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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ab. Davon bekomme ich Nackenschmerzen. Was haben Sie da?« Childs’ Blick heftete sich auf die Papiere in Kincaids Hand.
    Kincaid nahm Platz und reichte ihm die Akte und die Aussage. Dann legte er die Beine übereinander und verschränkte die Hände auf dem Schoß. Es war eine Childs-Pose, die sein Chef einsetzte, um unerschütterliche Gelassenheit zu demonstrieren, und Kincaid hoffte, dass er es wenigstens halb so gut hinbekam.
    Childs blätterte die Akte Jenny Hart rasch, aber mit leicht gerunzelter Stirn durch, und Kincaid hatte den Eindruck, dass er die Unterlagen nicht zum ersten Mal sah. Als er zum Ende kam, warf er Kincaid einen kurzen Blick zu, der vielleicht Überraschung ausdrückte.
    Dann wandte er sich Rosamond Koestlers Aussage zu. Während er las, verharrte er vollkommen reglos, und als er fertig war, blickte er auf und sah Kincaid an.
    »Ist das glaubwürdig?«
    »Laut Melody Talbot ja. Und ich habe absolutes Vertrauen in ihr Urteil.«
    Childs lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ich entdecke Gemmas Hand in dieser Geschichte. Und Ihre. Warum sonst sollte das Sapphire-Projekt plötzlich in einem Fall Nachermittlungen anstellen, der offenbar schon als ungelöst zu den Akten gelegt war?«
    »Das Sapphire-Projekt hat gezielt nach Fällen gesucht, bei denen das Tatmuster zu der von DCI Rebecca Meredith angezeigten Vergewaltigung passte«, gab Kincaid zu. »Auf meine Bitte hin. Aber DC Talbot hatte ganz bestimmt nicht damit gerechnet, das da zu finden.« Kincaid deutete auf die Hart-Akte.
    »Gab es noch andere Fälle, die in das Muster passten?«
    »Ja, mehrere. Aber nur einen Mord.«
    Childs musterte Kincaid mit seinem bedächtigen, unergründlichen Blick. Doch dann blitzte tief in seinen braunen Augen etwas auf, und Kincaid erkannte, was es war.
    Es war Zorn.
    »Ein unerwartetes Resultat«, sagte Childs ruhig. »Jenny Hart war eine gute Polizeibeamtin. Und eine Freundin von mir. Sie hat unter mir gearbeitet, als sie noch Detective Constable war.« Er trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch. »Sie haben einen richterlichen Beschluss für einen DNS -Abgleich beantragt? Und hoffentlich nicht bei einem dieser Burschen.« Er streifte das Foto, das Craig inmitten anderer leitender Beamter im Abendanzug zeigte, mit einem verachtungsvollen Blick.
    »So ist es, Sir.« Kincaid versuchte seine Überraschung zu verbergen, sowohl über Childs’ Enthüllung bezüglich Jenny Hart als auch über seine Bemerkung zu Craig und dessen Kumpels. »Müsste jeden Moment eintreffen.«
    »Ihnen ist aber doch klar, dass Sie damit der Lösung des Mordes an Rebecca Meredith keinen Schritt näher kommen«, sagte Childs. »Oder des Überfalls auf diesen Bootsbauer – wie hieß er noch mal? Connolly.«
    Das war der Grund, weshalb man auf Childs’ Schreibtisch nie irgendwelche Papiere sah, dachte Kincaid. Der Mann speicherte alles, was darauf landete, in seinem Kopf ab.
    Kincaid hatte allmählich auch den Verdacht, dass Denis Childs von seinem Besuch bei Craig wusste – ja, dass Childs über alles, was Kincaid seit Beginn der Ermittlung unternommen hatte, informiert war. »Das ist mir bewusst«, antwortete er. »Aber wenn wir damit« – er wies auf die Hart-Akte – »Craig in die Enge treiben können, dann sehen seine Alibis für Meredith und Connolly vielleicht auch nicht mehr ganz so astrein aus. Alles, was ich brauche, ist ein Punkt, wo ich den Hebel ansetzen kann – genug, um einen Durchsuchungsbeschluss für sein Haus und seinen Wagen zu erwirken.«
    Er rückte näher an Childs’ riesigen, blanken Schreibtisch heran. »Craig hielt sich für unantastbar. Und ich vermute, dass ihn das leichtsinnig gemacht hat.« Kincaid betrachtete seinen Chef. »Sie haben es von Anfang an geahnt, stimmt’s? Sie wussten von Rebecca Meredith’ Anschuldigungen, und als ihre Leiche eine Meile von Craigs Haustür entfernt gefunden wurde, verdächtigten Sie ihn. Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«
    »Ich habe stets vollstes Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, Duncan«, sagte Childs. »Das wissen Sie.«
    Kincaid spürte, wie eine Woge des Zorns in ihm aufstieg und sein Adrenalinspiegel in die Höhe schoss. »Sie haben mich Prügel einstecken lassen, weil ich gegen Craig ermittelt habe.«
    »Ich habe darauf gesetzt, dass Sie dort handeln würden, wo mir die Hände gebunden waren, und dass Sie sich von Angus Craig nicht einschüchtern lassen würden.«
    Das war vielleicht als Kompliment gemeint, doch Kincaid war nicht in der

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