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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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dass er ganz vergessen hatte, wie lange das Licht sich am Himmel hielt, wenn man einmal die Großstadt hinter sich ließ. Doch während die tiefblaue Kuppel über ihnen immer noch mit violetten Streifen durchzogen war, konnten sie den Boden zu ihren Füßen kaum ausmachen, und immer wieder hörte man einen der Polizeibeamten fluchen, weil er im Dunklen gestolpert war.
    Die Hundeführer dagegen schienen ebenso trittsicher zu sein wie ihre vierbeinigen Gefährten, und sie blieben in regelmäßigen Abständen stehen, um auf die anderen zu warten.
    Es hatte sich bald herausgestellt, dass die Spurensicherung mit der Untersuchung des Fundorts bis zum Tagesanbruch würde warten müssen. Die uniformierten Beamten hatten sich schon angeschickt, das Boot aus dem Wasser zu ziehen, als Kieran sie zurückwinkte. Er hatte seine Schuhe ausgezogen, war in den Fluss gestiegen und hatte das Skiff ans Ufer gehoben, so behutsam, als trüge er ein Kind in den Armen. Dann war er an Land gestiegen, hatte das verbliebene Skull neben das Boot gelegt und war einen Moment lang davor stehengeblieben, seine Miene unergründlich.
    Nachdem die Constables die kleine Lichtung mit Absperrband gesichert hatten, ging es im Gänsemarsch auf dem gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren. DI Singla hatte ein weiteres Team angewiesen, bei den Fahrzeugen zu warten; von dort würde ein Kollege sie zum Fundort führen, den sie über Nacht sichern sollten.
    »Ich würde gerne mit dem Trainer des Leander-Clubs sprechen«, sagte Kincaid leise zu Cullen, nachdem sie den Steg zur ersten Wiese überquert hatten und er die Umrisse der Autos in der Ferne auszumachen glaubte. »War er nicht der Letzte, der sie lebend gesehen hat?«
    »Ihr Exmann hat sie als vermisst gemeldet«, kam Singlas Stimme von hinten.
    »Ja, ihn will ich auch sprechen. Aber zuerst den Trainer, denke ich. Und wir brauchen eine Unterkunft für die Nacht –«
    »Alles schon geregelt.« Cullen klang sehr zufrieden mit sich. »Ich habe auf dem Weg hierher im Red Lion angerufen. Das ist gleich gegenüber vom Leander-Club am anderen Flussufer.«
    Kincaid drehte sich zu ihm um, konnte aber nur seine Brillengläser in der Dunkelheit aufblitzen sehen. »Wie haben Sie es überhaupt geschafft, so schnell hier zu sein? Haben Sie neuerdings einen fliegenden Teppich?«
    Cullen schien mit der Antwort zu zögern. »Äh, Melody hat mich hergefahren.«
    »Was hatten Sie denn mit Melody zu tun?«, fragte Kincaid überrascht.
    »Ich hab sie zum Lunch eingeladen. In Putney.« Cullen klang jetzt, als müsse er sich verteidigen. »Sie ist vorbeigekommen, um sich das Haus anzuschauen.«
    »Ah.« Kincaid verarbeitete die Information. Er hatte schon gehört, dass Doug unter die Hausbesitzer gehen wollte, doch soweit er wusste, konnten Doug und Melody einander nicht besonders gut leiden. Es war aber weder der richtige Zeitpunkt noch der passende Ort, das Thema zu vertiefen. »Na prima. Dann ist es also offiziell, das mit dem Haus?«
    »Seit heute Morgen.«
    Kincaid klopfte ihm auf die Schulter – ein wenig unbeholfen, da er sich im gleichen Moment den rechten Fuß in einem Erdloch verdrehte. »Darauf trinken wir später noch einen.«
    Er verzog das Gesicht, als er den nächsten Schritt machte, doch das hatte weniger mit dem stechenden Schmerz in seinem Knöchel zu tun als mit dem Gedanken, über Nacht hier in Henley zu bleiben und Gemma zu Hause mit den Kindern allein zu lassen. So hatten sie sich diese Woche nicht vorgestellt.
    Cullen schien seinen Gedankengang zu erahnen, denn als sie sich den Autos näherten, flüsterte er ihm zu: »Chef, ich weiß, dass Sie eigentlich Urlaub haben. Glauben Sie denn, dass an diesem Fall irgendwas dran ist?«
    Und Kincaid hätte schwören können, dass er einen hoffnungsvollen Unterton aus Cullens Stimme heraushörte.
    »Ich nehme an, Sie waren schon mal hier?«, fragte Kincaid.
    Cullen hatte ihm gesagt, er solle über die Henley Bridge fahren und gleich dahinter abbiegen. Nun erblickte er zur Linken einen dunklen Gebäudekomplex und zur Rechten einen Parkplatz mit geschlossener Schranke. Er fragte sich, wo er das Auto abstellen sollte.
    Sie hatten sich auf der Polizeiwache von Henley von DI Singla verabschiedet, der dort eine SOKO -Zentrale einrichten wollte. »Er ist ein bisschen wortkarg, finden Sie nicht?«, hatte Cullen halblaut bemerkt.
    »Nicht mehr, als Sie oder ich es unter diesen Umständen wären, würde ich sagen«, lautete Kincaids Antwort. »Würden Sie wollen, dass

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