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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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durfte sich durch ihre Verwundung nicht aufhalten lassen. Sie mußte jetzt stark sein.
    Auf einmal war das Glück auf ihrer Seite. Sie fand ihn schlafend auf einem Heuhaufen in der Nähe der Stalltür und rüttelte ihn leicht. »Lieber Edmund, komm, wach auf!«
    Edmund war sofort hell wach. Er starrte sie an. »Philippa?«
    »Ja, ich bin es. Wir müssen jetzt weg. Aber wir brauchen Pferde, Edmund. Sag doch was!«
    »Ist mein Vater gekommen? Will er uns retten?«
    »Nein. Wir sind auf uns allein gestellt. Aber wir können es schaffen. Du brauchst uns nur Pferde zu holen!«
    Edmund kam auf die Beine und grinste sie an. Dann überlegte er, und Philippa wartete ab. »Wir müssen die beiden Stallburschen abmurksen. Dazu brauchen wir...«
    Philippa hielt ihm den Messergriff vor die Augen. »Das genügt«, sagte sie.
    Da blitzten Edmunds Augen, und Philippa fragte sich, ob alle männlichen Wesen mit dem Hang zur Gewalt und der Sehnsucht nach blutigen Schlachten geboren werden. »Zeig mir, wo sie sind, und dann werde ich ...« Sie unterbrach sich. »Du holst die Pferde, Edmund. Such dir gute aus! Sie müssen uns bis zu deinem Vater tragen. Er liegt irgendwo auf der Lauer.«
    »Er kann nicht weit weg sein«, sagte Edmund. »Aber es gibt eine Schwierigkeit. Ich kann uns keine Pferde holen.«
    Sie sah an ihm hinunter. Um sein rechtes Fußgelenk lag eine dicke Ledermanschette, an der eine Kette hing. Diese elenden Hurensöhne! Ruhig fragte sie: »Wer hat den Schlüssel zu dem Ding?«
    »Einer der Stallburschen, die du abmurksen wirst«, sagte er mit unverschämtem Grinsen.
    Sie huschte weg. Der Schlüssel war schnell gefunden. Ohne Zögern schlug sie den beiden schlafenden Stallburschen den Messergriff über den Schädel. Wahrscheinlich verdankte ihnen Edmund seine blauen Hecke, diesen bösartigen kleinen Rohlingen. Und angekettet hatten sie ihn wie ein Tier. Nein, sie fühlte keine Gewissensbisse darüber, daß die beiden morgen schlimme Kopfschmerzen haben würden. Bald war sie zurück und befreite Edmund von der Kette. Wir passen gut zusammen, dachte sie erfreut.
    Der Junge holte zwei Pferde aus dem Stall, für sie Walters Kampfroß. Ihr Arm tat jetzt schrecklich weh, und sie waren immer noch nicht von Crandall weg. Aber sie durfte den Schmerzen nicht nachgeben.
    Edmund hielt im Dunkeln die beiden Pferde an den Zügeln, während Philippa in der Art einer geilen Hure, die dringend Geld brauchte, auf den Posten zuschlenderte, der im Halbschlaf an den Toren von Crandall Wache stand. Die anderen Posten waren auf einem Streifgang unterwegs. Sie hatte sie Weggehen sehen und die Minuten gezählt.
    »Ho! Wer da ... Ach, das ist ja Sir Walters Geliebte! Was willst du? Wo...«
    Sie drückte die Brust heraus und warf sich dem Mann mit beiden Armen um den Hals. Er sperrte verblüfft Mund und Nase auf, ließ das Schwert fallen und legte ihr, nicht faul, die großen Hände um das Gesäß. Philippa schwang das Messer und schlug ihm den Griff über den Schädel. Er blickte sie ebenso überrascht wie bedauernd an, fiel aber nicht um. »Das hättest du nicht tun sollen«, sagte er. »Ich werde dir zeigen, daß du mit mir nicht rumspielen kannst.« Dann schlossen sich seine Hände fest um ihren Hals. Philippa wurde es schwarz vor den Augen. Das Messer entfiel ihren schlaffen Händen.
    Wie aus großer Ferne hörte sie jemand sagen: »Du verdammter Feigling! Geht man so mit 'ner Frau um? Du Hurensohn!«
    Überrascht ließ der Posten sie los. Sie fiel auf die Knie und japste nach Luft. Edmund - denn er war es - saß auf Daisys Rücken und schlug von oben herab dem Posten einen Metallspaten, so hart er konnte, auf den Schädel. Der Posten schüttelte ungläubig den Kopf. Dann stürzte er zu Boden.
    Mühsam kam Philippa auf die Beine und griff nach dem Messer. Ihre Kehle brannte wie Feuer. »Gut gemacht, Edmund«, krächzte sie. »Jetzt müssen wir weg, schnell! Die anderen Posten werden gleich hier sein.«
    Sie lief zu den Toren und rüttelte an dem dicken Balken, der quer über die Riegel gelegt war. Er war schwer, und sie wurde allmählich schwächer. Schließlich hob er sich ein wenig, und sie schaffte es, ihn senkrecht hochzustellen.
    »Jetzt!« flüsterte sie und schob die Torflügel auf.
    Rasch wollte Philippa aufs Pferd steigen. Sie stöhnte vor Anstrengung, denn es gab keinen Sattel, und ihr rechter Arm war nahezu kraftlos. Plötzlich merkte sie, daß Edmund ihr half. Sie landete auf dem Hals des Hengstes.
    Edmund bestieg Daisy, und

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