Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
habt?«
    »Ja. Ich will, daß du die Frauen anlernst und die Aufsicht über sie führst. Einige verstehen schon ein bißchen vom Weben.«
    Ein berechnender Zug trat in Philippas Augen, was ihm nicht entging. Er brauchte dringend ihre Hilfe, aber sie sollte es nicht merken. Wie ein feilschender Händler auf dem Markt von St. Ives sagte sie: »Wenn ich Euch mit der Wolle helfe, was tut Ihr dann für mich?«
    »Du bekommst das erste fertige Kleid oder einen Überrock oder eine Hose. Nur eins davon, nicht alle drei.«
    Das schien ihr ein ausgezeichnetes Geschäft zu sein. »Und laßt Ihr mich dann gehen?«
    »Zu deinem Vater zurück? Oder in die Arme des abstoßenden de Bridgport?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Aha. Also zu diesem angeblichen Vetter. Wer ist es, Philippa?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    »Das Kleid, den Überrock oder die Hose. Mehr kann ich dir nicht bieten. Zumindest nicht im Augenblick.«
    »Warum nicht?«
    »Ja oder nein, Dirne!«
    »Ich bin keine.«
    »Antworte!«
    »Ich mache es. Und wie behandelt Ihr mich dann?«
    Er wußte genau, was sie von ihm hören wollte. Aber er vergaß auch nicht, daß sie ihn mit dem Nachttopf fast besinnungslos geschlagen hatte.
    »Du bleibst bei mir im Bett, bis ich genug von dir habe.« Er sprach absichtlich laut, und Alain sah sie noch verächtlicher an als zuvor.
    Philippa packte Dienwald am Arm, kniff ihn und zischte: »Verdammt noch mal, Ihr tut so, als wäre ich bereits Eure Geliebte!«
    »Ja, ich weiß. Und jetzt wird es Zeit, daß du dir deinen Unterhalt verdienst.«
    Dann brüllte er nach der alten Agnes und ließ sie zu Philippa kommen. Agnes war so niederträchtig wie die Mistkäfer, die in den Ställen umherkrochen.
    Philippa musterte die Alte und aß in aller Ruhe noch ein Stück Käse.
    Zu Dienwalds Überraschung wurde die alte Agnes unter ihrem Blick unruhig.
    Philippa trank den Milchkrug aus und sagte dann: »Wenn ich mit dem Essen fertig bin, sehe ich mir die Wolle an. Sie muß völlig sauber und einwandfrei gesponnen sein, um mich zufriedenzustellen. Dafür mußt du jetzt sorgen. Wo ist die Webstube?«
    Die alte Agnes reckte die dürre Gestalt, sackte dann aber unter Philippas herrischem Blick wieder zusammen. »Is in dem Haus bei den Männerunterkünften... Herrin.«
    »Ich möchte, daß du mindestens fünf Frauen mit geschickten Händen und guter Auffassungsgabe aussuchst. Du wirst mir dann natürlich beim Anlernen helfen. Jetzt geh und sieh nach, ob die Fäden einwandfrei sind! Ich komme bald nach.«
    »Ich mache es, wie Ihr sagt, Herrin.«
    Die Alte schlurfte hinaus, doch war ihr Schritt leichter und hurtiger als seit zwei Jahrzehnten. Dienwald schaute ihr nach. Das verdammte Mädchen hatte ein Wunder bewirkt - und dabei war sie nicht mal nett zu ihr gewesen, sondern war anmaßend und hochmütig aufgetreten, und ...
    Er merkte, daß Philippa ihn lächelnd ansah. »Sie braucht eine starke Hand über sich und muß sich ihres eigenen Wertes bewußt sein. Jetzt hat sie beides.«
    Dienwald machte kehrt, ging aus dem großen Saal und fluchte vor sich hin.
    Im stillen bedankte sich Philippa bei ihrer Mutter, deren Zunge schärfer sein konnte als die einer Giftnatter, wenn es ihren Zwecken entsprach. Aber sie konnte auch dickes Lob vergeben, falls es ihr günstig erschien. Die alte Agnes würde härter arbeiten als alle anderen zusammen und würde die anderen antreiben.
    Ein schmaler Schatten fiel über Philippa. »Philippa die Beauchamp, ich bin Alain, Lord Dienwalds Verwalter.«
    Sie hob den Kopf. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Wenn Ihr mir den Namen Eures Vetters nennt, sorge ich dafür, daß Ihr schnell aus der Burg kommt und von Dienwald de Fortenberry erlöst seid.«
    »Warum?«
    »Ihr gehört nicht hierher«, sagte er mit lauter, böser Stimme. Gleich darauf hatte er sich wieder in der Gewalt. »Ihr seid eine unschuldige junge Dame. Dienwald de Fortenberry aber ist ein Bösewicht. Wenn Ihr wollt, ein roher Mensch, ein Schurke, ein Mann, der nur wenigen Menschen auf dieser Erde Achtung zollt. Er stellt seine eigenen Regeln auf und kümmert sich nicht um die der anderen. Er sucht sein Vergnügen bei Raub und Plünderung. Er wird Euch auch weiterhin weh tun. Er wird Euch so lange gebrauchen, bis Ihr schwanger seid, und dann wird er Euch verstoßen. Er kennt keine Rücksicht, hat kein Gewissen und achtet keine Frau. Seine erste Frau hat er so lange mißbraucht, bis sie starb. Es macht ihm Spaß, Frauen zu mißbrauchen, ob es eine Lady ist oder

Weitere Kostenlose Bücher