben, und er wusste, dass er Chief Superintendent Childs erwischen musste, bevor dieser ins Wochenende ging.
    Er fuhr zum Yard, holte sich bei Doug die Akte Jenny Hart und die Zeugenaussage von Rosamond Koestler ab und fuhr mit dem Lift nach oben.
    Childs’ Sekretärin winkte ihn gleich durch.
    Der Schreibtisch war wie üblich blitzblank, und wie immer schien Kincaids Chef selbst gerade mit Nichtstun beschäftigt. Dabei war Denis Childs der tüchtigste Vorgesetzte, den Kincaid kannte, und manchmal hatte er sich schon gefragt, ob Childs’ Gehirn nicht direkt an einen Computer angeschlossen war.
    »Sir.« Er nickte Childs zur Begrüßung zu.
    »Ach, du lieber Gott«, meinte Childs und legte die Fingerspitzen aneinander. »Was für eine förmliche Begrüßung.« Er musterte Kincaid von Kopf bis Fuß. »Und der Anzug. Sehr elegant, dieser konservative Touch, aber ich fürchte, das bedeutet, dass Sie mir etwas zu sagen haben, was mir nicht gefallen wird. Setzen Sie sich doch bitte, Duncan« – er deutete auf einen Stuhl – »und gehen Sie nicht wieder in meinem Büro auf und

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