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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Philippa rief: »Schnell weg!«
    Der Hengst war groß, schnell und feurig, und er galoppierte mit äußerster Kraft. Aber Eile war auch vonnöten. Philippa konnte sich vorstellen, daß Walter sie schon verfolgte, es sei denn, sie hätte ihn so hart getroffen, daß er noch bewußtlos war. Der Hengst zog noch schärfer an und ließ Daisy mühelos hinter sich. Philippa versuchte ihn zurückzuhalten, aber mit einem gesunden Arm war das nicht zu schaffen. Das Tier behielt die Oberhand.
    »Edmund!« schrie sie nach hinten.
    »Halt an, Philippa! Ich komme nicht mit!«
    Plötzlich wurde der Araber von einem Mann aufgehalten, der auf einem mächtigen Hengst barhäuptig mit abgewandtem Gesicht auftauchte, nur darauf bedacht, das in wildem Galopp ankommende Pferd zum Stehen zu bringen.
    Hinter ihm kamen mit lautem Geschrei noch andere Männer. Und dann hörte sie, wie Edmund rief: »Vater! Schnell, Vater, du mußt Philippa helfen!«
    Die Zügel wurden ihr aus der Hand gerissen. Laut wiehernd stellte sich ihr Pferd auf die Hinterbeine. Dann vernahm sie Dienwalds Stimme. Er sprach beruhigend auf das aufgeregte Tier ein.
    Dann war alles vorüber. Philippas Kleid war ihr bis an die Oberschenkel hochgerutscht und an einigen Stellen eingerissen. Der Mann drehte sich zu ihr um. Sie sah ihn lächelnd an.
    »Das Pferd ist mir durchgegangen«, sagte sie, »weil ihm mein Geruch in die Nase stieg.«
    »Du redest Unsinn, Dirne.«
    »Das Blut«, sagte sie. »Der Blutgeruch. Die Tiere werden wild, wenn sie Menschenblut wittern.« Arme streckten sich ihr entgegen und zogen sie an sich. Sie seufzte einmal tief auf. Dann ließ sie sich ruhig fallen.
    Brennender Schmerz weckte sie. Sie hoffte, er würde vergehen. Sie wollte noch ruhen. Aber statt dessen wurde er stärker. Stöhnend schlug sie die Augen auf.
    »Bleib still liegen!«
    Über sie gebeugt betrachtete Dienwald mit ernstem Gesicht ihren Arm. »Hallo«, sagte sie. »Freut mich, Euch zu sehen. Wir haben geahnt, daß Ihr in der Nähe seid.«
    »Bleib ruhig liegen und halt den Mund!«
    Aber das brachte sie nicht fertig. Sie hatte zu viel auf dem Herzen. »Muß ich sterben?«
    »Natürlich nicht, du leichtsinniges Ding!«
    »Mit Edmund alles in Ordnung?«
    »Ja. Und nun sei still!«
    »Ich hatte Angst. Aber als ich Euch sah, war alles gut.«
    »Sei still! Warum bist du so heiser?«
    »Ich hatte dem Posten den Messergriff an den Kopf geknallt. Aber er hatte einen zu harten Schädel. Danach wollte er mich erwürgen. Doch Edmund lenkte ihn ab und schlug ihn mit einem Spaten nieder. So konnten wir entkommen. Ich habe die Minuten gezählt. Die anderen Posten mußten gleich zurückkommen. Ihr wißt ja, wir waren auf Crandall. Silken ist also durchgekommen?«
    »Ja, und nun still!«
    »Ich habe gebetet, daß er es schaffen würde. Das war unsere einzige Hoffnung. Walter hat da eine Dummheit gemacht - er schickte seine Männer zu spät hinter ihm her. Ich wußte, daß er Euch alles berichten würde und Ihr uns dann nachkämt.«
    »Halt jetzt endlich den Mund, Dirne!«
    »Walters Geliebte wollte mich umbringen. Sie hat laut geschrien, ich könnte ihm noch so viele Reichtümer bringen, sie würde ihn doch für sich behalten. Ich sagte ihr, ich überließe ihn ihr gern freiwillig. Ich wollte ihr noch sagen, daß er gar keine Reichtümer zu erwarten habe, keinen einzigen Penny. Und ich schrie wie am Spieß, und er kam herein und sah meinen blutigen Arm. Aber er ging zu ihr und umarmte sie, und sie heißt Britta, und er hatte mir ihre Kleider geschenkt, die ich tragen sollte. Ich habe ihn mit einem Schemel niedergeschlagen, und er fiel um wie ein Baum. Ich nahm ihr Messer und den Schlüssel und schloß beide ein.«
    »Philippa, du bist geschwächt, weil du viel Blut verloren hast. Aber du redest zuviel. Hör endlich auf!«
    »Sie hat sehr große Brüste«, sagte Philippa. »Ihre Kleider waren für mich viel zu kurz, nur obenrum zu weit. Und Gorkel und Crooky waren fabelhaft komisch.«
    Dienwald goß ihr Bier auf die Wunde. Philippa fuhr hoch, schrie leise auf und fiel wieder in Ohnmacht.
    Sofort legte ihr Dienwald die flache Hand aufs Herz. Es schlug ruhig und gleichmäßig. Dann verband er ihr den Arm und sagte zu Northbert: »Sie ist wieder bewußtlos. Aber die Wunde ist jetzt sauber, und wenn sie keine Blutvergiftung kriegt, ist alles in Ordnung.«
    Northbert nickte. »Master Edmund ist furchtbar aufgeregt, Herr. Er redet unentwegt. Gorkel hat ihm gesagt, er soll sich schlafen legen, aber er kann den

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