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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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mehrstimmig beantwortet wurde. Und als er sich durch die Zweige arbeitete, die an seinem Anorak hängen blieben, vernahm er auch menschliche Stimmen. Hinter sich hörte er die geräuschvollen Schritte von Cullen und Singla, und dann kam er auch schon auf der anderen Seite heraus und fand sich auf einer kleinen Lichtung unmittelbar am Flussufer.
    Tavie stand dort mit zwei uniformierten Constables sowie einem Mann und einer Frau in der dunklen Uniform des Such- und Rettungsdienstes Thames Valley. Mit Schnuppern und Nasereiben begrüßte Tosh, ihre Schäferhündin, einen Springer-Spaniel und einen Golden Retriever, die beide die auffälligen orangefarbenen Leibchen des Rettungsdienstes trugen.
    Kieran war mit Finn gleich bis zur Wasserkante weitergegangen.
    Tavie wandte sich zu Kincaid. »Superintendent, das sind Scott und Sarah. Und Bumps und Meg«, fügte sie hinzu, während sie den Spaniel und den Retriever liebevoll tätschelte. »Sie haben das Boot gefunden.«
    DI Singla redete halblaut auf die uniformierten Beamten ein, doch Kincaids Blick war auf Kieran gerichtet, der sich hingekniet hatte und mit seinem Körper den Gegenstand seiner Aufmerksamkeit verdeckte. Kieran hatte Finns Leine fallen lassen, aber der Hund saß neben ihm und beobachtete seinen Herrn aufmerksam – Kincaid hätte schwören können, dass er besorgt die Stirn runzelte.
    Kincaid trat auf ihn zu und ließ sich in die Hocke sinken, bis seine Schulter fast die von Kieran berührte.
    »Es ist nicht einfach ein Boot «, sagte Kieran mit zitternder Stimme. »Das hab ich denen schon mal gesagt. Es ist ein Filippi. Ein Skiff.«
    Kincaid bewunderte die eleganten Linien des Skiffs. Das Filippi war weiß, mit einem dünnen blauen Streifen, der sich über die ganze Länge des Rumpfs zog, und es wirkte unglaublich lang und schlank wie ein Lichtstrahl. Unter dem Sitz und den Schienen stand noch ein wenig Wasser. »Ungefähr so, wie wenn man ein Vollblut als Pony bezeichnet?«, bemerkte er leise.
    Kieran nickte, und etwas von der Anspannung schien von seinen Schultern abzufallen.
    Ein leichtes Nylonseil zog sich von einer der Dollen des Skiffs zu einem kräftigen jungen Baum nahe dem Ufer. Ein Ruder lag in der Nähe auf der Erde.
    »Wir mussten es umdrehen«, sagte Scott, der zu ihnen getreten war. »Das Boot. Wir mussten uns ja vergewissern, dass sie nicht –« Er blickte nervös zu Kieran. »– dass niemand darunter eingeklemmt ist. Aber wir wollten es nicht aus dem Wasser ziehen, ehe die Polizei es gesehen hatte.«
    »Und das andere Ruder? Hat es gefehlt, als Sie das Boot fanden?«, fragte Kincaid und widerstand der Versuchung, die Unterseite des Rumpfs zu untersuchen. Das überließ er lieber der Spurensicherung.
    »Das Skull«, korrigierte ihn Scott. »Ihr Kollege« – er deutete auf Cullen, der sich zu ihnen gesellt hatte – »sagt, es heißt ›Skull‹. Ja, es war nicht dran, und ich musste das andere abmontieren, um das verdammte Teil umzudrehen. Bin klatschnass geworden.«
    »Wie leicht ist es, ein Skiff wie dieses zum Kentern zu bringen?«
    Es war Cullen, der antwortete. »Das passiert ständig. Du fängst einen Krebs, und schon –«
    »Aber ihr ist das nicht ständig passiert«, unterbrach ihn Kieran heftig. »Nicht hier und nicht an so einem ruhigen Abend.« Zum ersten Mal, seit sie am Ufer angelangt waren, sah er Kincaid an. »Sie verstehen das nicht. Sie war eine Spitzenruderin. Nicht irgendein Amateur, der am Sonntag ein bisschen paddeln geht.«
    »Sie haben sie gekannt«, sagte Kincaid, dem es plötzlich dämmerte. Hinter ihm trat Tavie nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Alle haben sie gekannt«, fuhr Kieran fort. »Alle Ruderer, meine ich. Sie war – sie hätte zu den Besten der Welt gehören können. Und sie hat jeden Tag auf diesem Flussabschnitt trainiert.«
    Kincaid blickte auf die Themse hinaus. Die Wasserfläche schimmerte silbrig, und obwohl in der Ferne hier und da die ersten Lichter in der Dunkelheit funkelten, wirkte dieser Ort so einsam wie eine Mondlandschaft. Gespenstische Nebelschwaden stiegen vom Wasser auf.
    »Und was ist, wenn ihr plötzlich schlecht geworden ist?«, sagte er nachdenklich. »Wenn sie gar ohnmächtig geworden ist? Dann wäre weit und breit niemand gewesen, der ihr hätte helfen können.«
    »Sekundentod.« Der unerwartete Einwurf kam von Cullen. »Das passiert Ruderern bisweilen. Man nennt es Sekundentod. «
    Als sie über die Wiesen zu den Autos zurückstapften, wurde Kincaid bewusst,

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