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Die stillen Wasser des Todes - Roman

Die stillen Wasser des Todes - Roman

Titel: Die stillen Wasser des Todes - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Wahnsinn getrieben. Und sie hat gesagt, ich wäre sogar noch schlimmer. Sie hat gedroht, unsere Handys in den Müll zu schmeißen.«
    »Aber sie hat es nicht getan.«
    »Nein. Obwohl ich es ihr durchaus zugetraut hätte, wenn sie entsprechend geladen war. Also –« Patterson fixierte ihn mit ihren wasserblauen Augen und sah dann Cullen an, wie um sich zu vergewissern, dass er auch aufmerksam zuhörte. »Ich weiß, man soll nicht schlecht über Tote reden und so weiter, aber ich sag’s trotzdem. Becca konnte ein richtiges Miststück sein.
    Aber sie war ein ehrliches Miststück, und wenn sie einen kritisiert oder einem eine Anweisung erteilt hat, dann hatte es normalerweise einen guten Grund. Und noch etwas«, sagte sie und warf einen Blick zum Eingang des Reviers und dann hinauf zu den Fenstern, ehe sie fortfuhr. »Falls jemand fragt: Ich habe nie mit Ihnen gesprochen. Ich habe zwei Kinder im Alter von sechs und vier Jahren zu Hause, und ich halte mich lieber aus allem raus. Aber das hatte Becca nicht verdient. Und wenn Seine Eminenz da oben Ihnen nichts von Angus Craig erzählt hat, dann hat er verdammt noch mal gelogen.«
    Als Kincaid versucht hatte, mehr aus Kelly Patterson herauszubekommen, hatte sie nur den Kopf geschüttelt und wie ihr Partner ganz schnell eine geschlossene Tür zwischen sich und die beiden gebracht.
    »Angus Craig«, sagte Doug, als sie am Wagen ankamen. »Doch nicht etwa Deputy Assistant Commissioner Angus Craig?«
    Kincaid startete den Motor, ließ ihn aber noch eine Weile im Leerlauf, während er nachdachte. »Ist vor kurzem in Pension gegangen, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Eigentlich nicht persönlich, obwohl ich ihm schon begegnet bin. Er hat bei einigen Schulungen, an denen ich teilgenommen habe, Vorträge gehalten, und bei der einen oder anderen Abschiedsfeier habe ich ein paar Worte mit ihm gewechselt. Er ist einer von diesen plumpvertraulichen Typen. Ein bisschen zu jovial. Und ein ziemlicher Wichtigtuer.« Kincaid blickte konzentriert in den Rückspiegel und reihte sich in den Verkehr ein. »Aber ich habe keinen blassen Schimmer, was er mit Rebecca Meredith zu tun haben könnte.«
    Cullen hatte bereits sein Handy gezückt und tippte wild darauf ein. Nachdem Kincaid in die Holland Park Road eingebogen war, erstarrten Cullens Finger über den Tasten.
    »Verdammt.« Er sah Kincaid an, und seine Augen waren geweitet. »Angus Craig wohnt in Hambleden.«

10
    Jedes Jahr bildete sich bei der jeweiligen Crew für das Boat Race und vielleicht sogar beim gesamten Team, aus dem sie rekrutiert wurde, ein ganz eigener, unverwechselbarer Stil und Charakter heraus. In manchen Jahren betraf dies die ganze Mannschaft, in anderen dominierten wiederum ein, zwei starke Persönlichkeiten …
    Daniel Topolski, Boat Race: The Oxford Revival
    Das Gesicht der Frau, die auf der Bahre im Leichenschauhaus unter dem sorgfältig drapierten Laken lag, hatte keine Ähnlichkeit mit Becca.
    Gewiss, es waren ihre Züge – die gerade Nase, an der Wurzel leicht gesprenkelt mit Sommersprossen vom vielen Rudern in praller Sonne; die dunklen, ebenmäßigen Augenbrauen; das winzige schwarze Muttermal nahe dem rechten Ohr; das etwas kantige Kinn.
    Doch Freddie hatte Beccas Gesicht nie in Ruhe oder entspannt gesehen. Sie war immer in Bewegung – selbst im Schlaf war ihre Stirn gerunzelt, als ob sie mit einem kniffligen Problem beschäftigt wäre oder eine Trainingseinheit wiederholte, und ihre Lippen und Augenlider zuckten lebhaft, wenn sie träumte.
    Irgendjemand hatte sich die Mühe gemacht, ihr Haar zu kämmen, und es fiel in sanften Wellen herab, die sie im Leben nie geduldet hätte. Freddie ballte die Hand zur Faust, kämpfte gegen den Impuls an, es glattzustreichen oder die dunklen Fächer ihrer Wimpern zu berühren, die im harten Licht der Deckenstrahler Schatten auf ihre Wangen warfen.
    Er nickte dem Aufseher des Leichenschauhauses zu. »Das ist sie. Das ist Becca.«
    »Sie meinen Rebecca Meredith, Sir?«, sagte der junge Mann. Freddie fühlte sich plötzlich enorm abgelenkt von dem Ring in der Nase seines Gegenübers.
    Er sah weg. »Ja. Ja, das ist sie.«
    »Mein herzliches Beileid, Sir.« Es klang nach reiner Routine. »Wenn Sie dann bitte hier unterschreiben würden?« Der junge Mann drückte Freddie ein Klemmbrett in die Hand, so beiläufig wie ein Postbote, der sich die Zustellung eines Pakets quittieren lässt.
    Und das war alles.
    Als Freddie auf den Parkplatz des

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