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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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War es Henley, woran er sich erinnerte, oder Oxford?
    Er sah Ross an. »Das waren noch Zeiten damals, was?«
    »Da sagst du was.« Ross trank seinen Gin in einem Zug halb aus und schnitt eine Grimasse. »Aber dass man während des Trainings keinen Alkohol trinken durfte, das hat echt genervt.«
    »Dir war es schon immer lieber, wenn du auch ohne Anstrengung ans Ziel kamst, stimmt’s?«, sagte Freddie. Er entsann sich, dass Ross sich immer mit irgendwelchen Entschuldigungen ums Training gedrückt hatte, und als sie ihn dann in die Isis gesetzt hatten, wie das Ersatzboot genannt wurde, hatte er vor Wut gekocht. Doch das Glück war ihm hold gewesen, denn just am Tag des Rennens hatte eine heftige Magen-Darm-Grippe sein Pendant im Blue Boat aufs Lager gestreckt, und Ross hatte seinen Platz eingenommen.
    Dann aber hatte Fortuna sich launisch gezeigt. Am Tag der Regatta schien sich alles gegen sie verschworen zu haben. Das Wetter war scheußlich, und die Crew hatte ihren Rhythmus verloren. Das Boot kam einfach nicht von der Stelle, und je mehr sie sich mühten, desto schlimmer wurde es. Sie wären fast gesunken und wurden um Längen geschlagen. Nach der demütigenden Niederlage waren sie im Ziel unter höllischen Schmerzen zusammengebrochen, und hinterher hatte niemand laut gesagt, was alle dachten: Ross Abbott hatte seine Leistung nicht gebracht.
    Aber Ross hatte sich von dem katastrophalen Rennen seine Karriereaussichten nicht verderben lassen, und er hatte aus seinem »Blue« weidlich Vorteil geschlagen. Zwar vergaben die Universitäten diese begehrte Auszeichnung auch in anderen Sportarten, doch ein Blue im Rudern war immer noch am prestigeträchtigsten. Und wenn man erst einmal einen Platz im Blue Boat ergattert hatte, spielte es keine Rolle, ob man gewann oder verlor, solange man nicht vor der Biegung bei Fulham absoff.
    Freddie nahm noch einen Schluck von seinem Gin und musterte seinen Freund. Ross war nicht so groß wie die meisten anderen Ruderer; ein Defizit, das er durch den Aufbau von Muskelmasse wettzumachen versucht hatte. Er war ein guter Gewichtheber gewesen, und das hatte seine Kraft, wenn auch nicht seine Gewandtheit gesteigert.
    Jetzt waren seine Schultern unter dem leichten Sportsakko immer noch breit, doch er wirkte fülliger und hatte einen kleinen Bauch. Ein paar Gin zu viel, dachte Freddie und hob sein Glas. »Trainierst du noch?«, fragte er.
    Ross grinste selbstzufrieden. »Hab einen neuen Kraftraum zu Hause. Das Haus ist übrigens auch neu – in Barnes.«
    »Barnes? Nicht schlecht, Mann. Scheint ja gut zu laufen bei dir.«
    »Es geht aufwärts, ja«, erwiderte Ross, indem er sich vorbeugte und Freddie verschwörerisch zuzwinkerte. »Ich hab da einen Deal in der Mache –« Er schüttelte den Kopf und grinste. »Der haut dich glatt von den Socken.«
    Viele »Blues« wurden nach dem Studium Investmentbanker, ganz gleich, worin sie ihren Abschluss gemacht hatten; so auch Ross – und er war damit offenbar erfolgreicher gewesen als Freddie mit seinen Gewerbeimmobilien.
    Freddie ließ den Blick über die anderen Gäste schweifen. Wie Ross trugen sie teure Klamotten und tranken exquisite Drinks, während sie halblaut ihre wichtigen Gespräche führten. Fette Bonzen. Alles fette Bonzen. War er auch Gefahr gelaufen, einer zu werden? War das der wahre Grund, weshalb Becca ihn verlassen hatte?
    Freddie merkte, dass seine Gedanken abschweiften. Der Gin stieg ihm zu Kopf, aber er zwang sich zur Konzentration. Schließlich hatte Ross heute keine Mühen gescheut, um ihm beizustehen. »Hör zu, Ross, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du das alles für mich tust. Du bist ein echter Freund.«
    »Unsinn.« Ross klopfte ihm verlegen auf die Schulter. »Das ist doch das Mindeste – hätte jeder andere auch getan. Sag nur Bescheid, wenn du noch irgendwas brauchst. Und das gilt auch für Chris – sie wäre heute mitgekommen, aber wegen der Arbeit und den Kindern –«
    »Geht es Chris gut? Und den Jungs?«
    Ross senkte wieder die Stimme. »Bei Chris steht vielleicht eine Beförderung an. Alles noch streng geheim, aber es ist ihr offenbar gelungen, die richtigen Leute zu beeindrucken.«
    Für einen Moment glaubte Freddie Beccas leicht gehässige Stimme zu hören: Und das qualifiziert sie als gute Polizistin? Er schüttelte den Kopf und fragte sich, ob er jetzt vollkommen übergeschnappt war, während er sich auf Ross’ Worte zu konzentrieren versuchte.
    »– und die Jungs, na ja, offiziell ist es

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