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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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überrascht, dass Childs dieses Argument noch nicht ins Feld geführt hatte, da er doch so entschlossen schien, Freddie Atterton die Tat anzuhängen.
    »Sie müssen zugeben«, sagte Doug nachdenklich, »dass die Einzelheiten, die wir heute Morgen erfahren haben, es nahelegen, dass der Täter ein Ruderer ist – oder zumindest etwas von Booten versteht. Und er muss Meredith’ Gewohnheiten gekannt haben. Freddie Atterton erfüllt beide Bedingungen.«
    »Möglicherweise.« Kincaid wusste, dass Cullen in beiden Punkten recht hatte, und er fragte sich, ob er sich aus purem Eigensinn weigerte, Atterton an die Spitze der Verdächtigenliste zu setzen. Vielleicht. Aber er mochte es nicht, wenn man ihn drängte. Und er wusste auch, wie gefährlich es war, zu einem so frühen Zeitpunkt voreilige Schlüsse zu ziehen. Er würde es sich nicht gefallen lassen, dass andere seine Ermittlungen mit ihren Interessen und Vorstellungen beeinflussten.
    Im CID -Büro des Reviers West London verstummten die Gespräche, als sie eintraten. Der diensthabende Sergeant hatte nach oben telefoniert, um sie anzukündigen, und wie in jeder Polizeidienststelle schienen sich auch hier Neuigkeiten wie durch Telepathie blitzartig zu verbreiten. Kincaid war sich sicher, dass inzwischen auch der letzte Beamte in der Abteilung wusste, wer sie waren und was der Grund ihres Kommens war.
    Das Büro des Superintendent befand sich im hinteren Teil des Raums, vom allgemeinen Trubel abgeschottet durch eine gläserne Trennwand. Kincaid klopfte an die Tür und sah durch die halb offenen Jalousien, wie ein Mann von seinem Schreibtisch aufstand, um sie zu begrüßen.
    Peter Gaskill empfing sie mit einem forschen Handschlag. »Superintendent. Sergeant. Nehmen Sie doch Platz.« Er war ein großer Mann mit feinem, sorgfältig frisiertem Haar und hoher Stirn, die ihm ein aristokratisches Aussehen verlieh. Bekleidet war er mit einem maßgeschneiderten marineblauen Blazer, mit dem er, wie Kincaid fand, hervorragend in den Leander-Club gepasst hätte.
    »Üble Geschichte«, sagte Gaskill, während er auf seinen ledergepolsterten Chefsessel zurückkehrte. Im Sitzen schien er sogar noch größer, und Kincaid fragte sich, ob er den Sitz ganz nach oben gestellt hatte, um einschüchternder zu wirken. »Es ist immer furchtbar, einen Kollegen oder eine Kollegin zu verlieren, aber ein Mord …« Er schüttelte den Kopf. »Einfach entsetzlich. Sind Sie sich sicher?«
    »Dann hat Chief Superintendent Childs Sie also angerufen?«, fragte Kincaid. Er hielt es nicht für nötig zu wiederholen, was Childs Gaskill bereits mitgeteilt hatte.
    »Ja, unverzüglich. Er hat vollstes Vertrauen zu Ihnen, Superintendent.«
    Kincaid stellten sich die Nackenhaare auf. Zuerst hatte Peter Gaskill sich von ihnen distanziert, indem er sie nicht mit Namen ansprach, und jetzt war sein Ton direkt herablassend. Wer war er denn, dass er glaubte, Kincaid hätte solche Komplimente nötig?
    Doch er ignorierte die Bemerkung und lächelte, da er Gaskill nicht auch noch die Befriedigung gönnen wollte zu sehen, dass er ihn geärgert hatte. »Das weiß ich zu schätzen, Superintendent.« Wenn Gaskill erwartete, dass Kincaid ihn »Sir« nannte, konnte er lange warten – sie hatten beide den gleichen Dienstgrad. »Und ich wäre Ihnen dankbar für alles, was Sie mir über DCI Meredith erzählen können.«
    » DCI Meredith war eine vorbildliche Beamtin. Sie genoss hohes Ansehen hier im Dezernat.«
    »Aber war sie auch beliebt?«
    »Beliebt?« Zum ersten Mal wirkte Gaskill verblüfft. »Spielt das wirklich eine Rolle, Superintendent? Hochrangige Polizeibeamte halten sich normalerweise nicht mit der Frage auf, ob sie sich beliebt machen.«
    Jetzt war es Kincaid, der den Oberlehrer herauskehrte. »Das spielt bei jeder Mordermittlung eine Rolle, wie Ihnen sicherlich bewusst ist. Ich möchte wissen, wie Rebecca Meredith sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen verstanden hat. Gab es in ihrer Abteilung irgendwelche internen Feindseligkeiten oder Rivalitäten?«
    Jetzt starrte Gaskill ihn an. »Sie können doch nicht ernsthaft andeuten, dass Meredith’Tod irgendetwas mit ihrer Arbeit hier im Dezernat zu tun haben könnte.«
    »Ich weiß es nicht.« Kincaid zuckte mit den Achseln. »Ich weiß im Moment noch gar nichts, außer dass offenbar irgendjemand Rebecca Meredith’ Rennruderboot zum Kentern gebracht und sie so lange unter Wasser gehalten hat, bis sie ertrank.«
    Einen Moment lang hörte man nur, wie Gaskill heftig

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