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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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die immer noch fest schliefen. »Kit, wenn sie aufwachen, pass auf, dass sie im Auto bleiben«, fügte sie hinzu.
    Sie folgte Kits Wegbeschreibung und schlüpfte in den gekiesten Durchgang. Nach wenigen Schritten bog sie um eine Ecke und erblickte vor sich die weite Wasserfläche der Themse, die zunächst breit und ruhig dahinfloss, um dann in Kaskaden das Wehr hinabzustürzen.
    Vom diesseitigen Ufer führte ein Betonsteg mit Metallgeländern im Zickzack quer über den Fluss und weiter über das Wehr bis zur Schleuse auf der anderen Seite, und als Gemma hinüberschaute, wurde ihr endlich klar, warum ihr der Weg von Henley hierher so vertraut vorgekommen war.
    Sie war schon einmal hier gewesen.
    Hier, in dieser Schleuse, war eine Leiche gefunden worden – es war ein Fall, der dunkle Geheimnisse im Herzen der Chiltern Hills ans Tageslicht gebracht hatte und der zugleich das angenehm kollegiale Verhältnis zwischen ihr und Duncan in etwas weitaus Komplizierteres hatte umschlagen lassen – etwas, das ihr Angst gemacht hatte.
    Und es war noch eine Frau im Spiel gewesen – die enigmatische Künstlerin Julia Swann, mit der Duncan, wie Gemma mutmaßte, mehr als nur eine dienstliche Beziehung verbunden hatte.
    Aber das war lange her. Seither war viel Wasser die Themse hinuntergeflossen, sagte sich Gemma und musste darüber unwillkürlich lächeln, als sie auf den schmalen Steg trat. Sie ging schnell und vermied es, in die tosenden Fluten zu schauen, als sie das Wehr erreichte. Als der Steg einen Knick machte, entdeckte sie eine Gruppe von Menschen, die am anderen Ufer nahe der Schleuse standen.
    Zu beiden Seiten der Schleuse sicherten uniformierte Beamte den Uferweg und wiesen die Schaulustigen zurück, die sich bereits um den Ort des Geschehens drängten. Ein Junge zeigte mit dem Finger, und als Gemma in die Richtung sah, erblickte sie zwei Hunde in den orangefarbenen Leibchen des Such- und Rettungsdienstes, einen Schäferhund und einen schwarzen Labrador Retriever, zusammen mit ihren Führern, einem Mann und einer Frau in schwarzen Uniformen. Sie konnte die Abzeichen auf ihren Jacken nicht entziffern, nahm aber an, dass es sich um freiwillige Helfer handelte. Die Frau stand da mit dem Schäferhund an ihrer Seite; der Mann jedoch hockte am Boden und hatte den Kopf in die Hände gestützt, während der Labrador seinen Arm mit der Schnauze anstupste.
    Sie hatte Duncan sofort erkannt, er war nur ein paar Schritte von den beiden entfernt – die Art, wie er dastand, die Hände in die Jackentaschen geschoben, erinnerte sie an Kit, und der böige Wind, der vom Fluss her wehte, zerzauste seine Haare. Neben ihm stand ein kleiner Mann mit asiatischen Zügen in einem schlecht sitzenden, hellbraunen Mantel, dem man den Polizisten zehn Meilen gegen den Wind ansah.
    Zwei Kriminaltechniker in weißen Overalls waren am Ufer unterhalb der Schleuse zugange, im Windschatten eines Gewirrs von Bäumen und Sträuchern. Der eine fotografierte etwas, das vor ihm am Boden lag. Als Gemma näher trat, sah sie, dass zwischen den beiden ein Mann kniete, der den Gegenstand ihres Interesses verdeckte.
    Er trug eine Jeans und eine abgewetzte Lederjacke, und sein schwarzes Haar war zu einer Igelfrisur gegelt – ein merkwürdiger Kontrast zu dem Arztkoffer, der neben ihm stand. Gemma erkannte ihn sofort – es war Rashid Kaleem, der Rechtsmediziner, mit dem sie im Fall von Charlottes vermissten Eltern zusammengearbeitet hatten.
    Jetzt blickte Duncan auf und entdeckte sie. Er hob die Hand zum Gruß und sagte etwas zu dem Mann im Mantel, der sich daraufhin umdrehte und Gemma mit einem kurzen Blick bedachte. Ihr wurde bewusst, dass sie wohl kaum seriöser aussah als Rashid. Auch sie trug Jeans, ihr Haar war zu einem losen Pferdeschwanz gebunden, und da sie nicht auf die sintflutartigen Regenfälle in Glastonbury vorbereitet gewesen war, hatte sie sich von Winnie eine alte Barbour-Jacke ausgeliehen. Aber sie hatte schließlich nicht damit gerechnet, bei einer Todesermittlung aufkreuzen zu müssen.
    Als sie den Uferpfad erreichte, kamen beide Männer auf sie zu, um sie zu begrüßen.
    »Gemma, das ist Inspector Singla«, sagte Duncan.
    Sie streckte die Hand aus. »Gemma James.«
    Singla berührte ihre Finger so kurz, wie es die Höflichkeit eben erlaubte, und wandte sich mit missbilligendem Blick an Kincaid. »Superintendent, ich weiß nicht, ob es angemessen ist, dass eine Zivilperson –«
    »Meine Frau «, unterbrach ihn Duncan mit einer ganz

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