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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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weniger kommt es da nicht an. Sieh du lieber zu, dass du diese Geschichte dort rasch erledigt bekommst.«
    Gemma hatte natürlich recht. Je früher er am nächsten Morgen die Dinge in Angriff nahm, desto eher würde er wieder in London sein.
    Als Erstes würde er sich mit Rebecca Meredith’ Anwältin in Verbindung setzen müssen, und dann wollte er sich noch einmal mit Freddie Atterton unterhalten, ebenso wie mit dem Personal und der Mannschaft des Leander-Clubs. Vielleicht würde es bis dahin schon etwas Neues von den Kriminaltechnikern geben, die das Boot und das Cottage untersuchten, und von Rashid.
    Während er über die Gespräche nachdachte, die er am Morgen zu führen hatte, blickte er auf seine Tasche hinunter. Er hatte eine saubere Jeans, einen Wollpulli und ein paar Schuhe als Ersatz für seine verdreckten Turnschuhe dabei, aber das war nicht gerade die angemessene Dienstkleidung, zumal, wenn er der Presse gegenübertreten müsste. Doug war wenigstens schon im Anzug gekommen.
    Und dann fiel ihm ein, dass er ja doch einen Anzug hatte – nämlich den, in dem er am Samstag geheiratet hatte. Zum wiederholten Mal.
    »Was ist denn so witzig?«, fragte Cullen, der gerade mit einer prall gefüllten Boots-Einkaufstüte in der Hand daherkam.
    Kincaid grinste. »Nichts.« Er blickte zu dem Hotel auf. »Ich habe mir nur gerade gedacht, dass der Blauregen im Frühling ein prachtvoller Anblick sein muss. Der ist bestimmt uralt.«
    Cullen sah ihn verständnislos an. »Keine Ahnung. Ich verstehe nicht viel von Pflanzen. Aber den Gasthof gibt es schon seit dem sechzehnten Jahrhundert, und der erste bedeutende Gast war laut Überlieferung Charles I .«
    »Kein gutes Omen«, meinte Kincaid. »Hoffen wir mal, dass sie uns hier nicht auch einen Kopf kürzer machen. Und dass sich die Qualität des Essens und der Betten in den letzten fünfhundert Jahren gebessert hat. Mir hängt der Magen auf den Knien.« Es war schon nach sieben, und das Frühstück war allmählich nur noch eine ferne Erinnerung.
    »Ich wollte immer schon mal hier übernachten.« Cullen blickte sich mit sichtlichem Entzücken um, als sie das Hotel betraten.
    Zur Rechten sahen sie eine kleine, gemütliche Bar und zur Linken ein gediegenes Restaurant mit gestärkten weißen Tischdecken und Stoffservietten. Vor ihnen befand sich die Rezeption, wo geschmackvolle antike Möbel und Holzböden im warmen Schein der Lampen schimmerten. Nahe dem Empfangstresen stand ein eindrucksvoller Haubensessel aus Korbgeflecht, und Kincaid dachte spontan, dass er ein ideales Versteck für ein Kind abgeben würde.
    »Als ich im Internat war, habe ich meine Eltern immer angebettelt, doch zu kommen und hier zu übernachten, wenn ich ein Rennen in Henley hatte«, fuhr Cullen fort, »aber sie haben es nie gemacht.«
    Kincaid sah seinen Kollegen überrascht an. »Sie sind nie gekommen, um Ihnen beim Rudern zuzuschauen?«
    »Kann mich jedenfalls nicht erinnern«, erwiderte Doug, doch sein Ton war ein wenig zu beiläufig, und Kincaid vermutete, dass er da ein heikles Thema angesprochen hatte. »Mein Vater hatte viel zu tun, und meine Chancen auf einen Sieg waren eher minimal«, fügte Doug achselzuckend hinzu. »Und eigentlich war ich nur scharf darauf, in der Bar einen Drink nehmen zu dürfen, aber da wäre ein Lottogewinn wahrscheinlicher gewesen.«
    »Na, das mit dem Drink in der Bar können Sie jetzt wenigstens nachholen«, meinte Kincaid und senkte die Stimme, als die junge Frau an der Rezeption aufblickte und sie mit einem Lächeln begrüßte. »Und dazu müssen Sie noch nicht mal im Lotto gewinnen.«
    Nachdem sie ihre Zimmer bezogen hatten – Kincaid fand in seinem ein Himmelbett vor, das er liebend gerne mit Gemma geteilt hätte –, machten sie einen Bogen um den eleganten Speisesaal und trafen sich in der »Snug Bar«, die tatsächlich so gemütlich war, wie ihr Name versprach, um einen Drink zu nehmen und etwas zu essen. Der Raum lag etwas abseits hinter der kleinen Bar, die sie beim Eintreten gesehen hatten. Dunkle Holztäfelung und Stühle mit dunklen Lederpolstern prägten die Einrichtung, nur wenig aufgelockert durch dezent beleuchtete Bücherregale und Ölgemälde von Männern mit Perücken. Im Kamin brannte ein munteres Feuer.
    »Urenglischer Landhaus-Charme«, murmelte Kincaid, als sie sich an einen niedrigen Tisch in der Nähe des Kamins setzten. Er stellte fest, dass der Speisesaal im Leander-Club mit seinen Stühlen aus Rohrgeflecht ganz ähnliche Assoziationen

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