Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
führt?«
    Philippa begrüßte Walter mit einem Lächeln. »Ja, Walter, die beiden bringen gute Laune und helles Gelächter nach Crandall. Der kleine Krüppel hier hat mir vom Mond und von der Sonne erzählt. Und das Ungeheuer brummt fürchterlich und tanzt für alle deine hübschen Mädchen.«
    Walter hatte für die beiden Spaßmacher nicht das geringste Interesse. »Wenn es dir gefällt, mein liebes Herz, dann sollen sie von mir aus ihre Späße treiben und fröhliche Lieder singen, die ihnen Beifall eintragen.«
    Crooky sagte laut: »Schöne große Maid, was soll Gorkel der Schreckliche für dich tun?«
    »Nun, ich hätte Lust, ihm ein Liebesgedicht zu schreiben, aber eins ohne Reime. Was meinst du dazu, Ungeheuer? Möchtest du ein Liebesgedicht von mir haben?«
    Crooky zog scharf an der Kette und rief: »Willst du das, Ungeheuer? Wenn ja, dann nicke gefälligst, du Wilder!«
    Gorkel nickte und brüllte wie ein wildes Tier, und die Menge jubelte.
    »Ich eile, um mir Papier zu holen«, sagte Philippa, »und das Ge-dicht für das Ungeheuer zu schreiben. Inzwischen könnt ihr die Leute weiter zum Lachen bringen.«
    »Ich begreife dich nicht«, sagte Walter.
    »Ich habe Spaß daran, Walter, und das Ungeheuer hat mich gut unterhalten. Gefällt dir das nicht?«
    Sie warf ihm einen so lieben und gleichzeitig schüchternen Blick zu, daß er sich vorkam wie ein mächtiger Prinz bei Hofe. Doch er durfte ihren weiblichen Launen nicht immer und zu jeder Zeit nachgeben. »Diesmal gefällt es mir nicht, meine Süße. Ärgere dich nicht!« Bevor er ging, strich er ihr leicht über die Wange. Ihr Lächeln gefror. Und dann streichelte er ihr vor allen seinen Leuten mit den Fingerspitzen den Hals und die Brüste, lachte und ging davon.
    In der Nähe der Burg Crandall
    »Los, erzähl es mir, schnell!«
    Ausnahmsweise stumm blickte Crooky seinen Herrn an. Er wußte nicht, wo er anfangen sollte.
    »Hast du Edmund gesehen? Und die Dirne?«
    »Ja«, antwortete Gorkel für ihn. »Sie leben beide. Der junge Herr war verdreckt und zerlumpt, sah aber gesund aus.«
    »Und die Dirne?«
    »Sie war gut gekleidet«, sagte Crooky. »Sehr schön gekleidet, wie ein buntgefiederter Pfau, wie eine Prinzessin.«
    Dienwald spürte einen Krampf im Magen. Sie hatte ihn also verraten und ihm den Sohn geraubt. »Sag mir alles! Laß nichts aus, oder ich trete dir in die Rippen!«
    Und Crooky erzählte ihm alles, was vorgefallen war. Wortgetreu wiederholte er, was Philippa zu ihm und Gorkel gesagt hatte. Dann holte er tief Atem und schloß: »Sie lebt dort nicht als Gefangene, so sah es jedenfalls aus. Sir Walter hat sie vor allen seinen Leuten geküßt und mit der Hand ihre Brüste gestreichelt.«
    Dienwald wurde zornig und ballte in wilder Wut die Fäuste. »Ich will noch einmal ihre Worte hören!« Crooky gehorchte. Danach fragte Dienwald: »Was hat sie mit dem Mond sagen wollen -bin ich der Mond, der sich still versteckt hält, um dann aufzugehen und ihr boshaft ins Gesicht zu scheinen? Pah! Das ergibt ja keinen Sinn. Die Dirne hat ihr Spiel mit dir getrieben und sich nur über deine Verse lustig gemacht.«
    »Sie hat Sir Walter gefragt, ob sie für Gorkel ein Liebesgedicht aufschreiben dürfe. Er hat es abgelehnt. Vielleicht wollte sie Euch schriftlich ihre Treue versichern, Herr.«
    »Unsinn! Da hat sie dich wieder getäuscht! Weißt du, was sie wirklich schreiben wollte? Sie wollte mich auffordern wegzubleiben, weil sonst Edmund dafür büßen müßte!«
    »Nein, Herr«, sagte Gorkel.
    »Was weißt du denn davon?«
    »Wozu nahm sie dann überhaupt den Jungen mit?«
    »Als Faustpfand für ihre Sicherheit, du Einfaltspinsel! Sie ist ja nicht dumm, auch wenn sie nur eine Frau ist.« Dann drohte er beiden mißmutig mit der Faust.
    »Er ist tief enttäuscht«, sagte Galen betrübt. »Er weiß nicht, was er davon halten soll.«
    »Die Herrin will befreit werden«, sagte Crooky, »ungeachtet all ihres Putzes und der schönen Gewänder.«
    »Und der Junge auch«, sagte Gorkel. »Ich fürchte, daß der Hurensohn ihm etwas antun wird, denn er haßt Dienwald aus tiefstem Herzen.«

17
    Bis tief in die Nacht lag Philippa wach im Bett. Immer wieder dachte sie daran, wie sie voll hoffnungsfroher Aufregung Gorkel tanzen gesehen und Crooky singen gehört hatte. Aber was hatte es ihr genützt? Ihr Versuch, Crooky von ihrer Treue zu Dienwald zu berichten, ihre Bitte, an Gorkel ein Liebesgedicht schreiben zu dürfen - das hatte Walter vereitelt. Vor allen Leuten hatte

Weitere Kostenlose Bücher