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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hinwegzutrösten. Sie bezwang die aufsteigenden Tränen und nickte beifällig Crooky zu, als der ein Lied anstimmte.
    »Wir ziehen los, den Herrn zu holen,
    Wir bringen ihn nach Haus zu Recht.
    Wir würden ihn sogar versohlen.
    Denn sagt er nein, dann geht's ihm schlecht.
    Crooky hielt erschrocken inne. Mein Gott, was hatte er da von sich gegeben? Alle sahen ihn an. Dann begann Philippa zu kichern. Mehrere folgten ihrem Beispiel. Schließlich wandte sich Philippa an Eldwin. »Wähle 15 Männer aus und bewaffne sie gut! In einer Stunde reiten wir nach Wolffeton. Und ihr übrigen bereitet im Hause alles für die Rückkehr des Herrn vor! Wir werden ein Fest wie bei der Hochzeit feiern!«
    In der Nähe von St. Erth
    Walter war blaß vor Zorn. Er sah sie an der Spitze eines Kriegertrupps aus St. Erth davonreiten. Es waren 15 Männer - er hatte sie gezählt. Und sie waren gut bewaffnet. Verdammt noch mal, es waren zu viele. Er konnte es nicht wagen, sie anzugreifen, um Philippa gefangen zu nehmen.
    Wohin zog sie? Vielleicht, dachte er und lächelte schon wieder, hatte sie sich entschlossen, ihren Ehemann wieder zu verlassen. Ja, das war es. Sie verließ diesen heimtückischen Kerl.
    Endlich würde er sie kriegen. Walter befahl seinen Männern den Aufbruch. Er würde sie notfalls bis Irland verfolgen. An irgendeinem Punkt der Reise würde er sie allein erwischen. Sie mußte ja mal einem natürlichen Bedürfnis folgen oder ein Bad nehmen. Ja, er würde sie kriegen.
    Zwischen Wolffeton und St. Erth
    Dienwald klopfte Philbo den Hals. Sein Zelter hatte angefangen zu schwitzen und schwer zu atmen, doch er galoppierte weiter vorwärts, als wüßte er, daß es heimging.
    Bald würde Dienwald sein Mädchen wieder haben. Er würde sie küssen und ihr sagen, daß er ihr ihre vielen Sünden vergebe. Er würde sie bis zur Besinnungslosigkeit lieben. »Ach, Philippa«, sagte er laut, während Philbo die Ohren spitzte. »Bald ist alles wieder gut. Ich werde mich nicht mal ungebührlich darüber beklagen, daß man mich zum Grafen macht. Wenn es sein muß, beuge ich auch vor deinem verfluchten Vater das Knie und beweise ihm, daß ich ein Ehrenmann bin, dem seine Tochter mehr bedeutet als alle Schätze der Welt. Ich lerne schreiben, damit ich ihre Schönheit in Liebesgedichten preisen kann, und lese ihr vor, was ich geschrieben habe.«
    Philbo schnaubte vernehmlich.
    »Nein, keine Gedichte, das geht zu weit. Aber ich will ihr immer zeigen, daß ich sie stets achte und begehre. Ich flüstere ihr mein Verlangen ins Ohr und erweiche ihr süßes Herz mit zarter Zunge. Und nie, nie mehr werde ich sie im Zorn anschreien!« Bestimmt würde er dieses Gelübde einhalten. Er war schließlich ein vernünftiger Mensch. Er konnte sich beherrschen. Deshalb würde es ihm nicht schwer fallen.
    ja, er würde sie necken und liebhaben und sich freundlich ihrem Willen beugen. Er war ja kein Tyrann, der bedingungslose Unterwerfung forderte. Sie würde sich ihm ebenfalls bereitwillig anpassen, denn sie liebte ihn und wünschte vor allem, ihn zu erfreuen.
    Einmal noch verfinsterte sich sein Gesicht, als er sich im Geist, wie ein affektierter Possenreißer gekleidet, im Vorzimmer des Königs darauf warten sah, daß der Herrscher ihm eine Audienz gewährte. Es war eine scheußliche Vorstellung, bei der es ihm in den Zehen kribbelte.
    Philbo schnaubte wieder. Dienwald vergaß die trüben Vorahnungen. In der Feme sah er einen Reitertrupp, der auf ihn zuhielt. Er zählte. 16 Mann! Was konnten sie Vorhaben? Was wollten sie hier? Und dann erkannte er Philippas Stute, Eldwins großen schwarzen Wallach und das Pony seines Sohnes.
    Was ging hier vor? Wo ritt Philippa mit seinen Männern hin? Sie ritt an der Spitze und führte das Kommando. Wohin brachte sie seinen Sohn? Er erstarrte im Sattel.
    Sie wollte ihn verlassen. Sie bildete sich ein, so hoch über ihm zu stehen, daß sie sich nicht länger von ihm erniedrigen lassen wollte. Sie hatte St. Erth verlassen - ihr Heim - den Ort, wohin sie gehörte. Sie ging nach London, an den Hof ihres Vaters, um dort wertvollen Schmuck und schöne Kleider zu tragen und nie mehr in die Verlegenheit zu kommen, bis auf eine Decke nackt herumlaufen zu müssen.
    Sein Zorn steigerte sich. Er fluchte laut. Ja, er durfte sich gar nicht die vielen Männer vorstellen, die am Hofe sein und sie begehren würden. Zur Hölle mit ihrem schönen Gesicht und ihrem verlockenden Körper, nicht nur, weil der König ihr Vater war, sondern auch, weil sie

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