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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Mensch, der alles tut, um seine Ziele zu erreichen.«
    »Aha«, sagte Burnell und machte sich wieder Notizen. »Endlich wird er menschlich, my Lord.«
    »Wie steht es mit der Lady Philippa de Beauchamp?« erkundigte sich Kassia. »Ist sie ein hübsches Mädchen? Von sanfter Gemütsart?«
    »Darüber weiß ich nichts, my Lady. Da sie eine Plantagenet ist, dürfte sie auch eine Schönheit sein. Seine Majestät hat es selber gesagt, und damit muß es unwidersprochen bleiben.«
    Kassia lachte. »Und ihr Charakter?«
    »Darüber ist mir nichts bekannt. Sie wurde von Lord Henry aufgezogen und hält ihn für ihren leiblichen Vater. Der noch sehr junge König hat damals verfügt, daß sie lesen, schreiben und rechnen lernen soll. Man sagte mir, daß sie darin ausgezeichnet sei. Sie ist vielleicht sogar zu gebildet für Dienwald de Fortenberry. Kann auch sein, daß sie zu eigensinnig ist, um sich der harten Hand eines Herrn zu fügen. Aber Genaues weiß ich darüber nicht.«
    »Dienwald braucht eine Frau mit starkem Charakter«, sagte Graelam. »Eine Frau, die ihm jetzt in die Lenden tritt und im nächsten Augenblick seine Wunden kühlt.«
    »Bei der Rückreise nach London besuche ich auch Beauchamp. Dort werde ich das Mädchen sehen und dann alles dem König berichten. De Fortenberry könnte der Mann sein, den Edward sich für seine Tochter wünscht. Kennt ihn der König?«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Graelam. »Edward war ja noch nicht in Cornwall, um seine Vasallen zu begrüßen. Und Dienwald ist kein Mensch, der nach London reisen würde, um der Majestät seine Aufwartung zu machen.«
    »Dann ist er jedenfalls kein Kriecher. Es trifft zu, daß Edward erst seit kurzem in England weilt, und jetzt ist er mit dringenden Regierungsgeschäften voll ausgefüllt.«
    »Ja, und er will ja auch noch Wales und Schottland unter seine Botmäßigkeit zwingen.«
    Darauf reagierte Robert Burnell nur mit einem zaghaften Lächeln. Er kniff die Augen zusammen, räusperte sich laut und lenkte das Gespräch auf das ursprüngliche Thema zurück. »Habe ich Euch schon gesagt, my Lord, daß es die Königin war, die vorgeschlagen hat, Euren Rat einzuholen? Die Königin !«
    »Die Königin«, sagte Graelam, »ist eine Lady mit hohen und reinen Idealen. Durch diese Ehe hat Edward viel gewonnen. Vielleicht das beste.«
    Burg St. Erth
    Am nächsten Morgen vermied Dienwald ein Zusammentreffen mit seiner Gefangenen. Er dachte daran, was er ihr in seinem betrunkenen Zustand alles gesagt hatte. Dieses ganze Zeug über den Lenz! Und hatte er ihr wirklich von Kassia und seinen Gefühlen zu ihr vorgeschwärmt? Wie konnte er nur so dumm sein! Demnächst würde er ihr noch Verse Vorsingen wie sein Narr.
    Ja, Crooky - wo steckte er eigentlich? Dienwald machte sich auf die Suche. Er fragte den Torhüter Hood. Doch der hatte den Narren nicht gesehen. Dann fragte er den Waffenschmied. Der spuckte nur aus und zuckte die Achseln. Schließlich erfuhr er es von Agnes.
    »Ja, er ist zur Anprobe bei der Herrin. Wegen sein neuen Waffenrock, Herr. Sie hat zu ihm gesagt, wenn er ihr versprechen tut, daß er ihr einen Monat lang nichts mehr vorsingt, macht sie ihm sogar zwei.«
    Verdammte Dirne! Sollten dem Narren doch die Ellbogen aus dem zerlöcherten Rock kommen! Ihre Aufgabe war es jedenfalls nicht, ihm einen neuen zu nähen. Er blickte auf seinen eigenen abgetragenen, fast durchgescheuerten Waffenrock herab. Er mußte sich mal das Stück ansehen, daß sie für ihn genäht hatte. Da hatte er ihr also von Kassia erzählt und hatte ihr von einem Heidenglauben vorgeschwätzt. Danach hatte er sich auch noch über Walter de Grasse geäußert, über den Mann, den er zu töten geschworen hatte. Er hatte sich wirklich vor ihr lächerlich gemacht.
    Überall saßen die Frauen in kleinen Gruppen beim Nähen zusammen und klatschten. Sie würden ihn natürlich sehen und wieder hinter seinem Rücken kichern.
    Wie war es nur dazu gekommen, daß alles so kompliziert war? Sie war aus einem Wagen mit Wolle gehüpft und hatte ausgesehen wie eine Höllenerscheinung, und inzwischen hatte sie bereits den ganzen Laden übernommen. Das durfte er nicht zulassen. Auch wenn sie in seinem Bett schlief und er sie streichelte und liebkoste, wann immer sie es wünschte. Aber jetzt war es schwerer, die Dinge zu steuern, weil sie sich ganz anders entwickelt hatten, als er es im Sinn gehabt hatte. Er begehrte sie stärker, als er je eine andere Frau begehrt hatte. Aber weil diese Hexe noch Jungfrau

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