Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
einem Silberteller überreichen, wenn ich dich zurückgäbe?«
    »Mein geschätzter Vater hat nicht mal eine Mitgift für mich übrig. Mein geschätzter Vater will mich de Bridgport zur Frau geben. Meinem geschätzten Vater macht es wahrscheinlich überhaupt nichts aus, daß ich fort von ihm bin. Das habe ich Euch schon alles gesagt, und es war nicht gelogen.«
    »Dann lautet die Antwort also >nein<. Und ich muß mich weiter mit dem Problem herumplagen. Was soll ich mit dir anfangen?«
    »Ich bin Eure Verwalterin.«
    Das brachte ihn wieder zum Lachen. Warum hatte sie auch nicht verlangt, daß er sie freilasse?
    »Na ja, du wirst mich in aller Unschuld durch Unkenntnis genauso ruinieren, wie Alain mich durch Untreue und Betrug ruiniert hat. Oder sinnst du gar auf Rache, weil ich dich deinem Vater geraubt habe, und wirst mich deshalb ebenfalls betrügen?«
    »Ich bin nicht unwissend, und ich betrüge Euch nicht.«
    »Das sagst du. Komm her, Dirne! Mir ist kalt, und ich will, daß du mich mit deinem Körper wärmst.«
    Da sie sich nicht rührte, rollte sich Dienwald an sie heran. »Sei still und schlaf!« sagte er und legte ihre Wange an seine Brust. Sie atmete den Geruch des süßen Biers ein. Er fuhr fort: »Und hör auf, mit mir zu streiten!«
    Nein, dachte Philippa, nun ist nichts mehr zu machen.
    Sehr lange fand sie keinen Schlaf. Sie dachte an eine Lady, die Kassia hieß, eine Lady, die klein, zart, süß und treu war. Eine Lady, die Dienwald zudem das Leben gerettet hatte.
    Und sie, Philippa, war nur ein Problem, das ihn quälte.
    Er, der brutale Trunkenbold, schlief dagegen fast sofort ein. Sie hoffte inbrünstig, er würde in seinen dumpfen Bierträumen schlimmen Ungeheuern begegnen. Er hatte es nicht anders verdient.
    Burg Wolffeton
    Graelam de Moreton sprach über den Mann, den er für den idealen Ehemann von König Edwards unehelicher Tochter hielt, und Robert Burnell machte sich eifrig Notizen.
    »Er ist stark, jung und gesund. Er sieht gut aus, hat ausgezeichnete Zähne und volles Haar. Er ist intelligent und sorgt gut für seine Tagelöhner und seinen Besitz. Er war schon einmal verheiratet und hat einen Sohn Edmund. Doch seine Frau ist vor einigen Jahren verstorben. Wollt Ihr noch mehr wissen, Burnell?«
    Robert nahm lächelnd einen Krug Milch aus der Hand von Lady Kassia entgegen. »Durch Eure Anwesenheit wird der Tag erst schön, my Lady«, sagte er. Seit wann werde ich denn poetisch? fragte er sich und warf einen gequälten Blick auf Lord Graelam. Aber dieser furchterregende Krieger legte nur den Kopf etwas schief und sah ihn mit ironischer Miene an.
    »Ich danke Euch, Sir«, sagte Kassia und setzte sich zu ihnen. »Schwärmst du Robert von Dienwalds guten Eigenschaften vor?«
    »Ja, aber es sind so viele, daß mir der Kopf schon anfängt zu schwirren. Was kannst du noch über ihn sagen, Kassia?«
    »Dienwald de Fortenberry ist ein freundlicher und gerechter Mann, der unbedingtes Vertrauen verdient. Er hat Freude an einem guten Scherz und unterhält sich gern laut, wie die meisten Männer mit Esprit. Er hat Verstand, kann sich gut ausdrücken, ist ein Kämpfer und wacht über seinen Besitz.«
    »Das hört sich so an, als sollte er demnächst heiliggesprochen werden«, sagte Burnell. »Ihr lobt ihn über den grünen Klee.«
    »Ha!« rief Graelam. »Ich habe ihn schon oft in den Boden stampfen und seinen verdammten Dickschädel mit dem Hacken zermalmen oder dem Dummkopf wenigstens einen Tritt in den Arsch geben wollen...«
    »Aber jedesmal«, unterbrach ihn Kassia gelassen, »entschlossen sich mein Lord und Dienwald dann doch, sich nicht gegenseitig die Köpfe einzuschlagen, und schieden als beste Freunde. Wir loben ihn wirklich nicht über Gebühr, Sir.«
    »Trotz aller seiner Mängel«, sagte Graelam.
    »Dann müßt Ihr mir aber auch von seinen Mängeln berichten, my Lord. Wenn ich Edward nur glühende Lobpreisungen überbringe, wird er mit Sicherheit argwöhnisch.«
    Graelam grinste. »Er ist stur wie ein Esel, hochmütig und arm an weltlichem Besitz, macht sich aber nichts daraus. Er liebt die Gefahr und begibt sich gern in Schwierigkeiten. Er ist schlau und listig und geschickt wie ein Fuchs. Dafür fehlt ihm jede Habgier. Edward braucht also nicht um seine Schatztruhen zu bangen. Er hat auch keine Verwandten, so daß Edward nicht befürchten muß, dauernd um Gefälligkeiten gebeten zu werden. Im übrigen ist Dienwald ein abgefeimter, rücksichtsloser, gelegentlich auch schimpflich handelnder

Weitere Kostenlose Bücher