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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ankam.
    Dienwald aber rief mit erhobener Stimme: »Philippa! Komm her! Sofort!«
    Sie hörte seinen Ruf und sah Gorkel unter herabgezogenen Brauen bedeutungsvoll an. Dann ging sie erhobenen Hauptes an ihm vorbei in den großen Saal. »Ja?«
    Obwohl sie nicht viel mehr als einen Meter entfernt vor Dienwald stand, schrie er jetzt noch lauter: »Philippa, dieser Mann behauptet, du seist gar nicht die Tochter des verdammten Lord Henry, sondern die uneheliche Tochter des Königs! Ich wollte zuerst nichts davon wissen. Aber inzwischen hat er mich überzeugt. Kein Wunder, daß Lord Henry dir keine Mitgift geben wollte. Er war ja nicht dazu verpflichtet. Und die Geschichte mit William de Bridgport hat er sich nur ausgedacht, um Ivo de Vescy von dir fernzuhalten. Hast du gehört? Du bist des Königs Tochter, und er ist für deine Mitgift verantwortlich. Verdammt noch mal! Die Dirne hat mich belogen und betrogen!«
    Sie warf einen Blick auf Burnell, der ihr wie eine Holzpuppe zunickte. »Das ergibt doch keinen Sinn. Ich verstehe es einfach nicht. Lord Henry soll nicht mein Vater sein?«
    Dienwald brüllte: »Verdammte Dirne! Nein, mein Schwiegervater ist nicht dieses fette Häufchen Elend, das jetzt in meinem Schlafzimmer sitzt und jammert. Ihn hätte ich ja noch ertragen. Aber nein, es muß der verfluchte König von England sein! Hast du gehört, Philippa? Es ist der König von England. Ich, ein Strolch und Halunke, ein Mann, der zum Glück keinen Reichtum, keine Pflicht und keine Verantwortung kennt, muß ausgerechnet diesen elenden König zum Schwiegervater haben! Du hast mich ruiniert, Dirne! Du hast mich vernichtet! Du bist ein Dorn in meinem Fleisch, den ich entfernen muß.«
    Burnell starrte ihn offenen Mundes an. Was dieser Mann da von sich gegeben hatte, war mehr als erstaunlich, es war undenkbar. Nur Vernunft konnte hier helfen. In seiner besten Manier als Kirchenmann sagte er: »Aber Sir, der König hat bereits bestimmt, daß Ihr in den Grafenstand erhoben werdet. Ihr werdet ein Peer des Königreichs sein, der Graf von St. Erth, der erste eines starken Geschlechts mit Macht, Ländereien und Einfluß in Cornwall. Der König wird Eure Gattin mit einer prächtigen Mitgift ausstatten. Sie ist eine reiche Erbin. Das versetzt Euch in die Lage, Eure Burg ausbessern zu lassen, Eure Herden aufzustocken und größere Felder zu bebauen. Von jetzt an werdet Ihr nie mehr Not und Mangel leiden. Euer Land wird wachsen und gedeihen. Es schönes Leben liegt vor Euch. Eure Leute werden länger leben, Euer Priester wird mehr Seelen retten, allen Menschen auf St. Erth wird reicher Segen zuteil werden, und ...«
    Dienwald konnte es nicht mehr mitanhören. Er überschrie ihn: »Ich verstoße dieses elende Weib! Ich will des Königs Tochter nicht zur Frau haben. Ich denke nicht daran, mich an den König oder an seine verdammte Tochter zu binden! Ich will, daß man mich in Ruhe läßt. Ich verlange nichts als eine armselige Burg mit ihren hinfälligen Mauern! Ich will weiter sündige Taten begehen und ein lasterhaftes Leben führen! Lieber Gott, gib mir zerlumpte Tagelöhner und ausgefranste Waffenröcke! Verdammt und zugenäht, meine Leute wollen gar nicht länger leben. Mein Priester will nicht mehr Seelen retten!«
    Er drehte sich zu seiner sprachlosen Frau um, murmelte einige unverständliche Worte und schritt aus dem großen Saal.
    »Euer Vater, unser gnädiger König, versichert Euch seiner Huld, my Lady«, sagte Burnell, stand auf und ergriff ihre Hand. Sie verstand überhaupt nichts mehr.
    Er suchte nach Worten des Trostes. Es war ja kein alltägliches Erlebnis, plötzlich zu erfahren, daß man das Kind eines Königs war. »Lady Philippa, ich weiß, es kommt Euch höchst überraschend. Die Nachricht hat Euch erschüttert. Aber nun ist alles klar. Als der König die Königin heiratete, war sie noch ein sehr junges Mädchen. Er wollte sie vor Kummer bewahren. Aber er dachte auch nicht daran, seine liebe Tochter zu vernachlässigen. Deshalb übergab er sie Lord Henry zur Erziehung. Und er hatte sich von Anfang an vorgenommen, in Euer Leben zu treten, wenn es an der Zeit war, Euch zu vermählen.«
    Philippas Antwort lautete völlig anders, als er erwartet hatte. »Warum wünschte der König, daß ich - ein Mädchen - lesen und schreiben lernte?«
    Burnell war sprachlos. War das Mädchen dumm oder bei Verstand? »Ich ... äh, nein wirklich, my Lady, ich habe keine Ahnung.«
    »Ich muß doch auch eine Mutter haben?«
    »Ja, my Lady. Sie

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