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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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deiner Burg entfernt?«
    »Von hier zwei Tage, liebe Kusine.«
    »Aber mein Pferd ist schweißbedeckt.«
    »Laß den Gaul und nimm diesen hier! Sein Reiter braucht ihn nicht mehr.« Lachend deutete Walter auf Ellis, der tot im Graben neben der staubigen Straße lag.
    »Nein, laß mich die Stute behalten! Wir müssen nur eine Weile langsam reiten.«
    Walter war in großmütiger Stimmung. Alle seine Pläne waren Wirklichkeit geworden. Philippa war eine Schönheit und benahm sich freundlich und fügsam. Er meinte, ihr an den ausdrucksvollen Augen anzusehen, wie unendlich dankbar sie ihm war. Er ritt ein Stück weg, um mit einem seiner Männer zu sprechen. Indessen raunte Philippa dem Jungen ins Ohr: »Wir müssen uns verstellen, Edmund, und wir müssen außerdem scharf nachdenken. Wir müssen noch listiger sein als Crooky.«
    »Ich bringe ihn um.«
    »Oder ich noch vor dir, Edmund. Aber jetzt mußt du den Mund halten. Er kommt zurück. Sag gar nichts, Edmund!«
    »Wir reiten, bis es dunkel wird, Philippa. Ich weiß, du bist müde. Aber wir müssen eine größere Entfernung zwischen uns und Burg St. Erth legen.« Es sah so aus, als mache er sich jetzt ernste Sorgen, weil seine beiden Männer noch nicht zurückgekehrt waren, um ihm Silkens Tod zu melden.
    »Wir tun alles, was du wünschst, Walter«, sagte sie leise und mit sanfter Stimme. »Du hast ja auch recht - wir sind noch zu nahe bei der Burg dieses Tyrannen.« Er schien sehr froh, daß sie sich ihm so willig fügte.
    »Soll ich den Jungen vor mir auf den Sattel nehmen?«
    »Nein, er fürchtet sich so, Walter, weil du ihm fremd bist. Mich kann er zwar nicht ausstehen, aber mich kennt er wenigstens. Laß ihn vorläufig bei mir, wenn es dir recht ist!«
    Offenbar war es Walter recht. Er wandte sich ab und sprach mit einem Mann, der neben ihm ritt.
    »Du verhältst dich ganz verkehrt«, sagte Edmund zu ihr. »Das kann er dir doch nicht glauben, es ist zu albern!«
    »Er kennt mich ja nicht«, antwortete Philippa. »Es kommt ihm wie gerufen, daß ich mich gutmütig und gehorsam wie eine dumme Kuh anstelle. Gräme dich nicht! Wenigstens jetzt noch nicht.«
    Erst am späten Nachmittag holten die beiden Männer sie ein, die Silken verfolgt hatten. Philippa hielt den Atem an. Zu ihrer unaussprechlichen Erleichterung bekam Walter einen Wutausbruch. »Ihr Idioten! Unfähige Schufte!«
    »Silken ist entkommen«, flüsterte sie Edmund ins Ohr. »Dein Vater wird uns folgen und befreien.«
    Edmund runzelte die Stirn. »Aber der Mann ist doch dein Vetter. Dir wird er sowieso nichts tun.«
    »Er ist jedenfalls ein schlechter Mensch. Dein Vater haßt ihn, und ich glaube, er hat guten Grund dafür. Hör auf mich! Und verlaß dich darauf, daß dein Vater uns befreien wird!«
    Es wurde dunkel. Der Himmel im Westen erstrahlte noch einmal in rosenroter Pracht. Sie ritten ein Stück landein und hielten dann an einem Waldrand. Unter den Bäumen war es schon tiefdunkel. Schweigend beobachtete Philippa, wie zwei der Männer im Wald verschwanden, um Wild aufzuspüren. Zwei andere Männer gingen zum Holzsammeln los.
    Walter hob Edmund vom Pferd und schenkte ihm keine weitere Beachtung. Dann hievte er Philippa von Daisys Rücken. Dabei stöhnte er ein bißchen, weil sie nicht gerade federleicht war. Philippa grinste. Als ihre Füße den Boden berührten, ließ er sie nicht gleich los, sondern streichelte ihr Taille. »Du gefällst mir sehr gut, Philippa.«
    »Danke, Walter.«
    Plötzlich runzelte er die Stirn. »Du bist ja barfuß. Und das Kleid, das du anhast, ist das alles, was du hast? Hat dir dieser elende Barbar nichts zum Anziehen gegeben?«
    »Es macht mir nichts aus«, sagte sie.
    Walter begann lästerlich zu fluchen. Zu ihrem Entsetzen drehte er sich zu Edmund um und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. Edmund fiel von der Wucht des Schlags rücklings auf die harte Erde.
    »Ekelhafte Teufelsbrut!«
    »Nein, Walter, laß den Jungen in Frieden!« rief Philippa zornbebend. Rasch ließ sich sich neben Edmund auf die Knie nieder. Sie kontrollierte seine Arme und Beine und legte ihm die Hand auf die Brust. »O Gott, Edmund, hast du Schmerzen?«
    Der Junge war wieder kalkweiß im Gesicht, aber diesmal nicht aus Angst, sondern vor Wut. »Nein, alles in Ordnung. Und jetzt geh zu deinem fabelhaften Vetter und zeig ihm, daß du vor Dankbarkeit vor ihm dahinschmelzen tust!«
    Ganz leise sagte Philippa: »Benimm dich nicht so blöd!« Als sie sich erhob, stand Walter vor ihr.
    »Komm ans

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