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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sie um die Ecke bog, sah sie Kit mit Charlotte auf dem Arm neben dem Escort stehen. Die Kleine heulte und strampelte mit den Füßen, während Toby mit trotziger Miene im Wagen saß.
    »Tut mir leid, Gemma«, rief Kit. »Ich weiß, du wolltest, dass ich sie im Auto lasse, aber ich hab’s einfach nicht geschafft, sie zu beruhigen.« Er schaukelte Charlotte auf der Hüfte und redete beschwichtigend auf sie ein. »Siehst du, ich hab dir doch gesagt, sie kommt wieder. Schau, Gemma ist da!«
    Als Gemma bei ihnen anlangte, versuchte Charlotte sich aus Kits Armen zu winden und streckte die Hände nach Gemma aus. Gemma machte einen Satz, um sie aufzufangen, ehe sie das Gleichgewicht verlor.
    »Langsam, Schätzchen! Wir wollen doch hier keine Zirkusnummern vorführen«, sagte Gemma, während sie Charlottes tränennasses Gesicht an ihrer Schulter barg.
    »Du bis’ weggegangen«, schluchzte Charlotte.
    »Ja, stimmt. Und ich bin wiedergekommen. Siehst du?« Sie hielt Charlotte lange genug von sich weg, um ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, doch dann vergrub die Kleine ihr Gesicht schon wieder in Gemmas Halsbeuge.
    »Ich will nicht im Auto bleiben«, rief Toby durch das halb offene Fenster des Escort. »Warum darf sie raus und ich nicht? Dann heul ich eben auch.« Er schnitt eine Grimasse.
    »Untersteh dich!« Gemma drohte ihm über Charlottes Schulter hinweg mit dem Zeigefinger. »Und wehe, du steigst aus dem Auto aus. Wir fahren jetzt alle nach Hause. Sofort.«
    »Papa auch?«, fragte Kit.
    »Nein«, antwortete sie und spürte mit einem Mal deutlich die unangenehme Rolle als Überbringerin der schlechten Nachricht. »Er muss noch eine Weile hierbleiben, aber ich bin sicher, dass er nachkommen wird, sobald er kann.« In Wahrheit war sie sich natürlich keineswegs so sicher, jetzt, da sie wusste, dass es um einen verdächtigen Todesfall ging.
    Sie sah, dass inzwischen weitere uniformierte Beamte eingetroffen waren. Der Verkehr auf der Straße nach Marlow war fast zum Erliegen gekommen; die Autofahrer bremsten alle auf Schritttempo ab, gefesselt vom flackernden Blaulicht und den Streifenwagen. Auch einige Schaulustige standen schon herum, und weitere kamen über die Nebenstraße, die zum nahen Parkplatz und zum Dorf Hambleden führte. Die Uniformierten würden alle Hände voll zu tun haben.
    »Heißt das, dass du jetzt doch nicht wieder arbeiten gehst?«, fragte Kit. Sie sah ihn an und wusste nicht recht, ob er darüber erfreut oder enttäuscht war.
    »Darüber wollen wir uns jetzt noch keine Gedanken machen. Wir finden schon eine Lösung, okay?«
    Und sie hoffte inständig, dass sie wenigstens in diesem Punkt recht behalten würde. Ihr Chef Mark Lamb erwartete sie nächsten Montag im Revier Notting Hill zurück. Ausreden wegen Schwierigkeiten mit der Kinderbetreuung, ganz gleich, wie berechtigt sie sein mochten, würden da nicht gut ankommen.
    Charlotte hatte aufgehört zu weinen, aber Toby hing inzwischen halb aus dem Autofenster und lief akut Gefahr hinauszufallen. »Toby, zurück ins Auto. Und schnall dich bitte an.«
    Sie warf noch einen letzten Blick zurück zum Fluss und fragte sich, was Duncan und Rashid wohl herausfinden würden. Ein wenig frustrierte es sie, von diesen Ermittlungen ausgeschlossen zu sein. Aber jetzt musste sie sich erst einmal mit den naheliegenden Problemen befassen.
    »Kit, wir sind hier im Weg. Holst du bitte rasch deine Sachen aus dem Astra und auch den Schlüssel. Du kannst einen der Polizisten bitten, ihn für deinen Vater aufzubewahren.« Ohne Charlotte abzusetzen, öffnete sie für Kit den Kofferraum des Escort – sie wusste aus Erfahrung, dass es unklug wäre, die Kleine auch nur einen Moment eher als unbedingt nötig ins Auto zu setzen.
    Während Kit seine Tasche in den Kofferraum wuchtete und dann auf den nächsten Polizisten zulief, sah Gemma etwas Blaues aufblitzen – einen Kleinwagen, der aus der Schlange ausscherte und in die einzige verbliebene Lücke am Straßenrand fuhr. Es war ein Renault Clio, doch erst als die Fahrertür aufging, fiel bei Gemma der Groschen.
    »Melody?«, sagte sie. »Was tust du denn hier?«
    »Hallo, Chefin.« Melody Talbot grinste. »Ich spiele hier bloß Taxi«, fügte sie hinzu, als die Beifahrertür des Clio aufging und Doug Cullen ausstieg.
    Gemmas Freude über das Wiedersehen mit Melody, deren Gesellschaft ihr gefehlt hatte, seit sie nicht mehr arbeitete, verflog rasch wieder.
    »Doug«, sagte sie. »Duncan hat Sie angerufen. Er hat Sie sogar

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