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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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stören, daß sie dann seine Stiefmutter sein würde. Na, wunderbar! Vorsichtig massierte sie den verwundeten Arm. Es war jetzt ein ständiger pochender Schmerz, der aber erträglich war. Sie sah an sich herab und schüttelte den Kopf. Das schöne gelbe Kleid, nun wieder ihr einziges Gewand, war völlig zerknautscht, einige Nähte waren aufgeplatzt, und am Saum hatte sie eine Menge Stoff für den Verband abgerissen. Aber jetzt war sie schon so daran gewöhnt, in unziemlicher Kleidung, ja, sogar in Lumpen herumzulaufen, daß es ihr kaum noch etwas ausmachte.
    Sie spürte ein natürliches Bedürfnis und überlegte gerade, wo sie ihm nachgehen könnte, als Crooky auftauchte.
    »Gott zum Gruß, Herrin«, sagte er mit einer angedeuteten Verbeugung. »Ich habe gerade von dem Jungen erfahren, daß ihr den Herrn heiraten werdet. Das finde ich gut. Nur merkwürdig, daß er so plötzlich auf die Idee kam, hier mitten im Wald und Ihr seid verwundet. Aber vielleicht hat ihn gerade das dazu veranlaßt, weil er Euch verwundet sah und Angst um Euch hatte. Aber es ist auch so, daß der Herr starke Gefühle für Euch hegt und Ihr ihm sehr gefehlt habt. Bei der Trauung wird Pater Cramble wunderschöne Worte finden.« Nach einer Weile fügte er hinzu: »Ihr dürft Euch an dem Benehmen des Herrn nicht stören. Wenn der Gedanke an die Ehe sich erst mal in seinem Dickkopf eingenistet hat, wird er sich schnell daran gewöhnen. Ja, es wird alles gut werden.« Noch einmal verbeugte sich Crooky und entfernte sich dann.
    Für sie hatte es sich so angehört, als wollte Crooky sich das selber einreden. Nun, es war ja möglich, daß Crookys Herr sie nicht liebte, aber im Augenblick war ihr das gleichgültig. Was ihr wirklich Kummer machte, war die Tatsache, daß sie sich wie eine Waise vorkam und keinen Penny und nur die Kleider besaß, die Lady Kassia ihr geschickt hatte. Sobald sie mit Dienwald verheiratet war, würde sie eine Botschaft an ihren Vater senden. Dann blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr das zu schicken, was ihr gehörte. Schließlich hatte er keinen Grund zur Klage. Er hatte ja ohnehin keine großartige Verbindung mit einem anderen Haus von Beauchamps Bedeutung gesucht.
    Sie zerbrach sich auch nicht länger den Kopf über seine Beweggründe. Das interessierte sie alles nicht mehr. Beauchamp lag weit zurück. Wie ein vergangenes Leben. Sie war nicht mehr das Mädchen, dem die Bediensteten jeden Wunsch von den Augen ablasen, das ein Kleid für jede Stimmung besaß. Sie war nicht mehr das Mädchen, dessen Mutter nichts für sie übrig hatte und dessen Schwester ständig an ihr herumnörgelte. Alles Schöne und alles Unangenehme, was Beauchamp ihr beschert hatte, waren für immer vorbei.
    St. Erth! Sie liebte den Klang des Wortes. St. Erth würde ihre neue Heimat werden und Dienwald ihr Ehemann. Da konnte ihr Vater ruhig toben, bis ganz Beauchamp in seinen Grundmauern erbebte und seine Nase lilarot anlief - ihr machte das nichts mehr aus. Sir Walter hatte ihr einreden wollen, daß Lord Henry in Geldverlegenheit wäre, aber daran hatte sie nicht einen Augenblick geglaubt. Sie würde auch weiterhin keinen Gedanken daran verschwenden. Tröstlich war es dagegen, daß der widerliche Kröterich de Bridgport sie nicht mehr zur Frau begehren würde, nachdem sie mit einem anderen Mann geschlafen hatte. Lächelnd summte sie ein Lied vor sich hin, während sie darauf wartete, an der Seite des Mannes heimzukehren, der bald ihr Gatte sein würde.
    Sie begegnete auch mit diesem strahlenden Lächeln Dienwalds Männern. Die wußten ja jetzt, die zukünftige Herrin von Erth vor sich zu haben. Sie lächelte auch noch, als Dienwald sie vor sich auf den Rücken des mächtigen Philbo setzte. Aber je mehr Meilen sie zurücklegten, um so stärker wurden die Schmerzen im Arm.
    »Wenn du wieder zu weinen anfängst, werfe ich dich vom Pferd. Mein Gott, du hast mich doch jetzt bekommen, Dirne. Was willst du denn noch?«
    »Ich weine ja gar nicht«, sagte sie.
    »Was machst du dann? Übst du eine neue Pantomime für Crooky ein? Du willst mir doch wohl nicht weismachen, daß du wieder Schmerzen in deinem Arm hast?«
    »Doch, er tut weh. Es paßt deinem Pferd auch nicht, daß es mich mittragen muß.«
    Er brummte und sah ihr über die Schulter. Philbo hatte die Ohren gespitzt. »Sicher, du bist für ein Mädchen ein ziemlich schwerer Brocken. Aber Philbo hat dich doch noch nicht einmal gebissen. Also brauchst du auch nicht zu jammern. Ich glaube, er hat dich

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