Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
nickten belustigt.
    »Ja, und sie dann gefesselt.«
    Dienwald wurde nun sachlich. »Wenn Ihr Euch wieder wohl fühlt, sollten wir Euch jetzt zu Eurem Gatten bringen.«
    »Offen gestanden«, sagte Philippa de Fortenberry in herausforderndem Tonfall, »ich frage mich schon, warum ich Roland nicht zum Mann genommen habe. So ein edler Charakter, so eine männliche Natur, so ein ...«
    Dienwald de Fortenberry schoß in die Höhe, lud sich seine Frau auf die Schulter und trug sie davon.
    Daria sah ihnen entgeistert nach. Die beiden waren mehr als eigenartig.
    Aus der Richtung, in der sie verschwunden waren, hörte sie ein lautes Geheul, halb wutentbrannt, halb lachend. Nach einigen Minuten tauchte Dienwald wieder auf. Er gab sich jetzt als umsichtiger Retter. »Wir wollen das Schicksal nicht herausfordern und möglichst bald aufbrechen. Ich will Euch nämlich wohlbehalten bei Roland abliefern. Wo hält er sich eigentlich auf?«
    »Es kann nicht weit von hier entfernt sein. Er ist unterwegs, um Ländereien und eine Burg zu kaufen. Sie heißt Thispen-Ladock.«
    »Ja, das ist wirklich nicht weit von hier. Seid Ihr imstande weiterzureiten?« Dienwald half ihr beim Aufstehen. »Ich möchte mal wissen, was Graelam dazu sagen wird. Ja, ich würde zu gern das Gesicht sehen, das er gerade jetzt macht.«
    »Ihr kennt wohl jeden hier, Sir?«
    »Ihr könnt Dienwald zu mir sagen. Ja, wir bilden in diesem Teil von Cornwall eine kleine Gemeinschaft. Daher ist es kein Wunder, daß wir uns alle kennen. Erstaunlich ist nur, daß wir sogar Freunde sind.« Er lachte.
    Nun kam auch Philippa hinzu. »Ich werde Euch behilflich sein«, sagte sie und reichte Daria die Hand. Zu ihrer Bestürzung riß Daria sich von ihr los und rannte davon. Gleich darauf sank sie an einen Baumstamm und erbrach sich heftig.
    »O mein Lieber«, sagte Philippa zu ihrem Mann, »wenn sie aber krank ist...«
    »Dann reiten wir eben langsam. Im Augenblick brauchen wir nichts zu überstürzen. Master Giles ist vorläufig außer Gefecht gesetzt.«
    Daria nahm einen Krug Wasser von Philippa in Empfang und spülte sich den Mund aus.
    »Krank bin ich nicht«, sagte sie, »ich bin schwanger. Diese Anfälle kommen und gehen. Einfach scheußlich!«
    »Ich muß schon sagen, Roland hat eine vorbildliche Pflichtauffassung bewiesen«, sagte Dienwald trocken. »Wie lange seid Ihr denn verheiratet?«
    »Noch nicht lange«, antwortete Daria ausweichend. Dann gestattete sie Philippa, ihr mit einem feuchten Lappen das Gesicht abzuwischen. »Vielen Dank. Das tut gut. Jetzt bin ich wieder wohlauf, bestimmt. Das war der Morgengruß meines Kindes. Hat mir auf seine Weise angekündigt, daß es bereit ist, den Tag zu beginnen. Können wir jetzt zu meinem Mann reiten?«
    »Ja, laßt uns aufbrechen!« sagte Dienwald.
    »Aber wo ist Henrietta, meine Stute? Master Giles hat sie mir weggenommen.«
    »Ich habe alle Pferde von Master Giles einkassiert. Das dürfte als Entschädigung für seine Diebeszüge ausreichen.«
    »Du vergißt, seine Kleider zu erwähnen«, sagte Philippa kichernd.
    Die zwölf Männer, die Dienwald begleiteten, waren in Hochstimmung. Daria hörte, wie sie ihre Eindrücke austauschten.
    »Hast du gesehen, wie sich sein Fettgesicht verzog, als Dienwald ihn aufforderte, den Waffenrock abzulegen?«
    »Ja, und seine kleine Rute ist in der Kälte immer mehr eingeschrumpft!«
    »Eins ist sicher, Master Giles wird unserem Herrn so bald keinen Streich mehr spielen!«
    Die regenschweren Wolken hatten sich verzogen, der Himmel war aufgeklart. Jetzt erst konnte Daria ihre neuen Beschützer genauer betrachten.
    Philippa hatte die Wollmütze abgesetzt, und die schimmernden dichten Locken fielen ihr frei über die Schultern. Sie ritt dicht neben ihrem Mann, und Daria sah, daß sie sich an den Händen hielten. Der Anblick stimmte sie wehmütig. Sie dachte an Wales, an die langen Stunden mit Roland, der um sie bemüht war, mit ihr gelacht und sie gelobt hatte, wenn sie die walisischen Wörter und Redensarten korrekt nachgesprochen hatte ...
    Dienwald drehte sich im Sattel um und sagte: »Wir sind nicht mehr weit von Thispen-Ladock entfernt. Eine Stunde noch. Alles in Ordnung, Daria?«
    Am liebsten hätte sie laut >Nein< gerufen. Sie durfte gar nicht daran denken, wie Roland sie beschimpfen würde, wenn er sie unverhofft auftauchen sah. Doch sie drückte die Schultern zurück und antwortete: »Ja, alles in bester Ordnung.«
    Leise sagte er zu seiner Frau: »Das ist alles höchst sonderbar. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher