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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Ich werde es auch mit der Königin besprechen. Sie hat den Blick dafür, wo der Künstler übertrieben hat. Wenn ich mich für ihn entscheide, muß ich de Fortenberry wohl nach Windsor kommen lassen und ihn von seinem Glück unterrichten.«
    Der König schritt zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte. »Diese verdammten Schotten! Sie reden immer so geschwollen. Ihr müßt Euch jetzt zur Ruhe begeben, Robbie, Ihr habt eine lange, anstrengende Reise hinter Euch.« An der Tür sagte der König über die Schulter hinweg: »Holt Euer Schreibzeug, Robbie! Ich brauche Euch. Ihr müßt ihre eigensinnigen Beschwerden getreulich notieren. Danach besprechen wir, was zu tun ist.«
    Burnell seufzte. Er ging zu einem Becken und spülte sich das Gesicht mit viel kaltem Wasser ab. Schon wieder für den König in die Sielen, dachte er und mußte lächeln.

16
    Burg Crandall
    »Du bist schön, Philippa. Das gelbe Kleid steht dir gut.«
    »Ich danke dir für deine Geschenke, Walter. Die Kleider und Überröcke sind sehr hübsch.« Sie waren tatsächlich von bester Qualität. Wo hatte ihr Vetter sie her? Offenbar von einer kleinen Frau mit großen Brüsten. Und nach den Schuhen zu urteilen, mußte die Frau für ihre geringe Körpergröße ziemlich große Füße haben. Wer und wo war die Frau? Es würde ihr bestimmt nicht gefallen, daß sie jetzt ihre Kleider trug.
    »Die Burg Crandall ist in sehr gutem Zustand, Walter. Und da du der Kastellan bist, ist das dir allein zu verdanken. Wie viele bewaffnete Männer hast du in deinen Mauern?«
    »20 gut ausgebildete Männer. Ich habe sie selber ausgebildet und bin dafür verantwortlich, daß sie geschickte Kämpfer sind.«
    Philippa nickte. Viel lieber wäre ihr gewesen, es wären statt 20 Männern nur zwei, und die obendrein alt und schwach. Weder waren es gute Aussichten für eine Flucht mit Edmund, noch für ein Eindringen Dienwalds. Sie hatte von einigen Bediensteten erfahren, daß ihr Vetter kein sonderlich freundlicher oder gar beliebter Herr war. Er schien jedoch gerecht zu sein - wenn er nicht gerade die Peitsche zückte. »Sobald er diese blutunterlaufenen Augen kriegt«, hatte ihr eine alte Frau mit leiser Stimme anvertraut, »und wenn er dann noch die Peitsche inne Hand haben tut, dann mußte schnell flitzen.« Philippa hatte sie betroffen angesehen. Eine Peitsche! Jetzt fiel ihr wieder ein, daß die Frauen sie besorgt, ja, ängstlich beobachtet hatten.
    Walter reichte ihr Brot. Sie fragte ihn: »Diese schönen Kleider, Vetter - woher stammen die?«
    »Das braucht dich nicht zu kümmern, meine Süße. Ich hatte sie, und jetzt gehören sie dir.«
    Philippa konnte sich nur wundem. Es war alles sehr geheimnisvoll. Bis gestern hatte er ihr Zeit gegeben, sich auszuruhen und zu tun, was sie wollte. Doch dann hatte er angefangen, um sie zu werben. Nein, sie täuschte sich bestimmt nicht. Sie kannte das ja von Ivo de Vescys überströmenden Liebesbeteuerungen her. Walter spielte den schwärmerischen Liebhaber. Und doch war er bestimmt nicht in sie verliebt. Seine Worte verrieten nicht das rechte Gefühl, und seine Augen blieben kalt und flach. Zuerst wußte sich Philippa sein Tun nicht zu erklären. Ein Mann in Walters Stellung konnte doch gar nicht daran interessiert sein, ein Mädchen ohne Mitgift zu heiraten. Und es war unmöglich, daß er sich unsterblich in sie verliebt hatte. Er kannte sie ja erst seit zwei Tagen. Nein, ihr Vater mußte dahinterstecken. Nur konnte sie sich nicht vorstellen, wie er das erreicht hatte.
    Während sie von der Kohlroulade mit Füllung aus Hasenfleisch kostete, beschloß sie, ihm auf den Zahn zu fühlen. »Walter, weiß mein Vater, daß ich hier bin?«
    Seine kalten, flachen Augen verengten sich. »Bis jetzt nicht, Philippa. Liegt dir denn viel daran, nach Beauchamp zurückzukehren?«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. Einen Streit wollte sie lieber nicht heraufbeschwören. Denn er hatte etwas an sich, etwas Unerklärliches, das ihr Angst einflößte.
    Nachdenklich kaute Walter an gestoßenen Eßkastanien in gebranntem Zucker, seinem Lieblingsgericht. Philippa war ganz anders, als er erwartet hatte. Vieles an ihr erschien ihm widersprüchlich. Doch trotz ihrer beachtlichen Körpergröße konnte er sie jederzeit beherrschen. Ende der Woche würde er sie heiraten. Innerhalb von drei Tagen würde er auch mit der widerspenstigsten Frau fertig. Eigentlich war es jetzt an der Zeit, ihr einen Teil der Wahrheit zu sagen. Vielleicht würde es dazu führen, daß

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