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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sie um so schneller Vertrauen zu ihm gewann.
    »Dein Vater war hier, Philippa«, sagte er. Er sah, wie sie sich verdutzt zu ihm drehte. »Er hatte die Idee, daß du vielleicht auf deiner Flucht in den Wollewagen zu mir gekommen wärst. Das hättest du ja auch getan, wenn dieser Schweinehund dich nicht gefangen genommen und nach St. Erth verschleppt hätte. Leider konnte ich Lord Henry nicht sagen, wo du warst. Ich wußte es ja auch nicht. Und dann, Philippa, sagte mir Lord Henry, er hätte dich William de Bridgport versprochen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß du diesen zänkischen alten Wüstling heiraten würdest. Aber Bridgport will dafür zahlen, und Lord Henry braucht das Geld. Es fällt mir schwer, dir weh zu tun, aber du mußt die Wahrheit wissen. Lord Henry liegen seine weltlichen Güter mehr am Herzen als du.«
    Also war ihr Vater hier gewesen. Sie hatte es ja bereits vermutet. Ihr Magen verkrampfte sich, ihr wurde innerlich ganz kalt. Konnte ihr Vater das wirklich gesagt haben?
    Und doch mußte es so sein. Philippa hatte ihn ja selber belauscht, als er von seinen Plänen sprach. Walter konnte gar nichts dafür.
    »Dennoch mußt du meinem Vater einen Boten schicken, der ihm mitteilt, daß ich jetzt hier bin. Es wäre mir nicht recht, wenn mein Vater in dir einen Feind sähe.«
    Walter wollte ihr widersprechen. Doch da schoß ihm eine neue Idee durch den Kopf. Hier bot sich ihm ja die beste Gelegenheit, die er sich wünschen konnte! »Das werde ich auch tun, meine Süße. Aber es hat keine Eile. In drei oder vier Tagen.« Er merkte, wie ihr das gegen den Strich ging, wie sie Angst bekam, und machte sich sofort daran, das zu seinem Vorteil auszunutzen. Sanft nahm er ihre Hand in seine. »Hör zu, Philippa«, sagte er in leisem, weichem Tonfall, »wenn du mich heiratest, kann Lord Henry nichts unternehmen. Dann kann er dich nicht mehr zur Ehe mit Bridgport zwingen. Als meine Frau stehst du unter meinem Schutz. Niemand - nicht einmal der König selbst - könnte dich mir nehmen.«
    Da war es also heraus. Er will mich heiraten, dachte Philippa. Aber aus welchem Grund? Er war doch in dem Glauben, daß Dienwald sie vergewaltigt hätte, und konnte daher kein jungfräuliches Blut im Hochzeitsbett erwarten. Und was noch mehr ins Gewicht fiel: Er würde von ihrem Vater keinen Penny erhalten. Was ging hier bloß vor? Sie mußte unbedingt dahinterkommen und bis dahin so tun, als ginge sie auf sein Spiel ein. Daher überließ sie ihm auch ruhig ihre Hand.
    »Du bietest mir viel, Walter. Mehr als ich verdiene. Aber das kommt mir so überraschend. Du mußt mir Zeit lassen, alles reiflich zu überlegen.« Als sie die Ungeduld in seinen Augen sah, fügte sie rasch hinzu: »Walter, ich bin ja nur eine Frau und daher langsam im Denken. Deine Großzügigkeit hat mir beinahe die Sprache verschlagen. Morgen werde ich dir meine Gefühle offenbaren.«
    Bedeutungsvoll drückte er ihr die Hand, bevor er sie freigab. Sie hatte mit gebührender Ehrerbietung gesprochen, aber irgend etwas störte ihn doch. Warum hatte sie ihn nicht daran erinnert, daß sie nahe Verwandte waren und darum eine besondere Heiratserlaubnis der Kirche brauchten? Nun ja, als Frau hatte sie wahrscheinlich keine Ahnung von diesen Dingen, auch wenn sie lesen, schreiben und rechnen konnte.
    Er dachte nicht daran, ihr zu sagen, daß sie in Wirklichkeit nicht blutsverwandt waren. Er war sich nämlich nicht sicher, wie sie reagieren würde, wenn er ihr sagte, daß sie von königlichem Geblüt abstammte. Nein, das mußte er ihr vorläufig verschweigen. Sie war fügsam, nett und sanft und von großer Schönheit. Für seinen Geschmack zwar zu groß, aber da war ja immer noch Britta, die er jetzt versteckt hielt. Er würde das Verhältnis mit ihr fortsetzen, wann immer er Lust hatte. Bei dem Gedanken an Britta spürte er ein Ziehen in den Lenden. Heute abend, dachte er. Er bemerkte, daß Philippa sich suchend im Saal umsah, und fragte: »Ist etwas, süße Kusine?«
    »Nichts, Walter. Es ist nur, daß ich nirgendwo den Jungen erblicke. Ich habe zwar nichts für ihn übrig, fühle mich aber für ihn verantwortlich, weil ich ihn bei mir hatte, als du mich befreit hast. Hast du schon eine Lösegeldforderung an Dienwald geschickt?«
    Walter schüttelte den Kopf. Er würde keinem eine Botschaft schicken, bevor er mit ihr verheiratet war. Nicht einmal an seinen Lehnsherrn Graelam de Moreton. »Ich habe den Welpen zu meinen Stalljungen gesteckt. Damit tue ich ihm nur einen

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