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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ehrlich. Ich will es wirklich wissen. Jedes Mal, wenn ich glaube, es erfasst zu haben, verpatze ich es doch wieder irgendwie.«
    Melody lehnte sich zurück, nahm ihr Besteck wieder in die Hand und schob ein Salatblatt auf ihrem Teller herum. Sie sah ihm in die Augen. »Ich weiß es nicht«, sagte sie und wirkte plötzlich gar nicht mehr so selbstsicher. »Das hängt bestimmt von der Situation ab.«
    »Aber es muss doch irgendeine Art von Richtlinie –«
    Sein Handy klingelte. Warum zum Teufel hatte er es nicht stumm geschaltet? Er verzog das Gesicht und wollte es schon ignorieren, als ihm einfiel, dass er offiziell immer noch im Dienst war.
    »Du solltest besser drangehen.« Melody schob ihren Teller weg.
    Als er das Display sah, murmelte Doug: »Verdammt.«
    »Irgendwie«, meinte Melody, »habe ich das Gefühl, dass du mir ein Eton Mess schuldig bleiben wirst.«
    Die Stunde nach Duncans Anruf hatte Gemma damit zugebracht, abwechselnd halblaut vor sich hin zu schimpfen und dann wieder zu versuchen, die zappeligen und zunehmend quengeligen Kinder auf dem Rücksitz aufzumuntern. Als ihr Handy geklingelt hatte, war sie ein paar Minuten hinter Duncan auf der M4 gewesen. Toby und Charlotte hatten sie gedrängt, gleich an der ersten Raststätte auf der Autobahn anzuhalten; allerdings hegte Gemma den Verdacht, dass ihr wahres Motiv eher im Lockruf der Süßigkeiten als im dringenden Bedürfnis nach einer Toilette zu suchen war.
    »Das glaub ich jetzt nicht, dass du dich von Denis Childs hast breitschlagen lassen, einen Fall zu übernehmen«, hatte sie gesagt, als er ihr von der Änderung seiner Pläne berichtet hatte, und sich dabei bemüht, ihre Stimme ruhig zu halten. »Nicht heute. Nicht diese Woche.«
    »Ich übernehme keinen Fall. Ich will lediglich feststellen, ob überhaupt ein Fall vorliegt. Es tut mir wirklich leid, Gemma. Aber es ist kein großer Umweg. Kit kann mit dir nach Hause fahren, und ich komme nach, sobald ich alles geklärt habe.« Er klang zerknirscht und zugleich vernünftig und überzeugend, doch all das brachte sie nur noch mehr auf die Palme.
    Dennoch blieb ihr keine andere Wahl, als sich mit ihm zu treffen – sie konnte ja Kit nicht einfach stundenlang am Tatort eines Verbrechens herumstehen lassen, falls tatsächlich ein Verbrechen vorlag. »Und was hättest du gemacht, wenn ich nicht zufällig gerade verfügbar gewesen wäre?«, murmelte sie, nachdem sie aufgelegt hatte. »Hättest du Kit dann irgendwo am Straßenrand abgesetzt?«
    »Wer setzt Kit am Straßenrand ab, Mami?«, fragte Toby, und da wurde ihr erst bewusst, dass das Gekabbel und Gekicher auf dem Rücksitz plötzlich verstummt war.
    »Ich will zu Kit«, meldete Charlotte sich zu Wort. Sie klang besorgt. »Wo ist Kit?«
    »Du kriegst bald deinen Kit, Schätzchen«, versicherte Gemma ihr. »Wir holen ihn gleich ab, und dann machen wir zusammen eine schöne Tour.«
    »Wir machen doch schon eine Tour«, kommentierte Toby, stets der Logiker.
    »Na ja, das ist dann wieder eine andere Tour. Wirst schon sehen.«
    »Und was ist mit Papa? Geht er zu Fuß?«
    Gemma hatte nie darauf bestanden, dass Toby Duncan Papa nannte, aber neuerdings imitierte er Kit, und sie versuchte es ihm jedenfalls nicht auszureden. Tobys Vater hatte Gemma und den Jungen verlassen, als Toby noch in den Windeln gelegen hatte, und Duncan war ein fester Bestandteil ihres Lebens, seit Toby denken konnte; deshalb war es nur natürlich, dass er ihn so nannte. Sie nahm an, dass es für Kit schwieriger gewesen war, da er erst nach dem Tod seiner Mutter vor drei Jahren erfahren hatte, dass Duncan sein Vater war.
    Im Moment hätte sie ihrem frisch angetrauten Gatten allerdings ganz andere Namen an den Kopf werfen können, die sie jedoch wohlweislich für sich behielt. »Er fährt mit dem neuen Auto.«
    »Ich will auch mit dem neuen Auto fahren«, rief Toby, der gleich wieder die Klage anstimmte, die ihn während der ganzen ersten Hälfte der Fahrt beschäftigt hatte. »Wieso darf Kit mitfahren und ich nicht?«
    »Weil ich dich hier als Beifahrer brauche. Und jetzt musst du für mich auf die Autobahnschilder achten. Wir brauchen Anschlussstelle 10.«
    Toby war ganz stolz, dass er schon die Zahlen auf den Straßenschildern lesen konnte, und so lehnte er sich nun zufrieden zurück, um die Augen nach ihrer Ausfahrt offen zu halten, während er in einem Singsang vor sich hin zählte.
    Doch als sie dann die Anschlussstelle erreichten, war von hinten gar nichts mehr zu hören, und

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