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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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brachte die Botschaft, daß Dienwalds Verwalter Alain tot sei, nachdem ihn eine hochgewachsene Frau mit großen Titten und prachtvollen Haaren namens Philippa entlarvt habe. Walter verschluckte sich fast, als ihm klar wurde, wie nahe Philippa daran gewesen war, auf Geheiß des Verwalters getötet zu werden.
    Jetzt wußte er, wo seine liebe Kusine sich aufhielt. Er würde das Mädchen in seine Gewalt bringen und sie dann heiraten. O ja, sie würde nichts dagegen haben. Denn sie war ja wahrscheinlich auf dem Weg zu ihm gewesen, als dieser elende Dienwald de Fortenberry sie gefangengenommen hatte. Walter konnte sich gut vorstellen, wie Dienwald das wohlerzogene Mädchen behandelt hatte. Gewiß hatte er sie vergewaltigt, erniedrigt und entehrt... Aber warum und auf welche Weise hatte sie dann die Untreue des Verwalters aufgedeckt?
    Nun, darauf kam es nicht an. Er würde jedenfalls des Königs uneheliche Tochter heiraten. Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins Maul. Hoffentlich trug sie nicht schon ein Kind von de Fortenberry im Leibe. Im Notfall konnte er sich des Balgs vielleicht entledigen.
    Walter seufzte vor Vergnügen, während er sich das ausmalte. Endlich würde er jemand sein, mit dem jeder zu rechnen hatte. Er würde de Fortenberry durch Aushungern in seine Gewalt bringen und ihm ein Glied nach dem anderen ausreißen. Er würde St. Erth zurückerhalten, das Erbe, das ihm zustand, das Dienwalds Vater seinem Vater vor vielen Jahren entrissen hatte. Dann konnte er auf Graelam spucken - hinter seinem Rücken natürlich - und ihm den Schweinestall von Crandall gern überlassen. Er würde der Oberherr von ganz Cornwall werden. Graelam würde mit Zustimmung und Hilfe seines Schwiegervaters sein Vasall sein. Und er wäre fast so etwas wie des Königs Herzog! Danach würde er den Blick südwärts zur Bretagne richten. Sein Großvater hatte dort einmal Ländereien besessen. Mit des Königs Hilfe, mit des Königs Geld und des Königs Kriegern würde er zurückerobern, was ihm von Rechts wegen gehörte.
    Fröhlich sang Walter beim Pläneschmieden vor sich hin. Wie Philippa jetzt wohl aussah? Wenn sie eine echte Plantagenet ist, dachte er, muß sie eine Schönheit sein. Der Zisternenwart hatte ihre Titten und ihr Haar gerühmt. Walter liebte große Brüste an einer Frau. Aber er durfte nie vergessen, daß sie von unehelicher Geburt und deshalb trotz königlichen Geblüts mit einem Makel behaftet war. Vor allem mußte er dafür sorgen, daß sie es nie vergaß. Ja, sie würde ihn haben wollen, ihren lieben Vetter. Bestimmt war de Fortenberry brutal mit ihr umgegangen. Sie würde sich liebend gern in seine ausgebreiteten Arme werfen.
    Burg St. Erth
    Über ein Hauptbuch gebeugt, saß Philippa im Verwalterzimmer und trug Ernteergebnisse ein. Vom langen Sitzen hatte sie Rückenschmerzen. Aber es gab so viel zu berichtigen und in Ordnung zu bringen. Alain hatte Schwindelzahlen aufgeschrieben, und sie mußte sie durch die echten ersetzen, und zwar schnell.
    Dienwalds neuer dunkelblauer Waffenrock war fertig. Glatt ausgebreitet lag er über der Rückenlehne des einzigen anderen Stuhls in der Kammer. Sie war eine geschickte Näherin.
    Wenn sie einmal hochschaute, betrachtete sie immer wieder lächelnd diesen Waffenrock. Er würde darin gut aussehen, sehr gut sogar. Ein König hätte sich damit bekleiden können. Hoffentlich gefiel ihm die Farbe...
    O Gott, sie benahm sich schon wieder, als wäre sie die Herrin von St. Erth. Als wäre hier ihre Heimat. Dafür hatte sie schon seit vielen Stunden nicht mehr an Flucht gedacht.
    Sie legte die Gänsefeder beiseite, stand auf und stieß sich vom Tisch ab. Sie war für ihn ja nichts als eine Bedienstete. In den beiden letzten Tagen hatte sie endlose Stunden in dieser kleinen, fensterlosen Kammer gearbeitet, und wofür?
    Damit sie ein schlecht sitzendes Kleid tragen durfte, das seiner toten ersten Frau gehört hatte? Damit sie dem Mann helfen konnte, der auf ihr gelegen, den Finger in ihren Schoß geführt, sie heiß und leidenschaftlich gemacht hatte und ...
    In diesem Augenblick erschien Dienwald und stand in der Tür. »Wie kommst du voran, Dirne?«
    »Es ist ein schreckliches Durcheinander.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Ihr könnt doch gar nicht lesen«, sagte sie.
    »Nein. Jedenfalls nicht viel. Mein Vater hielt es leider für unwichtig. Warum fragst du?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe mich nur gewundert, warum Ihr dann so großen Wert darauf legt, daß Edmund bei

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