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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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offensichtliche Bestürzung stand in auffallendem Kontrast zum unterkühlten Gebaren seines Vorgesetzten.
    »Ja. Es tut mir leid«, sagte Kincaid.
    » O Mann. Ich kann es nicht glauben. Sie war doch erst –« Bisik schluckte und wies dann auf den Flur hinaus, wo sie relativ ungestört wären. »Was ist passiert?«, fragte er, als sie ihm nach draußen gefolgt waren. »Können Sie mir das sagen? Die Gerüchteküche kocht hier schon über.«
    »Sie wurde als vermisst gemeldet, nachdem sie am Montagabend hinausgerudert und nicht zurückgekehrt war. Ihre Leiche wurde gestern aus dem Fluss geborgen. Wir ermitteln wegen Mordes.«
    »Oh, verstehe. Okay.« Bisik schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte. »Ich kann einfach nicht glauben, dass jemand so etwas – Ich meine, es war nicht gerade leicht mit ihr als Chefin, aber man konnte immer auf ihre Offenheit zählen.« Der Blick, den er in Richtung des hinteren Büros warf, sagte deutlicher als alle Worte: Anders als bei manchen anderen.
    »War hier in der Arbeit alles in Ordnung?«, fragte Kincaid.
    Bisik zögerte. »Na ja, es gab schon ein bisschen böses Blut, wissen Sie, weil sie wegen ihres Trainings immer früher Schluss gemacht hat. Sie hat uns immer in den Ohren gelegen wegen unserer Dienstzeitkonten, und wir – Kelly und ich – wir fanden Beccas Verhalten in der Hinsicht wirklich unter aller –« Seine Augen weiteten sich. » O Gott, hab ich das wirklich gesagt? Ich hätte nie geglaubt … Ich wollte doch nicht –«
    »Es ist schon in Ordnung«, sprang Kincaid ihm bei. »Das ist der Schock. Sie wissen genauso gut wie wir, dass Tote sich nicht plötzlich in Heilige verwandeln. Und ich kann es Ihnen nicht verdenken, dass Sie ein bisschen angefressen waren.« Als Bisik sich daraufhin sichtlich entspannte, fuhr Kincaid fort: »Was ist mit DCI Meredith’ Privatleben? Wissen Sie, ob sie irgendwelche Probleme hatte?«
    »Ich? Ganz bestimmt nicht.« Bisik schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass sie seit ein oder zwei Jahren geschieden war, aber um dieses Thema anzuschneiden, war mir mein Leben doch zu lieb.«
    »Also war sie nicht so der gesprächige Typ?«
    »›Sphinx‹ wäre noch gelinde ausgedrückt.« Bisik schaute plötzlich entsetzt drein. »Sie – jetzt hab ich’s schon wieder getan, nicht wahr?«
    Kincaid klopfte ihm auf die Schulter. »Machen Sie sich keine Sorgen. Das ist vollkommen normal.« Er griff in seine Jackentasche. »Hier ist meine Karte, falls Sie noch mal mit uns reden wollen oder falls Ihnen noch etwas einfällt, was uns weiterhelfen könnte. Und – mein herzliches Beileid.« Er wandte sich ab, drehte sich aber nach ein paar Schritten wie beiläufig noch einmal um. »Sagen Sie mal, hat DCI Meredith sich eigentlich gut mit ihrem Chef verstanden?« Er deutete mit dem Kopf zum hinteren Büro.
    Bisiks Miene wurde verschlossen. »Das kann ich nicht beurteilen, Sir.« Für einen so kräftigen Mann schlüpfte er erstaunlich behände durch die Tür des CID -Büros.
    Als sie auf die Shepherd’s Bush Road traten, bemerkte Kincaid eine Frau, die auf der anderen Straßenseite an einem Grundstückszaun lehnte. Sie rauchte in hektischen, kurzen Zügen, und die Art, wie sie die Zigarette in der hohlen Hand hielt, hatte etwas betont Maskulines. Als sie die beiden sah, ließ sie die Kippe fallen, trat sie mit einem hochhackigen Schuh aus und blickte nach links und nach rechts, ehe sie die Straße überquerte und auf sie zukam.
    Sie war blond und schlank, allerdings nicht so durchtrainiert wie Becca Meredith. Der Rock ihres grauen Kostüms spannte an ihrem Bauch, und die Jacke hing ihr lose um die schmalen Schultern.
    Als sie näher kam, sah Kincaid, dass ihre kurzen Haare an den Wurzeln dunkel waren und dass sie ein gutes Stück älter war, als sie auf die Entfernung gewirkt hatte.
    »Sie sind vom Yard«, sagte sie, und er glaubte aus ihrem Akzent eine Spur von Essex herauszuhören. »Mein Name ist Patterson. Kelly Patterson, Beccas Sergeant.« Ihre hellblauen Augen waren rot gerändert, ihre Nase gerötet, als hätte sie geweint.
    »Kincaid«, bestätigte er mit einem Nicken. »Und das ist Sergeant Cullen.«
    »Bryan sagt, jetzt sei es offiziell, das mit Becca. Eine Mordermittlung.«
    »Das hat sich aber schnell herumgesprochen.«
    Sie schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Bry ist ein Ass im Simsen. Wir nennen ihn den magischen Daumen. Sie –« Patterson presste einen Moment die Lippen aufeinander und fuhr dann fort: »Es hat Becca zum

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