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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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er seine Besitzerrechte deutlich gemacht, indem er sie küßte und ihr die Brüste streichelte. Bestimmt würde Crooky dies Dienwald haarklein berichten.
    Dennoch würden sie einen Befreiungsversuch unternehmen. Wenn schon nicht ihretwegen, dann um Edmund herauszuholen. Aber wie? Dienwald konnte die Burg Crandall ja doch nicht im Sturm einnehmen. Walter würde, ohne mit der Wimper zu zucken, Edmund umbringen. Nein, Dienwald konnte nur durch List etwas erreichen. Sie zweifelte auch nicht daran, daß er schließlich
    Erfolg haben würde. Doch mit Schrecken dachte sie daran, daß er dabei verwundet werden könnte: Sie wußte genau, daß Walter ihn töten würde, wenn sich die Gelegenheit ergab.
    Also mußte sie etwas tun, und zwar schon morgen in aller Frühe. Endlich schlief sie ein. Sie träumte von der Stute Cottie, auf der sie als Sechsjährige reiten gelernt hatte. Später hatte sich Cottie durch Bernices Unachtsamkeit ein Bein gebrochen und mußte getötet werden.
    Noch immer im Bann ihres wehmütigen Traums wurde Philippa plötzlich wach. Nicht daß sie ein Geräusch gehört hätte. Doch sie hatte das unangenehme Gefühl, daß sich etwas zusammenbraute und sie scharf aufpassen müsse.
    Vorsichtig drehte Philippa den Kopf zur Tür. Walter hatte sie wie üblich abgeschlossen. Aber jetzt wurde ein Schlüssel im Schloß herumgedreht, und die Tür ging langsam auf.
    Das mußte Walter sein. Er war wohl des Wartens überdrüssig. Jetzt kam er, um sie zu vergewaltigen. Es lag ihm nicht, noch länger den verliebten Freier zu spielen. Jetzt wollte er vollendete Tatsachen schaffen.
    Philippa blieb regungslos liegen und überlegte, was sie zu ihrem Schutz unternehmen könne. Natürlich würde sie sich wehren und ihm zumindest heftig weh tun. Leider hatte sie nur das leichte Hemd an. Sie wünschte, sie trüge sämtliche Kleidungsstücke übereinander, die Walter ihr geschenkt hatte. Dann würde es ihm schwerer fallen, sie mit Gewalt zu nehmen. Angestrengt horchte sie, den Blick zur Tür gerichtet. Walter verursachte nicht das leiseste Geräusch. Warum war er so vorsichtig? Er brauchte sich doch um ihr Geschrei nicht zu kümmern. Seine Männer würden ihr nie zu Hilfe eilen.
    Lautlos ging die Tür weiter auf. Im trüben Licht vom Flur konnte Philippa schließlich den Umriß eines Menschen erkennen.
    Es war nicht Walter. Es war eine Frau.
    Philippa unterdrückte den Impuls, sofort etwas zu tun. Statt dessen blieb sie ganz still liegen und wartete ab, um zu sehen, was die Frau von ihr wollte. Aber wie war sie überhaupt an den Schlüssel zu ihrer Kammer gekommen?
    Sie mußte ihn von Walter haben. Er war viel zu mißtrauisch, um ihn irgend jemand anders zur Aufbewahrung anzuvertrauen. Also mußte die Frau ihn sehr gut kennen. Sie mußte intim mit ihm befreundet sein ... Philippa wartete weiter.
    Jetzt schlich sich die Frau in die Kammer. Und da sah Philippa, daß sie in der erhobenen Hand ein Messer hielt. Die Frau war nicht gekommen, um sie zu befreien, sondern um sie zu töten!
    Philippa sprang aus dem Bett und schrie, so laut sie konnte: »Was willst du von mir? Bleib mir vom Leibe! Hilfe! A moi! Walter... A moi!«
    Die Frau stürzte auf sie zu, holte aus und zielte mit dem Messer auf ihre Brust. Im letzten Augenblick erwischte Philippa ihr Handgelenk und drückte ihr den Arm zurück. Doch die Frau war stärker, als ihr magerer Körperbau vermuten ließ. Die Wut verdoppelte ihre Kräfte, so daß sie Philippa ebenbürtig war. Mit giftiger, haßerfüllter Stimme stieß sie hervor: »Du verdammte Schlampe! Du Tochter des Teufels! Du bekommst ihn nicht! Hast du mich gehört? Nein, du bekommst ihn nie! Ich bringe dich um!« Mit wogendem Busen riß sie sich von Philippa los. Langsam wich Philippa vor der wütenden Frau und der scharfen Messerklinge zurück.
    Dann hob sie flehend die Hände. »Wer bist du? Ich habe dir nichts getan. Wovon redest du überhaupt? Du willst mich ohne jeden Grund umbringen. Du mußt verrückt sein!«
    »Ohne jeden Grund?« zischte die Frau. »Du verdammtes Flittchen, Walter gehört mir, mir allein, und er wird mir immer gehören. Er heiratet dich nicht, und wenn du ihm noch so viel mitbringst! Er liebt mich, und seine Liebe zu mir ist stärker als alle schmutzigen Reichtümer, die du ihm bringen willst!«
    Aber ich bringe ihm doch keinen Penny mit!
    Wieder griff die Frau an. Mit sicherer, schneller Hand stach sie auf Philippa ein. Philippa wirbelte herum, weg von der tollwütigen Frau. Aber sie war nicht

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