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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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anmerken zu lassen.
    »Ja, das hat mir der Pater aufgetragen. Ich komme aus Chester. Nur mein Mann ist einer von diesen Wilden. Aber er wärmt mich gut in den langen Winternächten.«
    Während sie redete, blickte Daria auf Roland hinunter, auf seine Rute, die sie angeblich glücklich gemacht haben sollte. Sie lag schlaff auf dem dichten schwarzen Schamhaar. Ja, er war ein prächtiger Mann, und sie wünschte sich von ganzem Herzen, daß er sie ihr ganzes Leben lang in langen Winternächten wärmen würde.
    Dann deckte sie ihn unverzüglich zu. »Er ist ganz heiß«, sagte Daria. »Er wird doch wieder gesund werden, oder?«
    »Ja«, erwiderte Romila, ohne einen Augenblick zu zögern, »klar wird er gesund. Und wie die meisten Männer wird er sich dann laut beschweren und rumbrüllen.«
    »Hoffentlich«, sagte Daria und setzte sich aufs Bett, um ihm über die Arme, das Gesicht und die Haare zu streichen.
    Dann kam der Arzt, ein ausgemergelter alter Mann mit klugen Augen und sauberen Händen. Bei seinem Anblick schöpfte Daria wieder Hoffnung.
    In einer der beiden Satteltaschen Rolands fand sie, in einen Waffenrock gewickelt, eine große Menge Geld. Sie bezahlte den Arzt, der sie aufmerksam ansah. »Wer bist du?« fragte er in schleppendem Walisisch.
    »Ich bin seine Frau Gwen, Sir.«
    Der alte Arzt räusperte sich vernehmlich.
    »Bitte, Sir, wird mein Mann durchkommen?«
    »Das fragst du mich? Ich kann dir jetzt nur raten, bete für deinen Mann! Die endgültige Antwort gebe ich dir morgen.«
    Erst als er weg war, fiel es Daria auf, daß er anfangs walisisch mit ihr gesprochen hatte und später auf englisch umgeschaltet hatte. Wenn selbst ein alter Arzt sie so leicht durchschauen konnte, schien sie wirklich keine große Schauspielerin zu sein.
    Sie begab sich wieder an Rolands Krankenbett. Sie wußte jetzt, daß es irgendein geheimes Band zwischen ihnen gab. Doch nur sie spürte es, er nicht. Sie dachte wieder an die Männer in den weißen Gewändern, die sie in seinem Traum gesehen hatte. Obwohl sie nur eine Beobachterin gewesen war, war sie doch bei ihm gewesen, hatte gefühlt, was er fühlte, und hatte sogar die fremde Sprache, die er verwandte, verstanden. Sie erinnerte sich, daß einer der dunkelhäutigen Männer ihn zur Seite gezogen und ihm zugeraunt hatte: »Ich weiß, wer du bist, und sobald es mir gefällt, mache ich dich fertig, du ungläubiger Hund!«
    In diesem Augenblick hatte Roland gedacht: Na schön, dann muß ich ihm wohl oder übel die Kehle durchschneiden, verdammt noch mal. Sie wußte es so genau, wie sie ihn kannte.
    Sie legte die Wange an sein Herz und schlief ein wenig. Er rührte sich nicht, bis sie ihn weckte, um ihm etwas von der kräftigen Brühe zu geben, die Romila früher am Abend gebracht hatte. Sie mußte sie ihm mit Gewalt einflößen. Danach wusch sie ihm Gesicht und Oberkörper mit einem kühlen, nassen Tuch.
    Sein Fieber stieg ständig und mit ihm ihre Angst. Kurz vor Mitternacht bat sie den lieben Gott, sie an seiner Statt zu sich zu nehmen. Aber der liebe Gott würde sich wohl kaum um den Wunsch einer Frau kümmern.
    Sie machte weitere Tücher naß und wusch ihn wieder und wieder. Seine Körperhitze war erschreckend hoch, und ihre Gebete wurden immer inbrünstiger. Genau um Mitternacht schlug er die Augen auf und starrte sie an.
    »Roland? Gott sei Dank, du bist aufgewacht!«
    Er sagte nichts. Plötzlich verzerrte Wut sein Gesicht, und er brüllte: »Joan, du verdammtes Biest! Verschwinde aus meinen Augen, oder ich erwürge dich!« Dann packte er sie am Handgelenk und drehte ihr den Arm um- Sie schrie auf und wollte ihn wegschieben.
    Aber er war stark. Während er ihr den Arm weiter verdrehte, stieß er keuchend im Flüsterton hervor: »Ja, ich habe dich geliebt, ich habe dir mein ganzes Herz geschenkt. Aber du hast mich betrogen. Und jetzt kommst du wieder, um mich zu quälen. Du Biest, du verfluchtes, treuloses Biest!«
    Plötzlich ließ er ihr Handgelenk los und schlug ihr hart ins Gesicht. Sie flog zurück und fiel auf den Fußboden. Schnell richtete sie sich auf die Knie auf und sagte atemlos: »Roland, nein! Du darfst dich nicht bewegen! Nein!«
    Er warf die Decken zurück, erhob sich und stand schließlich drohend vor ihr, nachdem er kurz hin und her geschwankt war. Sie starrte ihn mit einem Ausdruck an, in dem sich Entsetzen, Erstaunen und Freude mischten.
    Genauso plötzlich, wie er aufgesprungen war, verließen ihn die Kräfte. Er fiel rücklings aufs Bett und rührte

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