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Die Stimme der Erde

Titel: Die Stimme der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ausgewählt?«
    »Vorgeschlagen hat ihn Graelam de Moreton, weil er in dem immer noch wilden Cornwall eine Macht darstellt. Ich brauche gute, starke Männer. Männer, denen ich mein Vertrauen schenken kann. Wenn er mein Schwiegersohn ist, kann ich mich auf seinen Schwertarm verlassen. Aber ihr könntet Euch doch auch in Cornwall niederlassen, Roland. Ich würde Euch Ländereien und eine Burg übereignen. Was sagt ihr dazu?«
    »Macht Ihr mich dann zum Herzog, Sire?«
    »Unverschämter Gockel! Ihr sollt Graf werden, aber nicht mehr.«
    Roland versank in Schweigen. Im Grunde wollte er gar keine Ehefrau. Und sicherlich würde der König seinen übereilten Vorschlag später bereuen. Roland beschloß, die Sache zu überschlafen.
    »Euer Bruder würde bestimmt außer sich sein, sagte der König nachdenklich. »Wenn er als Graf von Blackheath erleben müßte, daß sein lästiger jüngerer Bruder ebenfalls in den Grafenstand erhoben und obendrein noch des Königs Schwiegersohn wird, dann kommt ihm die Galle hoch.«
    Mit Sicherheit, dachte Roland. Aber er legte wenig Wert darauf, daß seinem Bruder seinetwegen die Galle hochkam.
    »Es ist ein großzügiges Angebot, Sire. Das muß gewissenhaft bedacht sein und nicht bei Eurem guten Wein.«
    »So sei es, Roland. Und jetzt erzählt mir von Eurem Harem, bevor meine schöne Eleanor kommt und unserem trauten Zusammensein ein Ende macht!«

19
    Burg St. Erth
    Am letzten Tag des Aprils leitete Pater Cramble unter den blühenden Apfelbäumen im Obstgarten von St. Erth die Trauungszeremonie. Die Luft war erfüllt vom süßen Duft der Apfelblüten, Moschusrosen und Veilchen. Die Braut war noch schöner als die bunten Schmetterlinge, die über den vielen mit Speisen und Bier beladenen Tischen schwebten. Nur der Bräutigam und Herr von St. Erth machte ein Gesicht, als würde er am liebsten im Erdboden versinken. Doch im übrigen verlief die Trauung vortrefflich. Und alle Leute auf St. Erth waren zufrieden. Denn ihr Herr tat, was Pflicht und Ehre forderten.
    Die zukünftige Herrin auf St. Erth wirkt so aufgeregt wie jedes Mädchen, das heiratet, dachte die alte Agnes. Ja, sie sah zauberhaft aus in ihrem weichen rosaroten Kleid mit dem etwas dunkleren Überrock. Beides gehörte zu den Kleidungsstücken, die Lady Kassia de Moreton ihr geschickt hatte, worüber die Herrin, aus Gründen, die Agnes nicht kannte, wenig erbaut zu sein schien.
    Ihr dichtes Lockenhaar wallte Philippa bis tief über den Rücken. Sie trug eine aus Blumen geflochtene Krone, denn sie galt als jungfrauliche Braut. Und wenn jemand anderer Meinung war, so ließ er es doch klugerweise ungesagt.
    Auch der Herr, groß, schlank und aufrecht, sah in dem neuen dunkelblauen Waffenrock, den die Herrin ihm genäht hatte, prachtvoll aus. Aber er wirkte ungewöhnlich streng und abweisend. Dagegen grinste der junge Master unentwegt wie ein albernes Hündchen, das gerade seinen Napf leergefressen hat.
    Da sie auf St. Erth vermählt wurden, gab es keine Mitgift oder Brautgeschenke. Dienwald kaute an seinem Daumennagel und wünschte, Pater Cramble würde endlich mit seinen lateinischen Litaneien aufhören. Dienwald verstand sowieso kein Wort.
    So ging es auch Philippa. Sie wünschte, es' wäre endlich vorüber. Sie wollte ihren frischgebackenen Gatten anlächeln und ihr Lächeln erwidert sehen. Sie waren erst am Abend zuvor heimgekehrt, und zu Philippas Überraschung und Kummer war Dienwald seinem Schlafzimmer ferngeblieben. So mußte sie allein schlafen. Sie hatte sich über diese plötzliche Anwandlung von Ritterlichkeit sehr gewundert - wenn es wirklich Ritterlichkeit war.
    Vielleicht hatte er sie in jener Nacht im Wald nicht nach seinem Geschmack gefunden ...
    Nun war die Zeremonie vorüber, und alle Leute auf St. Erth brachen in lauten, fast lärmenden Jubel aus. Crooky, der Narr, war von Gorkel auf die breiten Schultern genommen worden und dirigierte von dort aus die Hochrufe und Jubelschreie der Menge.
    »Jetzt haben wir es hinter uns.«
    Philippa wandte sich mit strahlendem Lächeln ihrem Mann zu. Doch sie sah ihr Lächeln nicht erwidert. Er starrte an ihr vorbei ins Leere.
    »Ja«, antwortete sie ihm höchst zufrieden, »jetzt bist du mein Ehemann. Aber was hast du denn? Irgend etwas, das dich stört?«
    »Mich stört«, sagte Dienwald, »daß meine Leute alle aus Leibeskräften jubeln. Sie glauben nämlich, wenn du hier bist, würde es ihnen besser gehen. Als wenn ich mich ihnen gegenüber wie ein wütender Tyrann benommen

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