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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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»Es muß ein schreckliches Erlebnis für Euch gewesen sein.«
    »Ich habe mich schon völlig davon erholt, Sir.«
    »Aber es ging ihr wirklich schlecht«, sagte Dienwald. »Sie mußte sich erbrechen und war danach so schwach, daß sie einfach umkippte.«
    »Das liegt daran, daß sie ein Kind bekommt«, warf Roland ein.
    »Ja, das hat sie uns gesagt«, bemerkte Dienwald. »Ihr habt Euch wirklich rangehalten, Roland. Meinen Glückwunsch!«
    »Ich nenne das wunderbare Potenz«, sagte Philippa spöttisch. »Was für eine Manneskraft!«
    »Ja«, sagte Roland mit einem Seitenblick auf seine Frau, »es ist mir selber unbegreiflich, daß es so schnell ging.«
    Sir Thomas räusperte sich. Die Spannungen, die er ringsum spürte, waren ihm höchst unangenehm. »Ihr seid alle meine Gäste«, erklärte er. »Wärt Ihr erst zwei Wochen später gekommen, würdet Ihr schon Rolands Gäste sein. Vor Eurem Eintreffen haben wir beide gerade über die Umbenennung der Burg gesprochen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, Sir ...«
    »Seid still, Roland! Ihr werdet nicht meine Dynastie fortführen, sondern Eure eigene begründen. Jetzt seid Ihr an der Reihe. Und das schließt auch den Namen Eurer Stammburg ein. Da Eure Frau jetzt hier ist, können wir gleich ihre Meinung dazu einholen!«
    »Graelam und Kassia wissen wohl nicht, daß du von Wolffeton ausgerückt bist, wie?«
    »Jetzt müssen sie es wissen«, sagte Daria. »Vorher nicht.«
    Roland spürte, wie ihm die Galle hochkam. Abrupt sagte er: »Thomas und Dienwald, Ihr müßt mich jetzt entschuldigen. Ich möchte ein Wort mit meiner Frau sprechen. Daria, komm mit!«
    Er nahm sie am Arm und führte sie zur Wendeltreppe an der Ostseite des großen Saals. Die Stufen waren so schmal, steil und unregelmäßig, wie sie es noch nie gesehen hatte. Roland ging voran. Von dem trüben Flur oben gingen drei Zimmer ab. Er führte sie in das zweite. »Hier schlafe ich zur Zeit«, sagte er. »Sobald ich Burgherr bin, beziehe ich das Zimmer von Sir Thomas.«
    »Und wo bleibt dann Sir Thomas?«
    »Er geht nach Dover. Seine Tochter wohnt mit ihrem Mann und zahlreichen Kindern in der Nähe der Burg Corfe. Da sein Schwiegersohn krank ist, brauchen sie viel Geld. Wenn des Königs Männer deinen Onkel aufgesucht haben, bekomme ich genügend Geld, um die Burg hier zu bezahlen.«
    »Und bleibt dann noch etwas für notwendige Reparaturen übrig? Diese Burg ist in schauderhaftem Zustand.«
    Das stimmte zwar, und er hätte sich selber noch viel krasser ausgedrückt. Doch damit hatte sie bei ihm Öl ins Feuer gegossen.
    »Das ist jetzt dein Heim, Madam. Du wirst deine Ansichten darüber, was schauderhaft ist und was nicht, schleunigst ändern müssen. Über das restliche Geld verfüge ich allein, und du hast mir nicht dreinzureden. In keiner Weise. Und jetzt sage mir, warum du die Dummheit gemacht hast, heimlich Wolffeton zu verlassen!«
    »Ich wäre beinahe heil hier angekommen! Es war reines Pech, daß ich auf Master Giles' Lager stieß.«
    »Ha! Ich würde eher sagen, daß du mehr Glück als Verstand gehabt hast, als Dienwald noch rechtzeitig eingriff. Hast du eine Ahnung, was dir sonst passiert wäre?«
    Sie senkte den Blick, denn es tat ihr in der Seele weh, ihm ins Gesicht zu sehen, das kalte Wut verriet. »Ich war viele Monate lang gefangen, Roland. Also weiß ich aus Erfahrung, was mir hätte zustoßen können.«
    »Und doch hat es dich nicht davon abgehalten. Warum hast du es getan, Daria? Warum?«
    Langsam hob sie den Kopf und sagte ehrlich: »Weil ich bei meinem Ehemann sein wollte. Ich habe es nicht ertragen, zurückzubleiben und anderen als unerwünschter Gast zur Last zu fallen.«
    Das klang zutiefst wahr. »Verdammt«, sagte er betroffen und gleichzeitig enttäuscht. »Ich habe leider nicht die Zeit, um dich nach Wolffeton zurückzubringen. Jedenfalls vorläufig nicht. Aber wenn dir nicht gerade speiübel ist, kannst du dich hier nützlich machen. Alle Heiligen wissen, daß die Dienerschaft keinen Handschlag tut. Und wenn jemand doch mal arbeitet, macht er alles falsch.«
    Sie sagte kein Wort dazu. Sie saß da wie versteinert, und das machte ihn noch wütender. »Du bist ein dummes Schaf und weiter nichts. Du bleibst jetzt im Zimmer, bis ich dich rufen lasse. Hast du mich verstanden?«
    »Ja, ich habe dich verstanden.«
    Warum wollte er, daß sie hier im Zimmer blieb? Sollte sie sich nicht blicken lassen, weil er sich ihrer schämte?
    Roland verließ das Zimmer, ohne sich noch einmal nach ihr

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