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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Kaffeebechern und Teetassen, die mit tanzenden rosa Nilpferden verziert waren – offenbar das Maskottchen von Leander –, dazu Mützen und Krawatten im berüchtigten »Leander-Pink«.
    Als er die Stufen hinaufstieg, sah er, dass die Wände des Treppenhauses mit Fotos bedeckt waren – sie zeigten Gruppen von durchtrainierten Männern und Frauen in Rudertrikots, die funkelnde Medaillen präsentierten.
    »Redgrave, Pinsent, Williams, Foster, Cracknell …«, flüsterte Doug ehrfürchtig, und er sah aus, als müsse er der Versuchung widerstehen, die Fotos im Vorbeigehen zu berühren. Kincaid wusste, dass dies die Goldmedaillengewinner waren, die Götter des Rudersports.
    Oben angelangt, fanden sie sich in einem weiteren Empfangsbereich, doch der Tresen wie auch der Speisesaal waren verwaist. Allerdings konnte Kincaid von rechts hinten gedämpfte Stimmen und das Geklapper von Tellern und Besteck hören.
    Er spähte um die Ecke und entdeckte einen weiteren Essbereich – einen Raum mit angenehm zwangloser Atmosphäre und einer Bar am Ende, die an der Vorderseite des Gebäudes liegen musste. Die wenigen Gäste an den weiß gedeckten Tischen hielten mit dem Besteck in der Hand inne und musterten ihn neugierig. Als er sich wieder zum Empfangsbereich umwandte, vernahm er hinter sich verhaltenes Getuschel und spürte die ansteigende Spannung.
    »Ich bringe Sie hin«, sagte Lily soeben. Sie führte sie jedoch nicht durch den Speisesaal, sondern durch einen Gang, der parallel dazu in Richtung Vorderfront des Gebäudes führte.
    »Ist wohl nicht sehr viel los heute Abend«, bemerkte Kincaid. Wenngleich nur wenige Tische besetzt waren, zogen köstliche Düfte aus der nahen Küche durch den Flur, und er stellte fest, dass er ganz ausgehungert war. Ihr Frühstück in Glastonbury schien eine Ewigkeit zurückzuliegen. Sie hatten vorgehabt, zu Mittag zu essen, wenn sie zu Hause ankamen, und so hatte er seit dem Morgen nichts mehr in den Magen bekommen.
    »Dienstagabends geht es meistens etwas ruhiger zu, außer wenn wir eine Feier haben«, sagte Lily. »Aber unser Küchenchef muss auch für die Mannschaft kochen, drei Mahlzeiten am Tag, deshalb gibt es in der Küche immer zu tun.«
    »Da ist er ja schwer beschäftigt.« Cullen klang beeindruckt.
    Lily schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. »Ja, Ruderer haben einen gesegneten Appetit.«
    Als sie das Ende des Gangs erreichten, traten gerade zwei junge Männer mit Sporttaschen aus einer Tür mit der Aufschrift Crew . Gegenüber diesen beiden kam sich Kincaid, der immerhin einen Meter fünfundachtzig groß war, geradezu klein vor. Wie die Gäste im Speisesaal musterten die jungen Männer die Fremden neugierig und begrüßten sie mit kaum merklichem Nicken.
    »Ruderer brauchen, wenn sie trainieren, rund sechstausend Kalorien am Tag«, fügte Lily hinzu und blickte sich zu den Männern um, als sie um die Ecke verschwanden.
    Während Kincaid auszurechnen versuchte, was sechstausend Kalorien in Portionen bedeuteten, sah er, dass sie an einer Art T -Kreuzung angelangt waren, mit der Bar, die sie am Ende des Speisesaals gesehen hatten, zur Linken, einem kleinen Servicebereich direkt vor ihnen und einer kleineren, gemütlicheren Bar zur Rechten, deren Wände mit Erinnerungsstücken aus der Ruderszene geschmückt waren. Ein großer Flachbildfernseher dominierte den Raum.
    An der kleinen Küchenzeile im Servicebereich kochte eine zierliche blonde Frau gerade Kaffee. Sie trug das gleiche Ensemble aus blassrosa Bluse und marineblauem Rock wie Lily – offenbar die Uniform des Leander-Personals.
    »Milo?«, fragte Lily, und die hübsche Blondine deutete mit dem Kopf zu der kleinen Bar.
    »Er hat bei der Polizei angerufen, aber er konnte nichts Genaueres in Erfahrung –« Die blonde Frau brach ab, als Lily fast unmerklich den Kopf schüttelte, und sie starrte Kincaid und Cullen mit geweiteten Augen an.
    »Ich bringe die Herrschaften zu ihm«, sagte Lily, und sie folgten ihr in die Bar.
    Ein kleiner, fast kahlköpfiger Mann saß dort allein an einem Tisch, vor sich eine leere Kaffeetasse. Er stand auf, als er sie erblickte, und der Ausdruck seines von tiefen Falten durchzogenen Gesichts war besorgt.
    »Mr. Jachym?«, fragte Kincaid, ehe Lily ihn vorstellen konnte. »Könnten wir uns kurz mit Ihnen unterhalten? Wir sind von der Polizei.«
    Lily ließ sie allein, doch Kincaid war sich sicher, dass man alles, was sie sprachen, in der kleinen Küche am anderen Ende der Bar mithören könnte. Die

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