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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Alte?«
    »Ja, Herr. Is genau, was ich meinen tu'.«
    Da erinnerte sich Dienwald, daß Philippa ihm erzählt hatte, sie sei in allen Haushaltsdingen ausgebildet worden. Als er die Tür zum Schlafzimmer öffnete, stand Philippa mitten im Raum und schaute suchend umher.
    »Was ist los?«
    Sie zeigte in eine Ecke. »Der Nachttopf! Er ist bei dem Schlag auf Eurem Kopf zerbrochen. Und ich muß... ich muß dringend! Ihr habt mich eingeschlossen und ...«
    Sein einziger Nachttopf, und sie hatte ihn kaputt gemacht! »Bei Satans Ohrläppchen! Komm her, Dirne!« Er führte sie in ein viel kleineres Zimmer. »Das ist Edmunds Kammer. Du kannst seinen Nachttopf benutzen. Danach kommst du in den Saal. Und in Zukunft gehst du auf einen der Aborte. Sie sind im Nordturm. Verlaufen wirst du dich nicht. Man riecht sie von weitem. Und bummle nicht!«
    Warum wollte er sie im großen Saal haben? Sie fürchtete sich vor den Blicken der kichernden Bediensteten da unten, die annehmen mußten, daß sie jetzt die Geliebte ihres Herrn wäre. Vorübergehend hatte sie nicht mehr daran gedacht, was er ihr gestern abend angetan hatte - sie geschlagen, mit ihr seinen Schabernack getrieben, sie nackt ausgezogen und sie betrachtet. Ein Glück nur, daß sie nicht seinem Geschmack entsprach. Sonst wäre sie keine Jungfrau mehr und hätte jeden Wert für ihren Vater verloren. Dabei mußte sie an William de Bridgport denken. Hoffentlich führten ihre verunglückten Pläne und Handlungen nicht dazu, daß sie ihn schließlich doch heiraten mußte. Auf dem Weg nach unten dröhnten ihr die Ohren, solch ein Krach herrschte dort. Männer, Frauen, Kinder und Tiere schrien und kreischten durcheinander. Doch irgendwie war es ein tröstlicher Krach.
    »Kommt mit, Lady! Der Herr will Euch sehen.«
    Sie drehte sich um. Vor ihr stand Gorkel der Schreckliche, der furchteinflößendste und häßlichste Mensch, den sie je gesehen hatte. Offenbar hatte er auf sie gewartet. Merkwürdigerweise erschien er ihr längst nicht mehr so grauenhaft wie noch gestern.
    Sie nickte. Wenn sie doch nur Schuhe und Stoff für einen neuen Ärmel hätte! Ihr rechter Arm war immer noch nackt. Hätte sie Gorkel gefragt, so wäre seine Antwort gewesen, daß sie auch so das reizendste Ding sei, das ein Mann sich nur wünschen konnte. Ein Glück für den Herrn, dachte er. Wurde auch Zeit. Sie hatten einen harten Winter hinter sich, aber jetzt war Frühling, und sie hatten Wolle, und der Herr hatte dieses schöne Mädchen fürs Bett. Gorkel brachte sie bis zum Saaleingang.
    Dienwald sah Philippa kommen, nickte ihr kurz zu und unterhielt sich dann weiter mit seinem Verwalter Alain. Der Mann, der ihr gestern abend schon schmutzige Blicke zugeworfen hatte, sah sie jetzt mit deutlicher Verachtung an.
    Philippa knurrte der Magen, doch sie wartete geduldig.
    Es war, als hätte Dienwald ihre Gedanken erraten, denn er rief: »Margot, bring ihr Milch, Brot und Käse!«
    Philippa aß mit Appetit. Gern hätte sie gewußt, was zwischen Dienwald und dem Verwalter Alain vorging. Sie schienen sich zu streiten. Während sie den Herrn von St. Erth beobachtete, wunderte sie sich, daß sie heute morgen in seiner Gegenwart überhaupt nicht befangen war. Sie hatte sich sogar darauf gefreut, ihn wiederzusehen und weitere Wortgefechte mit ihm zu führen. Da zupfte Margot, die Bedienerin, sie am Ärmel und sagte, so leise sie konnte, zu ihr: »Der Herr!«
    »Er ist ein schlechter Kerl«, sagte Philippa und biß ein großes Stück Schafskäse ab.
    »Kann sein«, sagte Dienwald freundlich. »Aber dieser schlechte Kerl kann über dich bestimmen, Dirne.«
    Das traf wohl zu, aber es schreckte sie nicht mehr, weil er sie gestern abend nicht vergewaltigt hatte, obwohl er es hätte tun können. Sie war ihm ja völlig hilflos ausgeliefert gewesen. Sie reckte das Kinn und blickte ihn herausfordernd an. »Was wollt Ihr von mir?«
    Dienwald nahm auf seinem Sessel Platz. »Du hast mir gesagt, deine Mutter habe dich in allen Haushaltsangelegenheiten ausgebildet. Stimmt das?«
    »Aber sicher. Ich lüge doch nicht. Na ja, zumindest im allgemeinen nicht.«
    Das erinnerte Dienwald an jene andere Lady, die so offen und ohne Arg mit ihm gesprochen hatte. Kassia. Eigentlich absurd. Dieses Mädchen war der sanften, treuen Kassia de Moreton so ähnlich wie ein Dornbusch einem Apfelbaum.
    »Kannst du weben?«
    Beinahe hätte sich Philippa an dem Stück Käse verschluckt. »Ihr wollt, daß ich die Wolle verwebe, die Ihr meinem Vater gestohlen

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