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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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nicht, Robbie! So, geht nun, ich habe noch unendlich viel zu tun! Regieren ist ein Geschäft, das einem keinen Augenblick Muße läßt.«
    Am nächsten Morgen brach Robert Burnell in Begleitung von 20 der besten Krieger des Königs nach Cornwall auf.
    Zwei Tage später saß der König mit Accursi, dem Sohn eines berühmten italienischen Rechtsgelehrten, zusammen. Es ging darum, wie die Mittel für alle die Burgen aufgebracht werden sollten, die er in Wales errichten lassen wollte. Accursi sagte mit seiner hohen Stimme: »Sire, warum macht Ihr Euch darüber Gedanken?
    Ihr braucht doch nur Eure Edelleute aufzufordern, Euch ihre Herzen zu öffnen. Dann öffnen sich auch ihre Schatztruhen. Sie sind Eure Untertanen und müssen sich Eurem Willen beugen.«
    Edward zog eine Grimasse und rieb sich das Kinn. Accursi stand nun schon seit vielen Jahren in seinem Dienst, aber das Wesen der englischen Adligen würde er nie verstehen. Er hielt sie für schwach, er verachtete sie. Er wollte sie wie Schafe behandeln, die man ohne weiteres scheren kann. Da räusperte sich jemand hinter ihnen. Edward blickte auf.
    »Sire, verzeiht die Störung«, sagte sein Kammerherr Aleric, »aber Roland de Tournay ist gerade eingetroffen und hofft auf das Vergnügen, Eure Majestät begrüßen zu dürfen.«
    »De Tournay!« Der König lachte erfreut. »Welche Erholung nach Accursi!« Schickt ihn herein! Ich will sein angenehmes Gesicht sofort sehen.«
    Roland de Tournay blieb einen Augenblick an der Schwelle zum Salon des Königs stehen, um die Anwesenden in Augenschein zu nehmen, besonders aber Accursi. Edward bemerkte den kurzen Blick der Verachtung, den er auf den Italiener warf. Es war die typische Reaktion eines Engländers, der einem Ausländer begegnet.
    Mit breitem Grinsen sagte Edward: »Kommt zu mir, de Tournay, Ihr böser, untreuer Mann! Also hat Euch der Herr in seiner Gnade gestattet, unversehrt heimzukehren, um wieder in meinen Dienst zu treten.«
    Roland schlenderte herein, als wäre er hier der Hausherr, was Edward ihm nicht weiter übelnahm. Das war eben de Tournays Art. Um so aufgebrachter reagierte Accursi, der ihm zurief: »Ich verlange bessere Manieren, Kerl!«
    »Wer ist denn dieser Heide, Sire? Kann mich an das Gesicht nicht erinnern. Ihr habt dem Burschen wohl nicht gesagt, was ich für ein bedeutender Mann bin?«
    Edward schüttelte den Kopf. »Accursi, zähmt Eure Zunge! De Tournay ist mein Mann, und ich lasse nicht zu, daß ihm außer mir jemand ein böses Wort sagt. Es wird aber auch Zeit, daß Ihr Euch wieder einmal in England sehen laßt, Roland.«
    »Das gleiche sagt man von Euch, Sire. Ihr seid immerhin zwei Jahre lang durch die Welt gezogen, ehe Ihr Anspruch auf die Krone erhoben habt.«
    »Ihr seid ein frecher Hund. Kommt, setzt Euch zu mir! Wir wollen auf unsere Zeit in Akkra und Jerusalem trinken. Ich habe gehört, die Barbaren haben Euch sechs Frauen geschenkt, damit Ihr einen Harem gründen könnt.«
    Es war etwa zwei Stunden später, als der König dem Mann, der ihm im Heiligen Land so wertvolle, treue Dienst geleistet hatte, die Frage stellte: »Warum seid Ihr im vorigen Oktober nicht zu meiner Krönung gekommen? Eleanor sprach schon davon, daß ihr wohl desertiert währt.«
    Roland de Tournay sprach dem Wein aus der Bretagne wacker zu und sagte lächelnd: »Sire, damals lag ich in einem tiefen Verlies gefangen, beim hochedlen Herzog von Brabant. Kurz gesagt, er verlangte Lösegeld für mich Armen. Mein Bruder hat es bezahlt.« Roland grinste bösartig. »Wahrscheinlich mußte ihn aber seine ebenso schöne wie lüsterne Frau erst dazu zwingen.«
    Eine weitere Stunde verging. Da schlug sich der König plötzlich auf die Knie und rief: »Das ist die allerbeste Lösung! Ihr werdet meine Tochter heiraten!«
    Verständnislos sah Roland den König an. »Eure Tochter? Eine königliche Prinzessin? Sire, Ihr müßt zu viel von diesem köstlichen Wein getrunken haben.«
    Der König schüttelte den Kopf. Dann klärte er de Tournay über Philippa de Beauchamp auf. »Während wir uns hier unterhalten, ist Robbie schon auf dem Weg zu de Fortenberry. Mir wärt Ihr aber viel lieber. Ihr seid ein Halunke, den ich wenigstens kenne, und de Fortenberry ist ein Halunke, den ich nicht kenne. Was sagt Ihr dazu?«
    »De Fortenberry, ja? Das ist ein rauher Bursche, Sire. Doch als Mann kann man nichts Böses über ihn sagen. Aber er beugt sich ungern vor irgendeiner Obrigkeit, und sei es der König. Warum habt ihr ihn

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