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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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noch gelegentlich einige Überfälle an Euren Westgrenzen unternehmen, wenn Ihr dabei vorsichtig seid. Ja, mein Mann würde wahrscheinlich sogar gern mitmachen. Der Friede langweilt ihn. Es juckt ihn nach Abenteuern.«
    »Sie hat recht, Dienwald. Der König braucht es ja nicht zu erfahren. Du mußt es nur heimlich tun und dir deine Opfer gut aussuchen. Was Kassia sagt, ist wahr. Ich würde gern gelegentlich an so einem kleinen Vergnügen teilnehmen.«
    Dienwalds Miene hellte sich auf. »Philippa liebt auch Abenteuer. So ein Überfall würde ihr wohl Spaß machen.«
    »Na, dann habt ihr beide ja schon ein Gesprächsthema«, sagte Kassia, ihr Lächeln verbergend.
    Zu Graelams und Kassias Bestürzung sagte Roland de Tournay plötzlich: »Nein, da bin ich nicht Graelams Meinung. Da stimme ich eher Euch zu, Dienwald. Ihr solltet nach Canterbury gehen und dem Erzbischof vortragen, was Euch zugestoßen ist. Er würde Eure Ehe sicherlich annullieren. Schließlich hat Euch die Dirne nicht ehrlich gesagt, von wem sie stammt. Ja, sagt Euch los von ihr, Dienwald! Sollte sie von Euch schwanger sein, macht das auch nichts. Überlaßt das nur dem König, Ihrem Vater! Danach seid Ihr wieder glücklich und zufrieden und könnt Euch frohen Mutes und ohne Reue Euren Geliebten widmen.«
    Genauso waren Graelam und Kassia überrascht, als Dienwald aufsprang und Roland ansah, als hätte der sich auf einmal in eine Kröte verwandelt.
    »Haltet Euren ungewaschenen Mund, Roland! Philippa wußte doch gar nicht, daß sie ein uneheliches Kind ist! Sie war an allem unschuldig. Sie ist ehrlich und rein und süß und ...«
    Er brach plötzlich ab und errötete bis unter die Haarspitzen. »Verdammter Hurensohn, mögt Ihr verrotten!« brüllte er und verließ eiligen Schrittes den großen Saal von Wolffeton. Die Zurückbleibenden brachen in ein unbändiges Gelächter aus.

22
    Burg St. Erth
    Im Innenhof stand Philippa, die Hände in die Hüften gestemmt, Dienwalds Waffenmeister gegenüber. »Was du da sagst, Eldwin, kümmert mich überhaupt nicht. Ich bleibe keinen Tag mehr hier, nein, keine Stunde! Begreifst du denn nicht? Dein Herr ist auf Wolffeton, um Graelam und seiner vollkommenen kleinen Kassia vorzujammern, was seine tückische Frau ihm angetan hat.«
    »Und da wollt Ihr auch nach Wolffeton gehen, Herrin? Wenn der Herr dort ist, wollt Ihr ihn dann vor Lord Graelam beschimpfen? Vergeßt nicht, er ist Euer Herr und Meister und Euer Ehemann! Ihr dürft nichts tun, was ein schlechtes Licht auf ihn wirft. Es ist Eure Pflicht, auf St. Erth zu bleiben, bis der Herr zu einem Entschluß kommt und ...«
    Doch Philippa war am Ende ihrer Geduld. Crooky stand neben ihr und sagte von oben herab zu Eldwin: »Kerl, du bist doch nur ein zähes Stück Unrat! Wie kannst du dich hier großtun und ihr sagen, was sie tun und lassen soll? Eine Prinzessin tut, was sie will, und wenn sie den Herrn heimholen will, dann gehen wir alle mit ihr und holen den Herrn heim.«
    »Ja, ich gehe auch mit«, sagte Edmund, »denn er ist mein Vater.«
    »Ich auch!« riefen die Umstehenden.
    Eldwin blickte betroffen die vielen Menschen aus St. Erth an, die die Partei ihrer Herrin ergriffen. Die alte Agnes zeigte ihr zahnloses Grinsen und wedelte mit den dünnen Armen. Sie tat, als wäre er ein Fuchs im Hühnerstall. Da gab er nach, wenn auch unter Vorbehalt. »Wir dürfen aber nicht alle die Burg verlassen! Die alte Agnes muß hierbleiben und die Web- und Näharbeiten beaufsichtigen. Gorkel, du mußt die Tagelöhner beschäftigen und für die Sicherheit der Burg sorgen.«
    »Ja, und was wirst du tun, Eldwin mit dem starken Arm?« wollte die alte Agnes wissen.
    »Ich gehe mit der Herrin«, sagte Eldwin und sah die alte Agnes so finster an, daß sie einige Schritte zurückwich.
    Philippa lächelte, und Eldwin war zufrieden, daß er ihr ein Lächeln entlockt hatte. Seine Brust weitete sich. Vielleicht war es das beste, den Herrn heimzuholen. War es da nicht seine Pflicht mitzugehen, statt auf St. Erth zu bleiben?
    »Ja, Herrin, es soll geschehen, was unser tapferer Eldwin sagt«, schrie die alte Agnes. »Ich werde die Plappermäuler zur Arbeit anhalten! Ich hoffe nur, daß Prink, dieser treulose Kretin, mir keine Schwierigkeiten macht. Wenn Mordrid ihn dann nicht niederschlägt, werde ich Gorkel sagen, daß er ihm das wurmstichige Fell durchgerbt.«
    Philippa sah gerührt von einem geliebten Gesicht zum anderen. Alle hatten sich bemüht, sie über den Weggang ihres Gatten

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