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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Waschgefäße, auf dem Steinfußboden fehlten duftende Binsen, und nirgends waren Wandteppiche aufgehängt. Die Kälte drang ungehindert durch die Steinwände. Ein abgestandener, ranziger Geruch lag in der Luft. Ihr schauderte.
    »Erzähl mir von deiner fetten Beute!« sagte Roland zu Dienwald.
    »Wir waren hinter Master Giles her, einem dicken Spitzbuben, den du wahrscheinlich nicht kennst. Eines schönen Tages nutzte er die zufällige Abwesenheit von Philippa und mir dazu aus, St. Erth einen Besuch abzustatten. Er bot der alten Agnes und Crooky verschiedene Waren zum Kauf an, und mit seiner öligen Zunge hatte er sie schnell überredet. Kurz und gut, als Philippa und ich zwei Tage später zurückkamen, waren wir inzwischen Besitzer angeblich feinster Stoffballen geworden, und das zu einem erstaunlich niedrigen Preis.«
    Philippa fiel lachend ein: »Wir packten die Ballen aus, und siehe da, sie waren von Motten völlig zerfressen. Der gerissene Master Giles hatte der alten Agnes sehr gute Stoffe gezeigt und sie dann geschickt gegen wertlosen Krempel vertauscht, den er für solche Betrügereien immer zur Hand hatte. Crooky stellte dann fest, daß einige Wertgegenstände aus der Burg verschwunden waren, darunter ein Geschenk der Königin - ein wunderbar geschmiedetes Waschgefäß - und mehrere Halsketten vom König. Erstaunlich, daß sogar Gorkel der Schreckliche auf den schleimigen Master Giles hereingefallen war. Wir mußten Gorkel auf St. Erth zurücklassen. Sonst hätte er den dicken Master Giles buchstäblich in kleine Stücke zerlegt.«
    Wer ist Gorkel der Schreckliche? fragte sich Daria.
    Sir Thomas fand großes Vergnügen an der Geschichte. »Dann habt Ihr und Dienwald Euch also an die Verfolgung gemacht«, sagte er.
    »Ja«, sagte Dienwald in vorwurfsvollem Ton. »Aber diese Dirne hier, die meine Frau ist, verlangte alle paar Stunden, daß wir eine Pause einlegten. Daher brauchten wir viele Tage, bis wir Master Giles stellten. Und warum die vielen Pausen? Weil es sie ständig nach meinem arg mitgenommenen Männerkörper verlangte. Meine Männer zeigten großes Verständnis für ihre Bedürfnisse. Als ich mich einmal verweigerte, haben sie mich sogar angefleht, ihr nachzugeben. Na, da mußte ich eben wieder ran.«
    Philippa gab ihm einen Rippenstoß. »Mit dir wird es noch mal ein schlechtes Ende nehmen, Dienwald. Ich werde meinem erlauchten Vater schreiben, daß du mir keine Achtung erweist, daß du mich dauernd verspottest und ...«
    »Der König«, unterbrach Roland, »macht zur Zeit eine Rundreise bei den Markgrafen. Wir sahen ihn zuletzt auf Tyberton, der Burg des Grafen von Clare. Ihr müßt also Eure Klage gegen Euren bösen Ehemann bis zum Herbst zurückstellen, wenn er und die Königin wieder nach London kommen.«
    Daria mußte gegen ihren Willen lächeln. Doch als sie Rolands Blick auf sich gerichtet sah, gefror ihr das Lächeln zur Grimasse.
    »Erzähl die Geschichte weiter, Dienwald!« sagte Roland freundlich. »Schließlich habt ihr also Master Giles aufgespürt.«
    »Ja, und zwar in dem Penrith-Eichenwald nicht weit von hier. Bei ihm waren sechs Männer, darunter ein besonders gemeiner Bursche, und zwei Frauen. Er hatte gerade Daria gefangengenommen und wußte nicht so recht, was er mit seiner Beute anstellen sollte. Sie war zu ihrem Mann unterwegs, Roland - etwas, was Philippa an ihrer Stelle auch gemacht hätte. Na ja, die Frauen! Sie haben eben nicht genügend Verstand, um zu erkennen, wie verkehrt so was ist. Sie lassen sich nur von ihren Gefühlen leiten, und wir müssen dann kommen und sie wieder herausprügeln. Dieser gemeine Kerl - Alan ist sein Name - nun, er ging brutal mit deiner Frau um ...«
    »Du meinst, er hat sie vergewaltigt?«
    »O nein, er kühlte sein Mütchen auf andere Weise an ihr. Er quälte sie, wo er nur konnte. Der fette Master Giles entrüstete sich darüber - meiner Ansicht nach ein abgekartetes Spiel - und schließlich durfte sie sich schlafen legen. Allerdings hatte ihr Alan die Handgelenke sehr fest zusammengeschnürt. Kurz vor dem Morgengrauen schlich ich mich in das Lager und holte sie heraus.«
    »Und dann mußten sich alle Mitglieder der Bande auf Geheiß meines lieben Mannes bis auf die Haut ausziehen, auch Master Giles selber. Alle wurden zusätzlich gefesselt. Wir nahmen die Pferde, die Kleider und die Stoffballen mit, die wir ja schließlich rechtmäßig gekauft hatten.«
    »Eine gerechte Strafe, will ich meinen«, sagte Thomas. Er wandte sich an Daria.

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