Die Stimme des Daemons
räusperte sich. »Wie ist es in der Mall gegangen?«
Sam hielt den Koffer hoch. »Ich habe das Geld. Sie haben die Mall.«
»Und dein Kollege?«
»Ken sollte nichts passieren, wenn er tut, was ich ihm gesagt habe.«
»Das ist gut. Siehst du? Du bist ein guter Mensch geblieben.« Er tätschelte Sams Arm und stand auf. »Wohin geht es jetzt?«
»Zurück zur Brücke. Davey sollte schon auf mich warten.«
Auf dem Hotelparkplatz öffnete Zack den Kofferraum des Mercedes. Drinnen lagen zwei große rote Seesäcke.
»Sieh nach, wenn du willst«, sagte Zack.
Sam öffnete einen der Säcke und starrte auf das Geld hinunter – fast eine halbe Million US-Dollar in bar.
»Es sieht gar nicht wie richtiges Geld aus«, sagte er. »So sauber und glatt.«
Zack nickte. »Ich habe oft ein paar Scheine in der Hosentasche, oder auch ein paar frische in der Brieftasche, aber wenn ich sie so sehe, frisch aus der Druckerei, dann wird mir bewusst, dass es nur bedrucktes Papier ist.« Nachdenklich fügte er hinzu: »Das ganze Leid für etwas so … Wertloses.«
Sam schloss den Seesack und zog den Reißverschluss des zweiten auf, der nicht ganz so voll war. Er öffnete den Aktenkoffer und steckte die Geldbündel in den Seesack. Er sah keinen Sinn darin, das Geld zu zählen.
Wenn Vadik ihn übers Ohr gehauen hatte – was konnte er schon dagegen tun?
75
Unter der Burnside Bridge war es lauter als sonst, als Zack und Sam hinkamen. Die Leute drängten sich in großen schützenden Kreisen zusammen, andere wanderten ziellos von einer brennenden Tonne zur nächsten.
Sam verfolgte beunruhigt, wie einige vor sich hin jammerten und unzusammenhängende Dinge plapperten, während sie mit den Fäusten auf die Erde trommelten, bis ihre Hände wund waren. Der Schrei eines Babys schnitt durch den Lärm wie eine Sirene, worauf jemand anfing, fieberhaft etwas zu summen, was wohl ein Wiegenlied sein sollte.
Der Wächter kam herbei, sein Gesicht angespannt.
»Was ist da los?«, fragte Sam.
»Sind einfach nur ein paar Leute mehr da als sonst«, knurrte der Hobbit. »Die Bullen haben heute ein paar Lager auf der Westseite aufgelöst, darum sind wir heute ein bisschen überfüllt. Die Leute, die immer hier sind, kommen zurück, und ihr Platz ist besetzt. Das gibt natürlich Zoff.«
»Ist Davey hier?«
In dem Moment, als der Hobbit nickte, brach hinter ihm ein heftiger Kampf aus. Zwei Männer fielen bedrohlich knurrend übereinander her. Sam wich einen Schritt zurück, sprachlos angesichts der unbändigen Wut der beiden Streithähne. Einer der Männer fiel auf den Rücken, und der andere stürzte sich auf ihn, die Finger zu Haken gekrümmt. Er landete auf der Brust des Mannes, packte ihn an den Haaren und knallte seinen Kopf so lange auf den Boden, bis er sich nicht mehr bewegte.
Der Sieger spuckte dem bewusstlosen Mann ins Gesicht und zog sich in einen Winkel zurück, wo ein zerfetzter blauer Schlafsack lag. Niemand stellte sich ihm entgegen, als er sich auf den Sack legte und die Augen schloss.
Sam sah Zack an. Seine Schultern waren steif, doch da war kein Anzeichen von Angst. Sam erinnerte sich, wie er selbst sich gefühlt hatte, als er geglaubt hatte, dass seine Familie tot sei; er war sich sicher, dass ihm nichts auf der Welt mehr Angst machen konnte, weil er absolut nichts mehr zu verlieren hatte. Kallis Tod hatte Zack in diesen Zustand gebracht, und Sam spürte, dass er vielleicht noch gefährlicher sein konnte als die verzweifelten Leute hier unter der Brücke.
Der Hobbit wandte sich achselzuckend von dem bewusstlosen Mann ab.
»Da draußen geht es nicht anders zu«, sagte er und zeigte auf die andere Seite des Flusses. »Nur dass man es in der Welt draußen nicht kommen sieht.«
Davey stand bei der brennenden Tonne, und sein Oberkörper zitterte, während er irgendetwas vor sich hin murmelte. Als Sam in den Lichtkreis trat, blickte Davey auf, und dann rasch zur Seite.
»Hat er dich wieder hergeschickt?«, fragte Davey.
»Wer?«
»Der, der dir gesagt hat, dass du mich anzünden sollst.«
Sam schüttelte den Kopf. »Er glaubt, dass du tot bist. Du bist jetzt sicher.«
»Sicher bin ich nie. Nie.« Daveys Augen weiteten sich plötzlich vor Angst. »War es der Vater?«
»Der Vater?«
Davey nickte rasch. »Der Vater von dem Jungen. Er hat die ganze Zeit geweint. Ich habe ihn hinter mir gehört. Weinen. Sie haben ihm irgendwann gesagt, dass er gehen soll, aber er ist zurückgekommen. Ich habe seinen brennenden Blick auf mir
Weitere Kostenlose Bücher